Präsident der Alzheimervereinigung Südtirol gibt wichtige Tipps.

Mithilfe aus der Bevölkerung ist schlichtweg unverzichtbar

Freitag, 05. Januar 2024 | 21:28 Uhr

Bozen – „Vor Kurzem hat es ein berührendes Treffen zwischen einem bemerkenswerten Ehepaar aus Bozen und mir gegeben“, berichtet der Präsident der Alzheimervereinigung Südtirol, Ulrich Seitz.

Er erzählt von der Begegnung mit Antonietta Testa und ihrem Gatten Riccardo Perotti. Die Beiden haben, so Ulrich Seitz, beschlossen, einen wertvollen Geldbetrag für die Unterstützung von Demenzkranken sowie deren Angehörigen zur Verfügung zu stellen. Die seit nunmehr seit 65 Jahren verbundenen Eheleute wissen, welche Auswirkungen Demenz auf das familiäre Umfeld hat. Tina Testa hat nämlich über Jahre ihre Schwester Lucia in ihrem Kampf gegen das chronische Vergessen begleitet und betreut. Eine solche Aktion ist gerade in Zeiten wie diesen, wo viele öffentliche Zuwendungen aufgrund verschiedenster Umstände, auf Sparflamme gesetzt wurden, von enormer Bedeutung, unterstreicht Seitz.

Für Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen und Pflegenden ist diese Phase der Veränderungen beunruhigend. Die Gefahr, dass Angehörige die Grenzen ihrer Belastbarkeit weit überschreiten, ist gerade bei Demenz besonders groß. Das wurde in diesen Weihnachtstagen wieder sehr evident, betont Seitz.  Denn die Veränderungen, die eine Alzheimerdemenz auslöst, greift in alle Lebensbereiche ein. Das führt oftmals dazu, dass Angehörige ihre eigenen Bedürfnisse häufig in den Hintergrund stellen. Aus dieser Aufopferung resultiert meist eine seelische und körperliche Überforderung des pflegenden Angehörigen, die meist in totaler Erschöpfung und Resignation mündet. Wir kämpfen landesweit dafür, dass beispielsweise für berufstätige Angehörige teilstationäre Angebote als unverzichtbare Entlastung bei der Pflege zum Standard werden. Neben Tagespflegeeinrichtungen brauchen wir Angebote der Nachtpflege, in denen für den immer größer werdenden Bedarf in Südtirol, die Versorgung rund um die Uhr sichergestellt ist. Ulrich Seitz möchte aber noch ein weiteres Thema in den Vordergrund rücken.

Senioren, gerade Alleinstehende mit chronischen Erkrankungen geraten auch in Südtirol immer stärker in das Blickfeld von Kriminellen. Die Geschädigten schämen sich meistens und ärgern sich, am meisten über sich selbst. Sie wollen es oft nicht einmal ihren Kindern erzählen“, so Seitz. Dennoch ist sein Appell: „Melden, melden, melden.“ Wer einen Betrugsversuch weitergibt, hilft dabei, andere zu schützen, ist sich der Verein Alzheimer Südtirol gewiss. Eine Alzheimererkrankung führt fast zwangsläufig zur Pflegebedürftigkeit.  Und die Pflege von Alzheimerkranken kann sich über weit mehr als 10 Jahre hinziehen. Angehörige kommen dabei nicht selten an ihre psychischen und körperlichen Grenzen.

Viele arbeiten noch und haben Familie oder sind selbst schon hochbetagt. Umso wichtiger ist, die Pflege auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Es gibt daher ein reiches Kurs- und Beratungsangebot, das in diesen Wochen startet. Besonders sei dabei auf den Kinästhetik-Kurs in beiden Landessprachen für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz hingewiesen, der ab 09.01.2024 immer am Dienstag für rund 2 Monate von 15 Uhr bis 18 Uhr stattfindet. Das Ziel ist es, Menschen mit Demenz in den alltäglichen Aktivitäten zu unterstützen. Die Teilnehmer/innen lernen Kinaesthetics-Konzepte kennen, erfahren und verstehen den Zusammenhang zwischen der Qualität ihrer eigenen Bewegung und der Beziehungsgestaltung mit Menschen mit Demenz. Ein weiterer Höhepunkt ist für den 19.01.2024 um 16 Uhr geplant. Dann wird die erfahrene Ergotherapeutin Kathrin Malfertheiner über praktische Hilfen für Menschen jeden Alters, die nach Krankheit, Unfall, Behinderung oder Altersgebrechen in ihrer Selbständigkeit im Alltag eingeschränkt sind, berichten. Die Anmeldungen erfolgen direkt beim Verein Alzheimer Südtirol Alto Adige EO unter info@asaa.it oder über die Grüne Nummer 800660561.

ASAA/Tina Testa, Ulrich Seitz, Riccardo Perotti

Wichtige Tipps:

Was sollten Angehörige zum Thema „Fernsehen“ beachten:

– Konzentration: Menschen mit Demenz haben eine verminderte Konzentrationsspanne. Daher sollten Sendungen vermieden werden, die eine hohe Konzentrationsleistung erfordern, in denen viel gesprochen wird oder komplexe Handlungen das Folgen schwierig machen. Wählen Sie Sendungen, die von Stimmungen leben wie z. B. Musiksendungen, Landschafts- oder Tierreportagen.

– Kein Interesse: Bei der Auswahl der Sendung sollte die Biografie des Menschen mit Demenz beachtet werden. Sendungen, die er früher gerne gesehen hat, die für ihn also einen hohen Wiedererkennungs- wert haben oder Sendungen mit historischem Hintergrund können sein Wohlbefinden unterstützen. Programme, die allzu sehr auf die Gegenwart ausgerichtet sind, Nachrichten über Unglücksfälle und Gewalt sollten gemieden werden.

– Überforderung: Viel zu schnelle Bildfolgen, eine schnelle Sprache und verschachtelte Inhalte stellen viele Menschen mit Demenz vor eine unlösbare Aufgabe. Folglich könnte der Betroffene unruhig werden.

– Logisches Denken erforderlich: Bei einigen Sendungen ist besonders die Fähigkeit gefragt, logisch zu denken oder Schlüsse zu ziehen. Daher sollte besser eine Sendung ausgesucht werden, die leicht zu verstehen ist.

Das Fernsehen kann auf manche Menschen auch einen beunruhigenden Effekt haben. So könnten Betroffene z. B. denken, dass sich fremde Personen im Zimmer befinden, oder TV-Geräusche können nicht mehr entsprechend zugeordnet werden. In diesen Fällen sollte das Fernsehen ganz vermieden werden, denn kein Mensch ist zwingend auf den Konsum von Fernsehsendungen angewiesen.

Von: ka

Bezirk: Bozen

Kommentare
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Kinig
4 Monate 11 Tage

Die Angehörigen sollen machen.Heute musst viel bezahlen für Pflege aber oftmals werden Angehörige allein gelassen.Bei Denen wo s anders auch ging (Finanzielle Mittel für Pflegerin sind vorhanden)haben Platz im Altenheim aber Andere Sind überfordert und die alten Leutchen machen Was mit ..

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