Matinee mit dem Artemis String Quartet

Poesie und Abenteuer bei Meraner Musikwochen

Freitag, 08. September 2017 | 13:32 Uhr

Meran – Bela Bartók, Joseph Haydn, Robert Schumann – drei Standards der „klassischen“ Quartettliteratur – interpretiert von einer der weltweit führenden Quartettformationen. Mal lyrisch-zart, mal schroff und „wild“ – so klingt Bela Bartóks 1927 entstandenes drittes Streichquartett, das Harmonik und Stimmführung bis an die Grenzen der Avantgarde vorantreibt. Vor den Eintritt in dieses mit expressiven Farbtönen aufgeladene Klangbild stellt das Artemis String Quartet am 9. September im Pavillon des Fleurs Haydns Ende des 18. Jahrhunderts entstandenes „klassisches“ Quartett Nr. 76/1.

Auf Bartóks Experiment folgt dann das Streichquartett in F-Dur aus einer Werkgruppe mit der Schumann 1842 zur „unzerstörbaren Frische“ der Wiener Klassik aufschließen will. In zwei Monaten erschafft er – klassisch in der Form und romantisch im Aufbau – ein poesievolles Panorama aus Musik. „Nimm meinen herzinnigsten Kuss, deren ich Dir tausend geben möchte für die Freude, welche Du mir heute verschafftest” schreibt Clara Schumann an ihrem 23. Geburtstag an ihren Mann. Kein Wunder: Auf dem Gabentisch liegen die Manuskripte der drei neuen Streichquartette op. 41, die der Komponist noch am selben Abend im eigenen Salon aufführen lässt. Das Matinee-Konzert der Meraner Musikwochen beginnt um 11.00 Uhr.

Das Artemis Quartett gastiert seit mehr als 20 Jahren bei allen großen Musikzentren und Festivals in Europa, den USA, Asien, Südamerika und Australien. Eigene Zyklen gestaltet das Ensemble seit 2004 im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie, seit 2011 im Wiener Konzerthaus (mit dem Belcea Quartet) und ab der Saison 2016/17 im Prinzregententheater in München. Das in Berlin ansässige Quartett wurde 1989 an der Musikhochschule Lübeck gegründet. Wichtige Mentoren waren Walter Levin, Alfred Brendel, das Alban Berg Quartett, das Juilliard Quartet und das Emerson Quartet. Erste Preise beim ARD Wettbewerb 1996 und ein halbes Jahr später beim ’Premio Borciani’ bedeuteten für das Artemis Quartett den internationalen Durchbruch. Dennoch folgten die vier Musiker 1999 einer Einladung des Wissenschaftskollegs zu Berlin, um ihre Studien als Ensemble zu vertiefen und im interdisziplinären Austausch mit renommierten Wissenschaftlern erweitern zu können. Mit dem Debut in der Berliner Philharmonie wurde die Konzerttätigkeit wiederaufgenommen. 2003 zeichnete der Verein Beethoven Haus Bonn das Artemis Quartett für seine Verdienste um die Interpretation der Werke Beethovens mit der Ehrenmitgliedschaft aus.

Seit 2005 nimmt das Artemis Quartett exklusiv für Virgin, heute Erato/Warner auf und blickt inzwischen auf eine umfassende Diskographie zurück. Die Einspielungen des Ensembles wurden mehrfach mit dem ’Preis der Deutschen Schallplattenkritik’, dem ’Gramophone Award’ und dem ’Diapason d’Or’ ausgezeichnet. Die Gesamtaufnahme der Beethoven Streichquartette wurde 2011 mit dem bedeutenden französischen ’Grand Prix de l’Académie Charles Cros’ gewürdigt. Viermal wurde das Quartett mit dem ’ECHO Klassik’ geehrt, zuletzt 2015 und 2016 mit der Einspielung von Werken Mendelssohn-Bartholdys sowie mit dem seinem im Juli 2015 verstorbenen Bratschisten Friedemann Weigle gewidmeten Album der Brahms-Quartette op. 51/1 und op. 67.

Die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik ist für das Ensemble seit seinem Bestehen ein wichtiger Teil des künstlerischen Selbstverständnisses, nicht zuletzt auch um den Blick für das Neue in etablierter Musik zu schärfen. Komponisten wie Mauricio Sotelo (2004), Jörg Widmann (2006), und Thomas Larcher (2008) schrieben Werke für das Artemis Quartett. 2014 fand in Frankfurt die Uraufführung eines Konzerts für Quartett und Orchester von Daniel Schnyder statt. 2015 riefen die Musiker einen Kompositionswettbewerb ins Leben. Der Preisträger Eduard Demetz wurde im November 2015 gekürt und sein Streichquartett Nr. 2 ‚Broken Islands’ erlebte Mai 2016 in Berlin eine enthusiastisch aufgenommene Uraufführung. Neben ihrer intensiven Konzerttätigkeit sind die vier Musiker Professoren an der Universität der Künste in Berlin und an der Chapelle Musicale Reine Elisabeth in Brüssel.

Mehr Informationen gibt es unter www.meranofestival.com.

Von: ao

Bezirk: Burggrafenamt