Zig Tausende beteiligten sich am Lichtermeer für Graz

Strauss-Crossover und Lichtermeer zum Donauinselfest-Auftakt

Freitag, 20. Juni 2025 | 23:35 Uhr

Von: apa

Ein ganzes Klassikorchester als Headliner-Act auf der Festbühne: Das hat das Donauinselfest auch noch nicht gesehen. Die Wiener Symphoniker gaben sich am Freitag die Ehre, um an einem Strauss-Tribute der besonderen Art mitzuwirken. Zuvor wurde den Opfern von Graz mit einem Lichtermeer gedacht.

Die Insel leuchtete für Graz

Kurz vor 22 Uhr wurden die Besucherinnen und Besucher vor allen Bühnen via Durchsage gebeten, ihre Handytaschenlampen anzuknipsen. “Die Insel leuchtet für Graz”, wollte man doch der Opfer des Amoklaufs an einer Grazer Schule vor eineinhalb Wochen gedenken. Am Areal vor der Hauptbühne, das bis zum Bersten gefüllt war, ergab das einen beeindruckenden Teppich aus zig Tausenden Lichtpunkten. Und so leise war es auf der Insel in dieser Schweigeminute bisher auch selten.

Pompöse Strauss-Show zum 200er

Danach begann das Strauss-Projekt der Symphoniker unter Dirigent Christian Kolonovits und des Drum’n’Bass-Duos Camo & Krooked. Eine pompöse Show, in der Klassik und elektronische Musik zu einem eigenwilligen Crossover verschmolzen, feierte den 200. Geburtstag des Walzerkönigs, der heuer das ganze Jahr mit einem Event-Reigen in der ganzen Stadt zelebriert wird. Gewissermaßen als Spiritus Rector tauchte der Schani dabei immer wieder höchstselbst als überdimensionales Visual über den Mitwirkenden auf.

Bei allem imposanten Sound hob das musikalische Experiment, bei dem auch Sängerin Mira Lu Kovacs und die rumänische Opernsängerin Cristina-Antoaneta Păsăroiu an Bord waren, nie so hundertprozentig ab. Ständig deutete der Klangteppich ein Zulaufen auf eine Klimax an, die dann nicht eingelöst wurde. Weniger Üppigkeit und mehr rhythmischer Drive hätte man sich da zuweilen gewünscht. Das Publikum zeigte sich trotzdem sehr angetan.

Milky Chance machten mit knackigem Feel-Good-Pop Stimmung

Der ungewöhnliche Abschluss auf der Hauptbühne sprach jedenfalls für die traditionelle Vielfalt beim Inselfest. Vor der Strauss-Hommage traten, die sinkende Sonne im Rücken, Milky Chance auf. Obwohl es temperaturmäßig spürbar abkühlte, war auf dem bummvollen Areal vor der Hauptbühne davon nichts zu merken.

Die Formation aus Deutschland brachte mit knackigem Feel-Good-Pop die Massen in entsprechende Stimmung. Steppte bei “Living in a Haze” aus dem gleichlautenden und bisher letzten Album der Band schon der Bär, wünschte man sich spätestens beim Megahit “Stolen Dance” Tanzschuhe an den Füßen. Dazwischen streute die Truppe ein vom 80er-Synthie-Sound befreites und damit reduziert-wummerndes Cover von “Tainted Love” ein. Bei “Passion” hielt Sänger Clemens Rehbein Damen und Herren aus der ersten Reihe das Mikro unter die Nase, um sie an passender Stelle “Ah Ah” intonieren zu lassen. Das Ergebnis: durchwachsen. Und ein Moshpit war dann auch noch drin.

Buntes Nachmittagsprogramm und ein roter Promitross

Schon am Nachmittag gab es auf der Mainstage feinen Indie-Pop von Avec und Rap von Symba. Auf den restlichen Bühnen wurde derber Rock von Steel Panther, Volkstümliches von den Nockis, Wienerischer Schlager von Jazz Gitti, türkischer Sound von EsRap oder modern interpretierte Volksmusik von Anna Buchegger kredenzt.

Tag 1 war besuchermäßig äußerst stark. Schon ab den Nachmittagsstunden fluteten die Inselfans das Partyeiland. Das nicht zu heiße Sommerwetter und der Fenstertag, an dem wohl viele frei hatten, waren da wohl nicht ganz unwesentlich. Zu den ersten Gästen zählten Bürgermeister Michael Ludwig und Vizekanzler Andreas Babler (beide SPÖ), die der Arbeitsinsel einen Besuch abstatteten, nach einem gemeinsamen Fototermin mit anderer roter Politprominenz aber schnell getrennte Wege gingen.

Insgesamt hat man an den drei Festtagen die Qual der Wahl zwischen mehr als 200 Acts und 700 Stunden Programm. Am Samstag stehen etwa Kim Wilde oder Josh auf der Liste, der Headliner-Slot am Sonntag gehört der heimischen Formation Aut of Orda. Für das gesamte Wochenende ist Sommerwetter prognostiziert.

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