Von: mk
Bozen/Meran – Ein musikalisches Kartenspiel und ein sinfonisches Vermächtnis: Am 28. Februar leitet Michele Mariotti das Haydn Orchester im Konzerthaus Bozen. Auf dem Programm stehen die 1935 entstandene Ballettmusik „Jeu des cartes“ von Igor Strawinsky und die 6. Sinfonie „Pathétique“ von Peter Tschaikowsky. Das Konzert beginnt um 20 Uhr und wird am 2. März um 20 Uhr in der Reihe Musik Meran im Kursaal wiederholt.
Mit „Jeu de cartes“ schuf Strawinsky ein abstraktes, geometrisches Werk, das von herausragender Musik getragen wird. Die Handlung leitet sich aus dem Kampf zwischen Gut und Böse ab, bei dem die Herzkönigin auf den arglistigen Joker trifft. Als Tschaikowsky die Arbeit an seiner letzten Sinfonie im Januar 1892 beginnt ist er ein anerkannter Komponist. Dennoch zweifelt er an seiner kreativen Kraft. „Ich habe den Eindruck, dass meine Rolle zu Ende geht”, schreibt er an seinen Bruder Modest. Ursprünglich sollten die vier Sätze der neuen Sinfonie die programmatischen Titel „Tod“, „Liebe“, „Enttäuschung“ und „Sterben“ tragen. Nach der vom Komponisten geleiteten Uraufführung am 28. Oktober 1893 in Sankt Petersburg ist es Modest, der ihm vorschlägt, dem Werk den Titel „Pathétique“ zu geben. Die Sinfonie gleicht einem musikalischen Nachlass. Das belegt auch ein Brief an den Großfürsten Konstantin Konstantinowitsch: „Mich stört ein wenig, dass meine letzte Symphonie von einer Stimmung durchdrungen ist, die einem Requiem sehr nahekommt.” Neun Tage nach der Uraufführung stirbt Tschaikowsky in Moskau, wo die Cholera ausgebrochen ist.
Michele Mariotti wurde in Pesaro geboren und studierte am Konservatorium seiner Heimatstadt sowie an der Accademia Musicale Pescarese. Von 2008 bis 2014 war er Chefdirigent und von 2015 bis 2018 Generalmusikdirektor am Teatro Comunale in Bologna. Gastengagements führten ihn – unter anderem – an die Nationale Opera Amsterdam, die Metropolitan Opera in New York, das Royal Opera House Covent Garden in London und die Deutsche Oper Berlin sowie zu den Salzburger Festspielen. Er leitete international angesehene Klangkörper wie das Gewandhausorchester Leipzig und das Orchestre National de France. Seit 2022 ist Michele Mariotti Chefdirigent am Teatro dell’Opera di Roma.