Von: mk
Eggental – „Wie kann ich eine Krise erfolgreich bewältigen, wie kann ich daran wachsen?“, das war die zentrale Frage am Samstagabend bei der Auftaktveranstaltung in der Holteg im Eggental. Im Saal hätte man eine Nadel fallen hören, als Betroffene und Experten erzählten und diskutierten. An die 300 Gäste aus allen Gemeinden des Bezirks Salten-Schlern waren gekommen, um sich wertvolle Tipps zum Thema Krisenbewältigung zu holen. Ganz nach dem Motto: Niemand ist vor Krisen gewappnet. Sie kann jeden treffen. Der Psychologe Dr. Oskar Außerer, der gekonnt durch den Abend führte, brachte die Sache auf den Punkt: Jeder hat seinen persönlichen Weg aus seiner Krise herauszukommen. Es braucht viel Selbstliebe, Selbstvertrauen und auch Mut sich der Krise zu stellen und sich Hilfe zu holen. Rezept gibt es keines. So waren die Tipps der Referenten dann auch recht unterschiedlich. Doch eines kam klar heraus: Achte auf dich selbst, deine Gefühle und dein Bauchgefühl. Achte auf deine Mitmenschen und habe keine Scheu Probleme anzusprechen. Auch wenn es nicht einfach ist; ist es ein erster Schritt zur Krisenbewältigung.
Mit dieser Auftaktveranstaltung startet eine einjährige Vortragsreihe zu wichtige Themen, wie Depression, Sucht, Suizid, Ängste usw. Albin Kofler, der Bezirkspräsident vom Salten-Schlern ist der Initiator des Projekts und ist überzeugt, dass wir alle viel über Krisen lernen können, um im Notfall Handlungsmöglichkeiten zu haben: „Die BZG wagt sich mit der Vortagsreihe an Themen heran, welche viele Menschen in der Gesellschaft beschäftigen, oft als Betroffene, oft als Angehöriger oder Freund, oft als Mitarbeiter oder Chef.“ „Man sagt nicht gerne, dass man ein Problem hat. Nicht wenn es um Geld geht, um Ängste, um eine Depression oder andere Krankheiten. Die Menschen erlauben sich nicht über Krisen zu reden. Dabei wäre das so wichtig. Bei seelischen Problemen ist es so wichtig darüber zu sprechen, ein offenes Ohr zu finden, jemanden zu haben, der für einen da ist. Vorbilder, Geschichten, Theorien sind sehr hilfreich – darum ist dieses Projekt auch so wichtig für die Menschen da draußen.“ Ist auch Dr. Roger Pycha, der Experten für psychische Gesundheit in Südtirol überzeugt.
Erfahrungswerte als Hilfe
Drei Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen waren als Gäste bei der Podiumsdiskussion zugegen. So auch Philipp Burger, der erfolgreiche Sänger der Musikgruppe Frei.Wild. Er hat ein Lied über den Freitod geschrieben. Das war nach dem Suizid eines guten Freundes seine persönliche Art mit dem Verlust umzugehen. Er sagt mit seinen Liedern verarbeitet er Krisen und Stresssituationen. Sie helfen ihm loszulassen, aufzuarbeiten. Gerda Furlan, die Exfrau von Altlandeshauptmann Luis Durnwalder, berichtete, dass sie ihre großen Lebenskrisen mit dem Schreiben von Büchern verarbeitet habe. Besonders der Tod der Tochter war ein großer Schlag. Das Buch „Pfiati Sigrid“ hat ihr geholfen diese Krise zu meistern. Sie plädierte in ihrer Rede für mehr Menschlichkeit in der Gesellschaft und beginnt bei sich selbst. „Immer wenn jemand grantig ist, bin ich besonders freundlich und nett. Das hilft oft Wunder“, ist Furlan überzeugt. Richard Santifaller erzählte als Betroffener, wie er seine Krise – die Depression – gemeistert hat. Geholfen haben ihm viele Menschen, die Psychiatrie, Atemtechniken und Spiritualität haben ihn wieder seinen Körper spüren lassen. Für ihn war die Krise der Weg um sich zu finden. Heute lebt er im Hier und Jetzt.
Das Projekt
Das einjährige Projekt ist eine Aktion der Bezirksgemeinschaft Salten-Schlern und der Europäischen Allianz gegen Depression. Initiator dieses Gesundheitsprojekts ist Albin Kofler, der Präsident des Bezirks Salten-Schlern. Er hat gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe rund um Dr. Roger Pycha, Dr. Oskar Außerer, Dr. Sabine Cagol und Carmen Zelger und mittels vieler Sponsoren dieses auf die Beine gestellt. Teilweise bis zu zwei Vorträge wird es abwechslungsweise zu verschiedenen Themen in den verschiedenen Gemeinden der BZG Salten-Schlern geben. Der Eintritt ist immer frei. Es braucht keine Anmeldung und alle sind herzlich willkommen. Informationen zur Veranstaltungsreihe gibt es in einer eigenen Broschüre, welche auch unter www.gemeinde.karneid.bz.it zu finden ist. Los geht es am 24. Oktober um 19.30 Uhr mit einem Vortrag über „Depression – was nun?“ von Dr. Josef Schwitzer im Pfarrheim Deutschnofen. Eine Betroffene wird dabei über ihre Krisenbewältigung sprechen.
Info:
www.gemeinde.karneid.bz.it