Von: mk
Bozen – Mit La voix humaine und Cavalleria rusticana eröffnet die Stiftung Haydn am Freitag, den 30. November und am Sonntag, den 2. Dezember 2018 am Stadttheater Bozen eine neue Spielzeit im Zeichen des zeitgenössischen Musiktheaters.
Die vierte Ausgabe von OPER.A 20.21, das Opernprogramm der Stiftung Haydn von Bozen und Trient, unter der künstlerischen Leitung von Matthias Lošek, startet in das neue Bühnenjahr mit zwei hochkarätigen Stücken, deren gemeinsamer Nenner Gefühle sind, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Hass und Liebe.
Das Zweiergespann aus La voix humaine und Cavalleria rusticana, zwei musikalischen Meisterwerken aus unterschiedlichen Epochen, eröffnet am Freitag, den 30. November (20.00 Uhr, und Sonntag, 2. Dezember 17.00 Uhr) die neue Spielzeit von OPER.A 20.21. Das Opernprogramm der Stiftung Haydn von Bozen und Trient geht dieses Jahr bereits in seine vierte Runde. Unter dem Motto Forces of Nature, möchte OPER.A 20.21 2018/19 die unterschiedlichen Spielarten des Musiktheaters unserer Zeit ausloten. Auf der ersten Etappe der Reise beschäftigen wir uns mit zwei völlig konträren Gefühlen: der Liebe und dem Hass. Die Gegenüberstellung der beiden Emotionen kennzeichnet sowohl La voix humaine des französischen Komponisten Francis Poulenc als auch Cavalleria rusticana von Pietro Mascagni.
Mit beiden Stücken setzte sich nun eine der interessantesten und innovativsten Regisseurinnen, die das italienische Musiktheater aktuell zu bieten hat, auseinander: Emma Dante. Ihr gelingt es, zwischen den weiblichen Hauptdarstellerinnen einen roten Faden zu spinnen.
Elle, die Hauptfigur in La voix humaine, wird von Anna Caterina Antonacci verkörpert, während in Cavalleria rusticana unter anderem Teresa Romano (Santuzza), Angelo Villari (Turiddu), Monsoo Kim (Alfio), Giovanna Lanza (Mamma Lucia) und Francesca Di Sauro (Lola) zu sehen sind. Das Haydn Orchester von Bozen und Trient spielt unter der Leitung von Francesco Cilluffo. Koproduktion von Teatri di Opera Lombardia und Stiftung Haydn von Bozen und Trient. Ausstattung: Fondazione Teatro Comunale di Bologna.
Die Vorstellungen von La voix humaine und Cavalleria rusticana werden von den gewohnten Einführungsveranstaltungen begleitet: Oper.a Backstage gewährt einen Blick hinter die Kulissen (Mittwoch, 28. November, 18.00 Uhr) und Oper.a Intro gibt jeweils eine Stunde vor der Vorstellung eine Einführung in den Opernstoff.
La voix humaine
La voix humaine von Francis Poulenc, nach einem Libretto von Jean Cocteau, ist ein Monodrama, das die Urheber selbst (nicht ohne ein leichtes Augenzwinkern) als Tragédie Lyrique bezeichneten. Das 1959 an der Opéra Comique uraufgeführte Stück wurde ursprünglich Denise Duval auf den Leib geschrieben (die kurz zuvor in Les Dialogues des Carmélites triumphiert hatte), aber auch andere große Bühnenstars waren später darin zu sehen. 2010 wurde es am Stadttheater Bozen von Cristina Zavalloni in der Hauptrolle aufgeführt.
Die Handlung ist im Grunde sehr einfach, aber dennoch hochdramatisch. Ein Mann und eine Frau (Elle), die sich einmal liebten beschließen, sich für immer zu trennen. Ihr letztes Gespräch findet am Telefon statt. Wir sehen und hören ausschließlich die Frau, die auf einer emotionalen Achterbahn von Momenten großer Zärtlichkeit in heftige, verzweifelte Gefühlsausbrüche schlittert. Der Mann bleibt am anderen Ende der Leitung unsichtbar (man hört auch seine Stimme nicht), doch in den Sprech- bzw. Singpausen der Frau wird seine Anwesenheit fühlbar. Immer wieder stockt das Gespräch, doch keiner der beiden findet den Mut, dieser letzten, verzweifelten Unterhaltung ein Ende zu setzen. Schließlich ist sie mit ihren Kräften am Ende und lässt sich aufs Bett fallen. Das Telefonkabel ist ihr letzter schwacher Kontakt zu dem Mann. Sie fleht ihn an, aufzulegen. Das Drama endet mit erstickten Worten und Schreien, während der Telefonhörer zu Boden fällt.
Cavalleria rusticana
Cavalleria rusticana ist ein Einakter von Pietro Mascagni zu einem Libretto von Giovanni Targioni-Tozzetti und Guido Menasci, nach der gleichnamigen Novelle von Giovanni Verga. Es handelt sich dabei um die allererste Oper des Komponisten aus Livorno, ein Debüt, das mit Abstand das bekannteste seiner Werke bleiben sollte, obwohl noch sechzehn weitere Opern folgten. Schon bei der Uraufführung im Teatro Costanzi in Rom am 17. Mai 1890 war das Stück ein enormer Erfolg und ist es bis heute geblieben. Das Orchesterzwischenspiel ist eine der bekanntesten Melodien der Operngeschichte, und sowohl Werbung als auch Film (etwa Der Pate oder Wie ein wilder Stier) haben es für ihre Zwecke genutzt.
Die Oper spielt am Ostermorgen in einem Dorf in Sizilien und beginnt mit der Stimme von Gevatter Turiddu, der eine Serenade auf Lola anstimmt, das Mädchen, in das er unsterblich verliebt ist. Vor seinem Militäreinsatz hatte er ihr ewige Liebe geschworen, doch in seiner Abwesenheit heiratete sie Alfio, den Fuhrmann. Aus Rache macht Turiddu Santuzza den Hof, kümmert sich aber nicht mehr um sie, sobald er sie erobert hat. Der junge Mann treibt sich häufig in der Nähe von Alfios Haus herum, der oft nicht da ist und nichts bemerkt. Santuzza, die sich Sorgen macht, sucht nach Turiddu, um eine Erklärung für sein Verhalten einzufordern. Sie sucht das Haus von Lucia auf, der Mutter des jungen Mannes, und vertraut ihr an, was geschehen ist. Ihr gesteht sie ihre Gefühle und ihre Verzweiflung ein, denn sie wurde entehrt und verlassen. Da taucht Turiddu auf und die beiden beginnen eine lebhafte Diskussion, bis Lola auf dem Weg in die Ostermesse vorübergeht. Die beiden Frauen tauschen spitze Kommentare aus. Kurz darauf folgt Turiddu Lola, der Santuzzas Flehen nicht hören will. Da verflucht ihn Santuzza und beschließt, Alfio, der gerade des Weges kommt, alles zu erzählen. Nach der Messe füllt sich der Kirchplatz mit Menschen. Turiddu lädt seine Freunde in das Wirtshaus seiner Mutter Lucia auf einen Umtrunk ein und bietet auch dem entehrten Alfio ein Glas an. Dieser lehnt mit einer Umarmung ab und beißt Turiddu dabei ins Ohr. Mit dieser Geste fordert er ihn zum Duell heraus. Turiddu, der tut, als sei er betrunken, richtet rührende Abschiedsworte an die Mutter, der er Santuzza zum Schutz anvertraut und geht, um sich dem Rivalen zu stellen. Nur wenig später ertönt der Ruf einer Dorfbewohnerin: „Sie haben Gevatter Turiddu umgebracht!“
TICKETS
Einzeltickets sind online oder an den Theaterkassen des Stadttheaters Bozen erhältlich.
Ab 20 Euro, Studentenermäßigung: zehn Euro.
Die Stiftung Haydn von Bozen und Trient dankt der Firma Alperia für die Unterstützung und Zusammenarbeit und der Stiftung Südtiroler Sparkasse und R + V Allgemeine Versicherung für die Förderung im Rahmen des Programms Art Bonus.