Krimi-Workshop

Nachgestellter Tatort: Mord in der Schulcafeteria der FOS

Montag, 11. Februar 2019 | 12:16 Uhr

Bozen – Nicht authentisch ist nur der nachgestellte Tatort: Eine Leiche in der Cafeteria der Schule, die offensichtlich ermordet wurde.  Den Schülern der biotechnologischen Fachrichtung der FOS und jenen des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums Bornheim wurde anhand des fiktiven Mordes gezeigt, was sonst nur Ermittler eines Kriminalfalls sehen.

Schüler der Fachoberschule für Tourismus und Biotechnologie „Marie Curie“ (FOS) in Meran und des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums Bornheim haben auf die Spurensuche begeben. Hierfür stellten die Lehrkräfte Stefan Pilser und Benjamin Tragust einen Kriminalfall nach. Der Kriminalfall wurde geschickt dazu genutzt, damit Schüler theoretische Lerninhalte aus Chemie und Biologie in der Praxis anwenden mussten sowie Verfahren aus der Rechtsmedizin kennenlernen konnten. Es ging darum, das Opfer, den Tatort und die Umgebung zu fotografieren, alles gründlich auf Spuren hin abzusuchen, diese zu sichern, um sie schließlich in den Labors der Schule auszuwerten. Kleine DNA-Mengen, enthalten in Haarspuren oder Hautschuppen, oder aber ein Fingerabdruck, eine Körperverletzung oder der Nachweis von Giften und Drogen sollten helfen, den nachgestellten Mordfall in der Cafeteria des Schulgebäudes am Mazzini-Platz aufzuklären.

Für den fiktiven Kriminalfall an der FOS haben die Lehrkräfte die Cafeteria der Schule kurzerhand in einen Tatort umgestaltet und die am Projekt beteiligten Schüler in fünf Kleingruppen eingeteilt: Es ist Montag, 7.00 Uhr morgens, ein toter Mann mittleren Alters liegt mit Kopf und Rumpf vornübergebeugt auf einen der Tische der Cafeteria. Am Kopf die Wunde eines Streifschusses. Beim Mordopfer handelt es sich um einen angehenden Schuldirektor und Mitglied des Meraner Gemeinderates. Die Spurensicherungs-Gruppe inspizierte akribisch den Tatort um das Mordopfer. Spuren wurden mit Gummihandschuhen von den einzelnen Schülern gesammelt und sorgfältig in Plastiktüten verstaut. Unter fachkundiger Anleitung von Lehrkräften wurden die verschiedensten Proben in den Spezialräumen der Schule ausgewertet: flüssige Proben wurden pipettiert und zentrifugiert, Fingerabdrücke mittels chemischer Verfahren sichtbar gemacht, Haar- und Bodenproben wurden mikroskopiert und zugeordnet, ein Herz und eine Lunge wurden seziert. „Hinter der Arbeit jeder einzelnen Schülergruppe steckt viel Fachwissen“, sagt Tragust. „Vertiefendes Fachwissen, das sich die am Projekt beteiligten Schüler bis zur Matura aneignen müssen.“ Tragust hat den Plot für den Kriminalfall verfasst. Natürlich leugnen die Tatverdächtigen, mit dem Mord an den angehenden Schuldirektor etwas zu tun zu haben. Und weil es in diesem ausgedachten Kriminalfall keinen Zeugen gab, war es für die Schüler nicht ganz einfach herauszufinden, wie das Opfer umgebracht wurde, warum und von wem. „Hoch motiviert gingen die Schüler an die kriminaltechnische Arbeit“, sagt Pilser, Leiter des viertägigen Krimi-Workshops an der FOS. Vor zwei Jahren hat er den Schüleraustausch zwischen der Meraner Fachoberschule und dem Gymnasium in Nordrheinwestfalen in die Wege geleitet, um naturwissenschaftlich interessierten Schülern einen Austausch zu ermöglichen. Seitdem findet an der FOS jedes Jahr ein fiktiver Mord statt und jedes Jahr begeben sich neue Schüler auf die Spurensuche.

Mit jedem neuen Ergebnis aus dem Labor wurde der Kreis um die fünf Tatverdächtigen enger und umso mehr stieg die Erwartung der Schüler, den Mordfall lösen zu können. Die Ergebnisse aus den Labors wurden zusammengetragen und mit den Ergebnissen der Verhörprotokolle ergänzt. Und am Ende konnte der Täter gefasst werden. Und – auch das noch! – es handelte sich beim Mörder um den ehrgeizigen Vizedirektor der Schule. Das Tatmotiv? Das Mordopfer war ihm auf die Schliche gekommen, dass er beim Wettbewerb für angehende Schuldirektoren geschummelt hatte. Der Gewinn des Projekts aber, darin sind sich die Schüler der FOS und des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums aus Bornheim einig, war weniger die Lösung des Kriminalfalls, sondern zusammen molekularbiologische und rechtsmedizinische Verfahren selbst zu erproben.

Kurz: Die beiden Lehrkräfte Pilser und Tragust haben mit ihrem nachgestellten Kriminalfall gezeigt, was möglich ist, wenn man trockene Lerninhalte auf realistische Szenarien überträgt. Spannend sei so Unterricht allemal, meinen die beteiligten Schüler.

Von: luk

Bezirk: Burggrafenamt