Von: apa
Das Ars Electronica Festival 2025 nennt sich “PANIC yes/no” und behandelt dieses Thema umfassend aus den Blickwinkeln von Kunst, Forschung, Technologie, Citizen Science, Gesellschaft und Bildung. Von 3. bis 7. September wird – endgültig ein letztes Mal – die PostCity am Bahnhof bespielt, aber auch Mariendom, Lentos und Ars Electronica Center sind Schauplätze der über 500 Programmpunkte des Festivals, dessen Highlights am Montag in Linz vorgestellt wurden.
Bereits das Opening im Mariendom am Mittwoch (3.9.) verspricht laut Brucknerhaus-Intendant Norbert Trawöger mit der Walzersymphonie “ein Tanzprogramm in der Kirche”, seine Vorgängerin Johanna Möslinger sah “eine kleine feine Kooperation mit der Ars Electronica” im Opening und in der Großen Konzertnacht, die auch Teil des Brucknerfestes ist. Dennis Russell Davies wird mit der Filharmonie Brno die Kammeroper “Der Kaiser von Atlantis oder die Tod-Verweigerung” von Viktor Ullmann aufführen, die im KZ Theresienstadt entstand. “Die Männer, die daran gearbeitet haben, hätten zurecht Panik haben können, aber sie haben etwas mit Seele daraus gemacht”, so Davies. Als weitere “Perle im Programm” stellte der künstlerische Leiter Gerfried Stocker den Sonic Saturday der Bruckneruni vor.
Kollektive Panik in Themenausstellung
Ein “ruhiger Hafen im Festivalgeschehen” ist laut Direktorin Hemma Schmutz die Ausstellung des Prix Ars Electronica mit elf Positionen im Kunstmuseum Lentos. Die Themenausstellung im Bunker der PostCity “Panik: Komplex. Absurd. Ominös” beschäftigt sich “mit kollektiver Panik. Was fürchten wir und was sollten wir eigentlich fürchten?”, erklärte Christl Baur, Head of Festival. Ebenso zu den Highlights gehören die Schau zum StartsPrize und die Feature-Ausstellung sowie die Campus-Ausstellung der Kunstuni. Diese bespielt unter dem Titel “Alles. Immer. Offen.” den Hauptplatz und hat 37 Unis zu Gast, wie Rektorin Brigitte Hütter sagte.
Die Johannes Kepler Universität (JKU) trägt mit acht Projekten aus dem Linz Institute of Technology zum Festival bei. “Alle entstanden in der Zusammenarbeit von Wissenschaftern und Künstlern”, so Rektor Stefan Koch. Verlockend klingt “The Dream in Experience”, wo man im “Kapselhotel” 90 Minuten zum Ausruhen buchen kann – während Schlafdaten zur Auswertung gewonnen werden. Seitens der Landes-Kultur präsentierte Direktor Alfred Weidinger die Ausstellungen im Francisco Carolinum, u.a. “Patterns and Politics” von Claudia Hart, als Beitrag.
Symposien und Interventionen
Festival-Managerin Veronika Liebl umriss das Programm der Konferenzen, die neurologische, politische und gesellschaftliche Aspekte von Panik behandeln. Die Bildung besetzt ein eigenes viertägiges Symposium. Das große dreitägige Themensymposium behandelt unter anderem, wie Panik im Gehirn entsteht, wie wir unser soziales Gehirn trainieren können, und digitale Souveränität. “Kunst und Kultur sind in Zeiten von Panik und Krise wichtiger denn je”, betonte Liebl.
Die Expanded Animation Konferenz wartet mit 28 akademischen Beiträgen auf, wie Kurator Jürgen Hagler sagte. Besonders präsent ist heuer das Theater u.a. mit “Staged Realities”. Eine Kooperation mit dem Zirkus des Wissens sucht in “Flood the Zone with Courage” neue Formen des Protests in siebenminütigen Interventionen in der PostCity, am Domplatz und am Alten Markt. Das Jugendfestival “Create Your World” und spezielle Vorführungen im Deep Space 8K sowie die Nightline sind weitere Höhepunkte der Ars-Tage.
Hinter den Kulissen der Ars
Ein absolut sehenswertes Novum ist die Präsentation des Ökosystems der Ars Electronica. Horst Hörtner und Michael Mondria, Leiter des Futurelab bzw. Solutions, gaben einige Einblicke in aktuelle Prototypen und Projekte, die in der PostCity das Tagewerk der Zukunftsinstitution verdeutlichen sollen. “So geballt sieht man so schnell nicht mehr, wie die Ars Electronica arbeitet”, betonte Liebl.
Kurz-Führungen ohne Anmeldung für alle
Eine wichtige Neuerung in der Vermittlung sind heuer die Focus Sessions in den Hauptausstellungen. Alle 15 Minuten erläutern Guides – ähnlich den Infotrainern im Center – alternierend in deutsch und englisch je zwei zentrale Positionen – ohne vorherige Anmeldung. Außerdem wurde ein KI-Agent entwickelt, der Familien durch das Festival führt und auch Fragen beantwortet. Daneben gibt es im “We guide you”-Programm zahlreiche Führungen zu buchen.
Die Ars Electronica “beobachtet und analysiert mit dem Weitblick und der Sensibilität der Künstler”, sagte Stocker. Die 440 Kooperationspartner seien “das Rückgrat des Festivals” und “das wichtigste am Festival ist das unheimliche Potenzial, das entsteht, wenn so viele Menschen zusammenkommen”. “Kunst und Kultur können einen Beitrag leisten, dass wir richtige Lösungen für diese Herausforderungen finden”, sprach Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) die multiplen Krisen an. Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) sah “eine unserer intensivsten Kulturwochen im Kalender” auf Linz zukommen. Womit sie sicherlich recht hat.
(S E R V I C E – “PANIC yes/no” Ars Electronica Festival 2025 von 3. bis 7. September in Linz, PostCity und andere Orte, Programm und Tickets unter http://ars.electronica.art)
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