Von: luk
Bozen – Wie können wir in Zeiten der Übernutzung von Rohstoffen, Boden, Luft, Wasser und Energie, des Klimawandels und des Artenschwundes Ressourcen nachhaltiger nutzen und verbrauchte Ressourcen wiederherstellen? Und wie renaturiert Südtirol die eigenen Ökosysteme da? Darum geht es in einem Buch, das heute im Naturmuseum vorgestellt wurde.
Umfassende, schnelle und effiziente Klimaschutz-Maßnahmen fordert seit einem Jahr die Fridays for Future-Bewegung. In dieselbe Richtung geht Stefan Zerbe mit seinem kürzlich erschienenen interdisziplinären Fachbuch „Renaturierung von Ökosystemen im Spannungsfeld von Mensch und Umwelt“, das heute im Naturmuseum Südtirol in Bozen vorgestellt wurde. „Im Lichte der heutigen Umweltprobleme ist die Renaturierung von Ökosystemen eine Pflicht, da das Überleben des Menschen von einer funktionsfähigen Umwelt abhängig ist,“ so der Professor an der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik an der Freien Universität Bozen und Leiter der Arbeitsgruppe für „Interdisziplinären Landschaftsökologie“ an der Uni.
In seinem Buch zeigt er eine mögliche Antwort auf, wie wir Rohstoffe, Boden, Luft, Wasser und Energie für unsere Bedürfnisse so dauerhaft nutzen können, dass sich Lebewesen und Ökosysteme weiterhin regenerieren können, sprich, dass sie so erhalten bleiben, wie sie sind. Zerbe erläutert zudem, wie bereits verbrauchte Ressourcen wiederhergestellt werden können, und berichtet über wissenschaftliche Grundlagen und praktische Aspekte dieses Prozesses, über Landnutzungstypen und degradierte Ökosysteme vor allem in Mitteleuropa mit den Alpen sowie über Fallbeispiele von praktischen Renaturierungsprojekten. Auch geht er auf marine Ökosysteme und deren Renaturierung sowie auf Entwicklungspotenziale, aber auch Grenzen der Renaturierung ein.
Das disziplinübergreifende Fachbuch schlägt auch eine Brücke zur Umweltethik, Soziologie, Anthropologie und Ökonomie und bietet für Studium, Wissenschaft und Praxis eine aktuelle Übersicht über die verschiedenen Bereiche und Tätigkeitsfelder dieser Wissenschaft und über den aktuellen Wissensstand.
Und wie steht Südtirol in Sachen Renaturierung von Ökosystemen da? Einige positive Aspekte zitierte Zerbe bei der heutigen Pressekonferenz, wie etwa die Renaturierung von Flussläufen und Lärchenwiesen, aber auch negative Beispiele kenne er, wie zum Beispiel die mangelnde Renaturierung von artenreichen Almwiesen und von Seen sowie die fast totale Aufräumung der beschädigten Wälder nach dem Windwurf von Ende Oktober 2018, die laut Zerbe mittel- und langfristig Probleme verursachen werde.
Das Buch fußt auch auf die Kooperation der Freien Universität Bozen mit dem Naturmuseum Südtirol zu Fragen der Biodiversität, des Naturschutzes und der nachhaltigen Landnutzung.