Von: ao
Bozen – Nach zwei Wettbewerbsbiennien ohne 1. Preisträger schloss das Finale der großen 60. Jubiläumsausgabe im Jahr 2015 mit der Vergabe des Busoni-Preises an die junge Südkoreanerin Chloe Mun, deren Karriere seither einen vielversprechenden Verlauf eingeschlagen hat. Nun ist die Spannung groß, wie sich die im Vorjahr ermittelten Kandidaten in diesem Finale des 61. Busoni Wettbewerbs präsentieren werden und ob in der Finalissima am 1.9.2017 ein neuer Busoni Preisträger gekürt werden darf.
Zeitplan
Vom 22. bis 25.8. findet das sogenannte Solo Halbfinale statt, zu dem nach aktuellem Stand 25 Kandidaten erwartet werden. Am späten Nachmittag des 25. fällt die Jury ihr erstes Urteil und es werden die Namen jener 12 Kandidaten verkündet, die in der Solo Finalrunde am 26. und 27. August spielen, am Ende werden 6 Kandidaten für das Kammermusikfinale am Abend des 29. und 30. August zugelassen. Diese Gruppe wird noch ein weiteres Mal halbiert. Am Freitag den 1. September schließlich spielen drei Kandidaten ein Klavierkonzert mit dem Haydn Orchester im Stadttheater. Nach einer kurzen Beratungszeit der Jury findet dann direkt im Stadttheater die Preisverleihung statt!
Finalisten
Die Finalisten spiegeln ein weites Feld der jungen Klavierkunst der Gegenwart und eine große internationale Vielfalt. Am zahlreichsten vertreten sind die Italiener mit fünf Kandidaten. Im Gegensatz zu den Finalrunden der Vorjahre sind eher wenige Vertreter der russischen Klavierschule zugegen, unter den Asiaten wiederum ist in diesem Jahr der Anteil der Japaner wahrnehmbar höher als in vergangenen Jahren und entspricht mit je vier Finalisten dem der Südkoreaner. Aus Deutschland, China und Frankreich kommen je zwei Kandidaten, doch auch Kroatien, Polen, Großbritannien Russland, der Ukraine und Syrien sind mit einem Kandidaten vertreten. Die ältesten Kandidaten sind jene des Jahrgangs 1988, die jüngsten 1999 geboren.
Liste (Stand 15.8.2017)
Stefano Andreatta, Leonora Armellini, Maddalena Giacopuzzi, Giorgio Trione Bartoli, Daniele Paolillo (Italien)
HanGon Rhyu, Jaeyeon Won, EunSeong Kim, Hyoung Lok Choi (Südkorea)
Yuka Morishige, Madoka Fukami, Arisa Onoda, Yui Fushiki (Japan)
Mathis Bereuter, Julius Asal (Deutschland)
Florian Caroubi, Franck Laurent-Grandpré (Frankreich)
Larry Weng, Xingyu Lu (China)
Anna Geniushene (Russland)
Ivan Krpan (Kroatien)
Łukasz Krupinski (Polen)
Dmytro Choni (Ukraine)
Riyad Nicolas (Syrien)
Julian Trevelyan (Großbritannien)
Jury
Ein ebenso vielfältiges, künstlerisch herausragendes wie unbestechliches Abbild der Klavierwelt der Gegenwart bietet auch die Jury bei diese 61. Finalausgabe. Sie setzt sich aus den Pianisten Mari Kodama (Japan, Jurypräsidentin), Kevin Kenner (USA), Bruce Brubaker (USA), Walter Ponce (Bolivien/USA), Sa Chen (China), Jorge Luis Prats (Kuba/Spanien) Pietro De Maria (Italien), dem mehrfach ausgezeichneten Tonträgerproduzenten bei der Deutschen Gramophon, Christopher Alder (UK) und dem Intendanten des Wiener Konzerthauses, Matthias Naske (Österreich) zusammen.
Junior Jury
Die entschlossen voranschreitende Internationalisierung des Bozner Wettbewerbes wird durch einen stärkeren Dialog mit dem heimischen Territorium ergänzt, hier kommt einer neuen Kooperation mit den deutschen und italienischen Musikinstituten eine besondere Rolle zu, mit denen in diesem Jahr das neue Projekt der Junior Jury aus der Taufe gehoben wird. Die lokalen Musikschulen sind mit großer Begeisterung der Einladung des Busoni Klavierwettbewerbes gefolgt, eine eigene Jury von fünfzig begeisterten jungen Klavierschülern in das Semifinale zu entsenden. Die Junior Jury wird die Solo Recitals aller 25 Kandidaten verfolgen und einen eigenen Preis vergeben.
Kammermusik
Neben dem dramatischen, großen Spektakel des Klavierkonzertes mit Orchester und der einsamen Exponiertheit des Solisten im Recital führt die Kammermusik ein manchmal unterschätztes Dasein, doch wird diese komprimierte, intime Form des gemeinsamen Musizierens von vielen herausragenden Interpreten am meisten geschätzt. Zum ersten Mal in der Geschichte des Wettbewerbs ist diesmal nun auch beim Busoni eine Finalrunde mit Kammermusik vorgesehen, die an die Stelle der ersten Runde mit Orchester tritt, denn der Busoni Klavierwettbewerb sucht nach den großen Gestaltern und Interpreten der Zukunft. Als neuer Partner des Wettbewerbes wird darum auch ein Streichquartett zur vorletzten Runde mit sechs Finalisten hinzugezogen. Im Unterschied zur großen Orchester-Finalissima mit dem Haydn Orchester geht es bei den Klavierquintetten von Schumann, Franck, Brahms, Schostakowitsch und Dvorák um einen intimen und oft schonungslosen Dialog zwischen dem Klavier und vier Streichern. Die jungen PianistInnen dürfen dabei auf das international hoch gelobte Quartetto di Cremona als Partner dieser Finalrunde zählen. (29. & 30.8.)
Zeitgenössisches Repertoire
Das zeitgenössische Repertoire der Solofinalrunden entspringt in diesem Jahr der Zusammenarbeit mit einem neuen Partner des Busoni Wettbewerbs, dem Orléans Concours International in Frankreich und besteht ausschließlich aus Werken, die von diesem wichtigen Wettbewerb in Auftrag gegeben wurden.
Internationale Medien-Kooperationen
Dem internationalen Renommee des Wettbewerbs entsprechend hoch ist auch in diesem Jahr das Interesse daran, den Wettbewerb live über verschiedene Medien zu verfolgen. Neben dem aufwändigen hauseigen produzierten Live-Streaming ragt die Kooperation mit RAI SÜDTIROL besonderem Maße hervor; diese garantiert nicht nur eine regionale TV-Live-Übertragung des Finalissimo mit dem Haydn Orchester unter der Leitung von Arvo Volmer sondern auch dessen Übernahme für ORF III und in Teilen auch für RAI 5. Auch der Bayrische Rundfunk sieht eine zeitversetzte Übertragung des Finales im Hörfunkprogramm von BR Klassik vor.
Nicht erst seit dem Triumph von Chloe Mun wird der Busoni Wettbewerb in Südkorea intensiv verfolgt – das Land entsendet seit Jahren eine beachtliche Zahl begabter junger Pianisten nach Bozen, auch in diesem Jahr sind vier von ihnen in die Auswahl die letzten 25 gekommen. Die große nationale Tageszeitung JoongAng Ilbo übernimmt in einer gänzlich neuartigen Kooperation ab dem Solofinale den gesamten Livestream in die eigene Website und entsendet zu dessen gezielter Moderation für die südkoreanischen Onlinezuschauer eine Journalistin nach Bozen.
Neu unter den Medienpartnerschaften ist eine Kooperation mit der innovativen, erst 2015 gelaunchten Klassik-Plattform Idagio, dem führenden Audio-Streaming Dienst für Klassikliebhaber. Idagio bietet Zugriff auf einen viele tausend Stunden Musik umfassenden und permanent wachsenden Katalog qualitativ hochwertigster Aufnahmen. Der Busoni Wettbewerb ist hier mit einer eigenen kuratierten Playlist vertreten, die Zugriff auf Kostbarkeiten aus den Archiven der Wettbewerbsgeschichte bietet.
Auch IDM Südtirol hat den Wert des Busoni als einen kulturellen Leuchtturm, der Bozen und der Region neue weltweite Aufmerksamkeit einbringt, erkannt und widmet dem Wettbewerb einen Beitrag auf ihrer innovativen Storytelling-Plattform „Was uns bewegt“. Der Beitrag, für den unter anderem der renommierte Regisseur Andreas Pichler einen Kurzfilm produziert, wird während des laufenden Wettbewerbs gedreht und 2018 veröffentlicht werden.
Steinway Spirio – Faszination selbstspielendes Klavier
Am 31.8. besteht die Möglichkeit, eine wahrhaft erstaunliche Entwicklung aus dem Hause des Exklusivpartners des Wettbewerbs Steinway & Sons zu erleben, einer Technologie, von der bereits Ferruccio Busoni träumte. Das selbstspielende Klavier Spirio ist das erste von Steinway & Sons entwickelte hochauflösende Selbstspielsystem, gibt die Intention des Künstlers originalgetreu mit unglaublicher Präzision wieder und stellt eine wahre Verbindung zwischen Künstler und Zuhörer her. Für diese Veranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich.
Der Wettbewerb verlässt die Konzertsäle und erobert die Stadt
Während der Finalphasen des Wettbewerbs sind die Galerien der Bozner Altstadt (Sernesi-, Stern- und Greifgalerie, Walther’s Passage) Schauplätze von Klavierkonzerten. Junge Südtiroler Klaviervirtuosen – SchülerInnen des Institutes für Musikerziehung in deutscher und ladinischer Sprache, des Gymnasiums „Walther von der Vogelweide“ und des Istituto musicale Vivaldi – geben Kostproben ihres Könnens und lassen besondere Atmosphären im öffentlichen Raum entstehen. Die Konzerte in den Stadtgalerien fanden bereits 2011, 2013 und 2015 statt und wurden von allen Beteiligten mit großer Begeisterung aufgenommen.