Junge Kunst gegen Gewalt

No Hate: Schweigen bringt nichts

Montag, 15. Oktober 2018 | 18:19 Uhr

Bozen – Am vergangenen Samstag haben sich einige junge Südtiroler im Bozner Noi Techpark feinfühlig mit komplexen Themen wie Mobbing, Verleumdung oder Hasstiraden im Internet und außerhalb auseinandergesetzt. Dank einer Reihe von selbst produzierten Texten, Gedichten, Liedern, Videos und grafischen Arbeiten haben die Jugendlichen sehr intime Emotionen offenbart. Sie berichteten von anonymen Postings im Netz, der Notwendigkeit, sich von Druck und Erwartungen zu befreien, dem Leiden durch Einsamkeit und der drohenden Angst, nicht akzeptiert zu werden.

“No Hate: Schweigen bringt nichts! Per non tacere!” ist eine Veranstaltung, in der eine Gruppe von jungen Menschen zwischen zwölf und 20 Jahren ihre Erlebnisse und Gefühle mitteilt und die Öffentlichkeit einlädt, darüber nachzudenken, was die Welt, in der wir leben, ausmacht. Eine Welt, in der Hass nicht mehr viel Aufsehen erregt. Wo diskriminierende Worte in Medien, politischen Reden, sozialen Netzwerken und Schulklassen auf uns einprasseln. Es besteht die Gefahr, dass immer mehr Gewaltspiralen entstehen, in die wir früher oder später alle gezogen werden könnten, als Betroffene, Akteure, Beobachtende oder sogar in mehreren Rollen gleichzeitig. Denn Gewalt schafft unweigerlich mehr Gewalt.

Seit mehr als einem Jahr arbeitet die Fachstelle für Gewaltprävention des Forum Prävention in Bozen intensiv mit über 300 Jugendlichen aus dem ganzen Land zusammen, um zu begreifen, was Gewalt auslöst, verursacht und mit sich bringt – online und offline. Mit Hilfe von Kreativität sollte es allen Beteiligten ermöglicht werden, Gewalterfahrungen mit anderen zu teilen, wodurch das Gefühl der Einsamkeit und der Hilflosigkeit angesichts von Verleumdung und Ausgrenzung verringert wird.

Das Projekt begann dank der Zusammenarbeit zwischen dem Forum Prävention, der Fachhochschule J. Gutenberg in Bozen und der Fachhochschule Bamberg im Jahr 2017. Die Schülerinnen und Schüler wurden eingeladen, einige Grafik- und Videoarbeiten zum Thema Gewalt, insbesondere Cybermobbing, zu erarbeiten die inzwischen zur Medienkampagne des Projekts geworden sind. Mit provokanten Plakaten, auf denen z.B. alle „Shitstormer“ eingeladen sind, zu posten, bevor sie nachdenken, oder mit ermutigenden Plakaten, auf denen man beispielsweise aufgefordert wird, eine Person zu schätzen, anstatt sie zu diffamieren, wollten die Jugendlichen die Hass-Sprache in den Sozialen Medien umkehren.

Im Laufe der Zeit kamen weitere Kooperationen hinzu, an denen mehrere Ober- und Berufsschulen sowie Jugendzentren und Jugendtreffs aller Landessprachen und –-teile beteiligt waren. Die gesamte Show bietet ein mehrsprachiges Programm, in dem es, um es mit den Worten der live auftretenden Musikgruppe „Last Chance“ auszudrücken, um folgendes geht: „Es gibt keine Grenzen, weil sie nutzlos sind, weil sie uns einsperren. Wir haben eine letzte Chance, ein Signal gegen die Worte des Hasses zu setzen.“

Die kreativen Schreibwerkstätte, in denen mehr als 250 Texte von Jugendlichen erarbeitet wurden, von denen einige dann in Lieder oder Videos umgewandelt, andere inszeniert wurden, werden auch im laufenden Schuljahr sowohl in Schulen als auch in Jugendzentren angeboten.

„Es ist unglaublich, wozu Jugendliche imstande sind, wenn man ihnen Raum und kreative Werkzeuge gibt“, sagt Alex „Giovi“ Giovanelli, Mitarbeiter des Forum Prävention, Slam Poet und künstlerischer Leiter des Projekts. „Ihre Begeisterung und Tiefe überraschen mich immer wieder aufs Neue.“ „Ziel des Projekts war es, jungen Menschen einen Raum zu geben, in dem sie ihre Meinungen und Überlegungen zu aktuellen Themen frei äußern können, um an öffentlichen Debatten teilzunehmen und vom Rest der Gesellschaft als gültige Gesprächspartner wahrgenommen zu werden, die in der Lage sind, neue und konstruktive Ideen, Perspektiven und Lösungen zu liefern“, sagt Projektleiterin Sarah Trevisiol. „Vielleicht können uns die Stimmen der Jugendlichen sogar dazu Mut geben machen und uns auffordern, nicht mehr zu schweigen und uns gegen jegliche Formen des Hasses aufzulehnen.“

Für diejenigen, die die Show “No Hate: Schweigen bringt nichts! Per non tacere!“ letzten Samstag, im Noi Techpark in Bozen, nicht gesehen haben, gibt es die Möglichkeit, die jungen Stimmen auch am Samstag, den 20. Oktober in Schlanders zu hören. Im BASIS Vinschgau Venosta (Ex Drusus Kaserne) ab 20.00 Uhr. Alle Informationen findet ihr auf der Homepage des Forum Prävention, wo man außerdem einige der präsentierten Arbeiten sehen kann. Die Veranstaltungen sind kostenlos. Um Reservierung wird gebeten.

Von: mk

Bezirk: Bozen