Forschende aus aller Welt in Bozen

Hilft der Bozner Supervulkan, Ausbrüche anderer Vulkane vorherzusagen?

Donnerstag, 12. Oktober 2023 | 12:14 Uhr

Bozen – 40 Forschende aus aller Welt trafen sich kürzlich in Bozen, um den Geheimnissen des Bozner Supervulkans auf die Spur zu kommen. Der internationale Workshop bot die Gelegenheit, die Dynamik der Entstehung heutiger und fossiler Vulkancalderen zu untersuchen.

Der Supervulkan von Bozen entstand vor über 280 Millionen Jahren und brachte zwei der imposantesten Megacalderen der Erdgeschichte hervor. In den vergangenen zwei Jahrzehnten erforschten Fachleute auf diesem Gebiet, allen voran der Südtiroler Geologe Corrado Morelli, dieses beeindruckende Naturphänomen eingehend. Darüber hinaus starteten das Naturmuseum Südtirol und das Landesamt für Geologie und Materialprüfung unter der Leitung der Paläontologin Evelyn Kustatscher kürzlich ein Forschungsprojekt, um die Sedimentgesteine zwischen den Vulkangesteinen zu untersuchen und den Prozess der Wiederbesiedlung durch Pflanzen und Tiere nach jedem Vulkanausbruch zu verstehen.

Achte Ausgabe des „International Workshop on Collapse Calderas“ in Südtirol

Die beeindruckende Größe, Ausdehnung und Entstehungsgeschichte des Supervulkans sowie die Forschungsaktivitäten der Südtiroler Geologinnen und Geologen veranlassten die Internationale Vereinigung für Vulkanologie und Geochemie, diesem Supervulkan die achte Ausgabe des „International Workshop on Collapse Calderas“ zu widmen. An drei Feldstudientagen führten die vierzig teilnehmenden Forschenden aus zehn Ländern (darunter Japan, USA, Neuseeland, Chile und Norwegen) an verschiedenen aussagekräftigen Standorten wie Gargazon, Terlan, Branzoll, Tagusens, Unterrain, Siegmundskron und dem Sankt-Oswald-Spazierweg Feldstudien durch; dabei wurden sie von Experten wie Corrado Morelli (Amt für Geologie und Materialprüfung), Guido Giordano (Universität Roma Tre), Guilherme Gualda (Vanderbilt University, USA) und Darren Gravley (University of Canterbury, Neuseeland) in die Geologie des Supervulkans eingeführt und konnten somit ihr Verständnis der vulkanischen Gesteinsbildung vertiefen.

Erforschung des Bozner Supervulkans von weltweiter Bedeutung

An den folgenden Tagen diskutierten die Fachleute im Naturmuseum Studien zum Bozner Supervulkan und andere jüngere vulkanische Systeme in Südtirol. Genna Chiaro, Doktorandin an der Vanderbilt University (USA), die bereits die Gesteine der Ora-Formation des Bozner Supervulkans erforscht hat, erklärte: „Die Erforschung des Bozner Supervulkans bietet mir die einzigartige Möglichkeit, das Verhalten von Magmakörpern in der Erdkruste und die Ursachen ihrer Ausbrüche zu verstehen.“ Roberto Isaia, Forscher am Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie, fügte hinzu: „Während dieses Workshops konnten wir die Gesteine und vulkanische Strukturen sehen und berühren, die normalerweise in jüngeren Calderen nicht sichtbar sind und daher nur hypothetisch sein können. Die Forschung an diesem Supervulkan ist daher sehr wichtig, um andere vulkanische Calderen auf der Welt zu verstehen und mögliche Vulkanausbrüche vorherzusagen, wie zum Beispiel die Campi Flegrei, an denen ich arbeite und die derzeit wieder sehr aktiv sind.“

Südtiroler Wissenschaft auf hohem Niveau

„Wir fühlen uns geehrt, dass diese Fachleute der Vulkanologie, Petrografie und Geophysik Interesse an der Erforschung des Supervulkans von Bozen zeigen“, freut sich David Gruber, Direktor des Naturmuseums, „dies bestätigt das hohe Niveau der wissenschaftlichen Arbeit, die unsere Südtiroler Geologen und Paläontologinnen in den letzten Jahrzehnten geleistet haben, und die Bedeutung der Zusammenarbeit mit dem Amt für Geologie und Baustoffkunde.” Dessen Direktor, Volkmar Mair fügt hinzu: „Der Workshop war eine einzigartige Gelegenheit, das Verständnis für einen der eindrucksvollsten Supervulkane der Welt zu vertiefen und die internationale Zusammenarbeit in der Vulkanforschung zu fördern.“

Von: mk

Bezirk: Bozen