Von: bba
Ritten – Josef Mayr-Nusser hat den Eid auf Hitler verweigert und starb auf dem Weg zu seiner Hinrichtung. Vor eineinhalb Jahren wurde er im Bozner Dom seliggesprochen. Seither sind seine sterblichen Überreste im dortigen Märtyreraltar beigesetzt. Bis Jahresbeginn 2017 waren die Gebeine des Märtyrers in der Kirche von Lichtenstern am Ritten untergebracht. Heute erinnern dort ein Mahnmal von Gotthard Bonell und eine Reliquie im Altarraum an den Märtyrer. Die Verantwortlichen des Hauses der Familie in Lichtenstern sind überzeugt: „Der Mut und das Vorbild von Josef Mayr-Nusser sind nach wie vor wichtig und aktuell.“
Im Haus der Familie in Lichtenstern am Ritten wird der 3. Oktober als besonderer Gedenktag begangen. Die Gebeine des seligen Josef Mayr-Nusser waren fast 60 Jahre lang in der dortigen Waldkirche bestattet und sind anlässlich seiner Seligsprechung am 18. März 2018 nach Bozen überführt worden. „Zeugnis geben ist heute unsere einzige, schlagfertigste Waffe“, hat Josef Mayr-Nusser 1938 geschrieben. Nicht Schwert, nicht Gewalt, Geld oder der Einfluss geistigen Könnens oder geistiger Macht könnten die Herrschaft Christi auf Erden aufrichten. Wir seien zu etwas viel Bescheidenerem und doch Wichtigerem berufen: zum Zeugen-Sein.
Die Verantwortlichen des Hauses der Familie sehen sich in der Pflicht, ihre Stimme für Menschlichkeit und gegen Oberflächlichkeit zu erheben. Der Verein „Haus der Familie“ wurde im Herbst 1984 gegründet. Der jetzige Präsident Heiner Oberrauch erklärt: „Der vor eineinhalb Jahren selig gesprochene Josef Mayr-Nusser ahnte, dass ihn seine Eidesverweigerung das Leben kosten würde und doch ist er den Weg konsequent gegangen.“ Josef Mayr-Nusser habe den Mut aufgebracht, seine Stimme gegen das nationalsozialistische und rassistische Gedankengut zu erheben. Die Südtirolerinnen und Südtiroler heute seien aufgerufen, die Welt mit offenen und sensiblen Augen zu betrachten und aufzustehen, wenn menschenverachtende Ideologien und populistische Parolen Fuß fassen. „Es darf uns nicht gleichgültig sein, wenn Menschenwürde und Menschenrechte mit Füßen getreten werden“, betont er.
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist 1948 von den Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen als Reaktion auf die schrecklichen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs verankert worden. Die Nichtanerkennung der Würde des Menschen, Geringschätzung, Ausgrenzung und Hass hätten zu Akten der Barbarei geführt, die mehr als 60 Millionen Menschen den Tod gebracht haben, betont Heiner Oberrauch. „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“, heißt es in der Erklärung der Menschenrechte. Und: „Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.“ Das gelte für alle Menschen und nicht nur für ausgewählte, sagt Heiner Oberrauch mit Nachdruck.
Zur Person
Josef Mayr wurde am 27. Dezember 1910 auf dem Nusserhof am Bozner Boden geboren. Nach dem Abschluss der Handelsschule wurde er kaufmännischer Angestellter in Bozen. Bei der Option 1939 entschloss sich Josef Mayr, entgegen der Mehrheit der SüdtirolerInnen, in der Heimat zu bleiben. Am 26. Mai 1942 heiratete er Hildegard Straub. Ein gutes Jahr später kam Sohn Albert zur Welt. Josef Mayr trat unter anderem der Bozner Vinzenzkonferenz bei und lebte so sein Christsein im Alltag. 1944 wurde er zur SS einberufen. Einen Tag vor der Eidesleistung erklärte Josef Mayr, dass er den Eid auf Hitler aus Gewissensgründen nicht leisten könne. Er wurde in Danzig wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tod verurteilt und sollte in Dachau erschossen werden. Auf dem Weg dorthin ist Josef Mayr am 24. Februar 1945 in Erlangen in einem Viehwaggon seinen Strapazen erlegen. Am 1. März 1945 wurde er in Erlangen begraben. Im Februar 1958 wurden seine Gebeine nach Südtirol überführt und in der Kirche von Lichtenstern beigesetzt. Am 18. März 2017 wurde Josef Mayr-Nusser im Bozner Dom selig gesprochen. Seine sterblichen Überreste sind seither im dortigen Märtyreraltar bestattet. Bischof Ivo Muser hat den 3. Oktober zum liturgischen Gedenktag an Josef Mayr-Nusser bestimmt.