Von: sr
Bozen – „Geschichte und Region“ und das „Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte“ der Uni Bozen organisieren erstmals ein europäisches Nachwuchssymposium in Bozen. Anlass ist eine organisatorische Neuaufstellung in der Südtiroler Regionalgeschichte.
Der Verein „Geschichte und Region“ und das Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen organisieren vom 15. bis 17. September erstmals die „Bozner Gespräche zur Regionalgeschichte“. Die internationale Nachwuchstagung will junge und innovative Historiker aus ganz Europa zusammenbringen, um über den gegenwärtigen Stand und über die Zukunft des Faches „Regionalgeschichte“ zu diskutieren. Das Ziel der Tagung ist es, die „Regionalgeschichte“ zu überdenken und neu zu fokussieren. Denn so banal die Fragen danach, was eine Region sei, wie sie historisch entsteht und wie man sie geschichtswissenschaftlich beschreiben kann, auf den ersten Blick auch klingen mögen – allgemein anerkannte Antworten darauf fand die Historikerzunft bislang kaum.
Die europaweite Ausschreibung zur Tagung hat großen Anklang erfahren: Über 70 Wissenschaftler haben sich mit spannenden Themen beworben, aus denen letztlich 30 Tagungsteilnehmer aus acht verschiedenen Ländern ausgewählt wurden. Dies, so die Geschäftsführerin des Vereins „Geschichte und Region“, Michaela Oberhuber, zeige, wie groß der Bedarf einer derartigen wissenschaftlichen Veranstaltung sei. Es gebe jährlich zahlreiche europaweite Nachwuchsveranstaltungen zu allen denkbaren Themen und Forschungszweigen, nur die Regionalgeschichte habe es bislang nicht geschafft, dergleichen auf die Beine zu stellen. Mit den „Bozner Gesprächen zur Regionalgeschichte“, die zukünftig alle zwei Jahre stattfinden sollen, wolle man diese Lücke schließen, so Oberhuber weiter.
Die Themenbandbreite der Beiträge ist beachtlich: Johannes Köhler von der Universität in Würzburg wird etwa über das fränkische Regionalbewusstsein im Mittelalter sprechen, Susanne Korbel von der Andrássy-Universität Budapest über die „Wiener Ur-Gemütlichkeit“ österreichischer Flüchtlinge im New York der 1940er Jahre, Markus Wurzer von der Universität Graz hingegen über die Netzwerke Südtiroler Soldaten im faschistischen Abessinienkrieg. Einen gegenwartsgeschichtlichen Zugang wird dagegen Sarah Oberbichler von der Universität Innsbruck einschlagen, die über den Zusammenhang zwischen Migration und Region am Beispiel Südtiroler Tageszeitungen referieren wird.
Am Donnerstag, den 15. September, ist darüber hinaus an der Freien Universität Bozen eine abendliche Festveranstaltung geplant. Gefeiert wird die Neuaufstellung der historischen Fachzeitschrift „Geschichte und Region/Storia e regione“: Seit diesem Jahr ist die Freie Universität Bozen mit dem Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte neben dem seit 1991 bestehenden, gleichnamigen Verein und dem Südtiroler Landesarchiv Mitherausgeberin der zweisprachigen Zeitschrift. Regionalgeschichte immer wieder neu anpacken – sei es in lokaler, administrativer Hinsicht, sei es auf europäischer Ebene in inhaltlicher Hinsicht – der Zukunft der Regionalgeschichte ist dieser ganz besondere Abend gewidmet mit einem Festvortrag des renommierten Historikers Miloš Řezník vom Deutschen Historischen Institut Warschau.
Die Tagung ist frei und kostenlos zugänglich, nach dem Abendvortrag am Donnerstag, den 15. September, laden die Organisatoren zu einem kleinen Umtrunk. Die Tagungssprachen sind Deutsch, Italienisch und Englisch, eine Simultanübersetzung wird angeboten.
Alle weiteren Informationen zur Tagung und zu den einzelnen Vorträgen finden sich auf www.geschichteundregion.eu oder auf www.unibz.it/zefuer.