Von: mho
Bozen – Von den geborgenen Schätze aus der Vergangenheit, die im Landesamt für Bodendenkmäler in Frangart aufbewahrt, restauriert und konserviert werden, konnten sich Interessierte im Rahmen des heutigen Europäischen Tags des Denkmals (1. Oktober) selbst ein Bild machen. Im Mittelpunkt stand dieses Jahr die Restaurierung archäologischer Funde.
Die Direktorin des Amtes für Bodendenkmäler, Catrin Marzoli, und ihre Mitarbeiter erklärten den Besuchern den langen Weg von der Auffindung archäologischer Fundstücke über deren Restaurierung und Konservierung bis hin zu ihrer Aufbereitung für die Präsentation in Museen oder Ausstellungen. Dabei hatten die Gäste die Gelegenheit, den Restauratoren bei ihrer Arbeit mit Skalpell und Zahnbürste, Mikroskop und Knetmasse über die Schulter zu schauen und Fragen zu stellen.
“Die Archäologie ist auf die Zustimmung der Gesellschaft angewiesen”, betonte Amtsdirektorin Marzoli, “denn heute mehr denn je sind archäologische Güter durch Bauvorhaben bedroht. Nur wenn in der Bevölkerung ein Bewusstsein für den Wert dieser Zeugnisse unserer Vergangenheit besteht, haben wir die Chance, dass sie erhalten und wissenschaftlich erforscht werden können.” Marzoli wies auch darauf hin, dass die Archäologie einen Beitrag dazu leistet, die Entwicklung unserer Gesellschaft aufzuzeigen und somit maßgeblich für unsere Identität ist.
Besondere Highlights, die den Besuchern präsentiert wurden, waren etwa Fundstücke aus den Grabungen bei Siebeneich, bei denen etwa 1000 Vasen und Kultobjekte aus Bronze aus der Zeit zwischen dem 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. ans Tageslicht gekommen sind oder die rätischen Urnen, die bei Nals entdeckt wurden und demnächst in einer Dauerausstellung zu sehen sein werden. Auch Fragmente aus der römischen Villa in Gries – wie zum Beispiel Teile eines Freskos, Marmorsäulen oder ein Mühlstein – werden derzeit untersucht und sollen voraussichtlich im Frühjahr 2018 in einer Dauerausstellung dem Publikum zugänglich gemacht werden.
Die Restauratorin Irene Tomedi stellte den Besuchern die Bergung und Konservierung der textilen Grabfunde von Freiherr Christoph von Wolkenstein vor, der von 1530 bis 1600 gelebt hat und dessen Grab im Altarbereich der Pfarrkirche St. Michael in Brixen gefunden wurde. Zu sehen waren neben seinem Kupfersarg auch erhalten gebliebene Textilfragmente, die einen einzigartigen Einblick in die Kleidung jener Zeit gewähren. Das Besondere dabei ist, dass es sich um eine profane Bekleidung handelt, während sonst fast ausschließlich sakrale Textilfunde aus dem 16. Jahrhunderts bekannt sind.
Viele interessierte Besucher haben auch dieses Jahr wieder die Gelegenheit genutzt, um die Fundstücke im Amt für Bodendenkmäler zu besichtigen und Einzelheiten über die Arbeit der Restauratoren zu erfahren. Auch im kommenden Jahr wird das Amt sich wieder am Europäischen Tag des Denkmals beteiligen und vielleicht wieder mit neuen Funden aufwarten.