"Der Rosengarten braucht keinen Glasturm"

Heimatpflegeverband Südtirol: “Unsere Berge brauchen keine Geschmacksverstärker”

Montag, 23. September 2019 | 20:22 Uhr

Bozen – Am Samstag, 21. September haben sich die Befürworter eines unberührten Dolomiten-Weltnaturerbes am Fuße des Rosengartens versammelt um ihre Position zu unterstreichen: Unsere Berge brauchen keine Geschmacksverstärker – Der Rosengarten braucht keinen Glasturm.

Im Rahmen einer Sitzung der Landesregierung im September – das genaue Datum ist den Umweltverbänden leider nicht bekannt – werden die Mitglieder der Landesregierung die weitere Vorgangsweise besprechen und das Projekt „Touch the Dolomites“ gutheißen oder ablehnen. Davor haben der Heimatpflegeverband Südtirol, Mountain Wilderness, der Club Alpino Italiano, der WWF, Legambiente, Italia Nostra und der Dachverband für Natur- und Umweltschutz zusammen mit vielen Unterstützern mit der Aktion „Unsere Berge brauchen keine Geschmacksverstärker“ ein klares Zeichen gesetzt.

Weltnaturerbe Rosengarten

Der Rosengarten ist nicht nur ein weltweit einzigartiges Naturdenkmal, er ist auch ein identitätsstiftendes Symbol für alle Südtiroler. Mit seiner kulturellen, spirituellen und ökologischen Schönheit und Wildheit ist der Rosengarten einer der symbolträchtigsten und
markantesten Berge der Dolomiten, Südtirols und der Alpen. Um diese einzigartige Gebirgslandschaft auch für die zukünftigen Generationen zu erhalten steht der Rosengarten gleich mehrfach unter Landschaftsschutz. Seit 2009 sind die Dolomiten – mit dem Rosengarten – zudem aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit sowie ihrer geologischen und geomorphologischen Bedeutung in die Liste des Welterbes der Menschheit aufgenommen worden. Das UNESCO Welterbe ist die weltweit höchste Anerkennung für eine Naturstätte. Dieses Siegel ist vor allem eine Verpflichtung zum Schutz und Erhalt und nicht ein Freischein für die grenzenlose Vermarktung.

Vernichtendes Gutachten

Im Februar 2019 hatte die Kommission für Natur, Landschaft und Raumentwicklung empfohlen, die weitere Vorgehensweise vom Gutachten der Stiftung Dolomiten UNESCO abhängig zu machen. Und dieses Gutachten fiel eindeutig aus: Der wissenschaftliche Beirat der Stiftung Dolomiten UNESCO spricht dem geplanten Glasturm in seinem – in allen Punkten – negativen Gutachten vom 06.02.2019 und 21.05.2019 die scheinbare Legitimation, das Welterbe zu repräsentieren, klar ab und präzisiert: Das TTD hat keinerlei Daseinsberechtigung an diesem sensiblen Ort. Er bewertet das Gebäude als massive Störung und als Fremdkörper mit negativen Auswirkungen auf den ästhetischen und touristischen Wert des Weltnaturerbes. Außerdem erinnert die Stiftung UNESCO daran, dass man sich mit der Aufnahme ins
Weltnaturerbe dazu verpflichtet hat, den Besucherzustrom und den Ausbau der Infrastrukturen in dieser sensiblen Zone nicht zu intensivieren.

Degradierung zur Kulisse für kurzsichtigen Eventtourismus

Mit dem Projekt „Touch The Dolomites“ (Berühre die Dolomiten) wird der Rosengarten zur Kulisse degradiert. Statt das Verständnis für die Einzigartigkeit der Dolomiten zu fördern, vergrößert der Kristall die Distanz zur Natur. Wer glaubt, mit einem Stahl-Glas-Turm auf 2300
Metern Meereshöhe den Menschen die Berge näher bringen zu können, hat es verlernt den Fels, die Natur und die Umwelt differenziert zu betrachten. Das Projekt ist Ausdruck eines kurzsichtigen Eventtourismus, der vergessen hat, dass ein möglichst unberührtes Weltnaturerbe Dolomiten der eigentliche Schatz ist von dem wir alle profitieren. Auch Tourismus und Wirtschaft.

Appell an die Landesregierung

Der Heimatpflegeverband Südtirol, Mountain Wilderness, der Club Alpino Italiano, der WWF, Legambiente, ‚Italia Nostra und der Dachverband für Natur- und Umweltschutz fordern die Landesregierung erneut auf, das negative Gutachten des wissenschaftlichen Beirates der Stiftung UNESCO ernst zu nehmen und den Glasturm an diesem sensiblen Ort abzulehnen.

Von: bba

Bezirk: Bozen, Salten/Schlern