Von: bba
Bozen – Ein Brief-Performance-Projekt gegen die Einsamkeit. Ein Post-Wellenbrecher via Schreibmaschine. Am 10. Dezember 2020 gibt es das in Klausen.
Es gilt, die sozialen Kontakte einzuschränken. Es gilt, sich gegenseitig zu meiden. Vier junge Autoren und eine Schreibmaschine machen Beziehung möglich zwischen Menschen, die sich aufgrund der Pandemie, der Quarantäne, der verordneten Distanz nicht mehr real begegnen dürfen. Sie schreiben Briefe – von und für Passanten, die ihre Lieben vermissen.
Nach dem erfolgreichen Projektauftakt in Freiburg findet „In Gedanken bei dir“ nun auch in Südtirol statt: Am Donnerstag, den 10. Dezember 2020, von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr in der Oberstadt von Klausen vor dem Gasthof „Walter von der Vogelweide“ (bei schlechtem Wetter in der Stadtbibliothek Klausen).
An der Schreibmaschine tippt Hannes Huber. Er wird gemeinsam mit oder für Passanten Briefe verfassen und der pandemischen Einsamkeit mit der verbindenden Kraft der Worte begegnen.
Hannes Huber/Biografie
Hannes Huber, 19 Jahre alt, ist Poetry Slammer, macht liebend gern Musik und schreibt dazu Texte – oder auch nur Texte ohne Musik – oder auch nur Musik, ohne Texte. Außerdem mag er Milchreis mit Zucker und Zimt.
Der Projektauftakt oder eine Weihnachtsgeschichte
Eeva Aichner in Freiburg Autorin Eeva Aichner war am vergangenen Freitag, den 27.11.2020, mit ihrer Schreibmaschine in Freiburg und unterstützte Passanten dabei, Briefe an ihre Liebsten zu verfassen. Das Projekt fand großen Anklang, die Autorin bekam sogar eine Schreibmaschine geschenkt! In ihrem Nachbericht erzählt sie von ihren Erfahrungen:
„So könnte eine Weihnachtsgeschichte beginnen“, dachte ich mir, als ich meine Schreibmaschine, die ich in den letzten Stunden um einige Zeilen erleichtert hatte, zusammenpackte und den großen, entvölkerten Platz inmitten von Freiburg wieder verließ. “Bin gespannt, ob die anderen Autoren ähnliche Erfahrungen machen werden“, war der zweite, zugegebenermaßen neidische, Gedanke an meine Kollegen, denen die Briefeschreiberei noch bevorstehen würde. Die vielen herzerwärmenden Rückmeldungen und das eingeweihte Wissen um Überraschungsbriefe, die auf dem Weg waren, verfestigten sich auf dem Heimweg zum Entschluss, diese Aktion unbedingt zu wiederholen. Umso mehr, da mir ein älterer Herr eine wunderbare, funktionstüchtige Schreibmaschine schenkte, die er flugs von zuhause holte, nachdem er meinen Stand besucht hatte. In Zeiten von social distancing, in denen man reflexartig ausweicht, sobald einem jemand entgegenkommt, war es ein ungewohnt schönes Gefühl, Leute auf einen zukommen zu sehen, ihnen zu begegnen.
Die Idee von Lene Morgenstern, die mit Unterstützung der SAAV umgesetzt wird, ist es auf jeden Fall wert, weitergeführt zu werden. Im Idealfall rettet sie sich sogar in die Nach-Corona-Zeit hinüber, sodass möglichst viele die beglückenden Folgen des altmodischen Tastenanschlages erfahren mögen.