Renommierte Denkwerkstatt

Toblacher Gespräche: Bildung und unabhängige Medien

Montag, 29. September 2025 | 14:21 Uhr

Von: Ivd

Toblach – Am vergangenen Wochenende beleuchteten die Toblacher Gespräche sowohl die Herausforderungen als auch die Chancen der heutigen Medienlandschaft. Die Debatten machten deutlich, dass die Gesellschaft zwar mit gravierenden Herausforderungen wie Misstrauen und Desinformation konfrontiert ist, sowie anti-demokratischen Zügen aus dem politisch rechtsextremen Lager, aber innovative Ansätze wie der konstruktive Journalismus und mutige investigativ-journalistische Arbeit die Demokratie stärken können.

Der Investigativjournalist Marcus Bensmann ließ keinen Zweifel an der düsteren politischen Lage in Deutschland, sah aber auch einen Hoffnungsschimmer: „Vielleicht erleben wir gerade den letzten Sommer der Freiheit. Doch es gibt auch Risse in der AfD: Nicht nur Gerichte haben ‚Remigration‘ als verfassungswidrig bezeichnet, sondern auch innerhalb der AfD selbst regt sich Kritik.“

Virginia Padovese von NewsGuard warnte vor den Risiken der künstlichen Intelligenz: „Innerhalb eines Jahres stieg die Reproduktion von falscher Information durch KI-Bots wie ChatGPT von 18 Prozent auf 35 prozent an. Heute werden Milliarden falscher Artikel mit dem einzigen Zweck veröffentlicht, in die Trainingsdaten von Chatbots zu gelangen, um dadurch falsche Informationen durch ihre Verwendung zu verbreiten.“

Die Veranstaltung schuf eine lebendige und engagierte Atmosphäre, wobei besonderes Augenmerk darauf lag, wie das aktuelle Medienumfeld die ökologische Transformation prägt. Die Organisatoren Jess Delves und David Hofmann betonen zusammenfassend: „In einer Gesellschaft, die von Desinformation und antidemokratischer Ideologie geprägt wäre, wird keine ökologische oder soziale Wende möglich sein. Entscheidend sind die physische Sicherheit und die wirtschaftliche Absicherung von Journalisten – das bildet die Grundlage unabhängiger Medien, aber wir sehen, wie beide Aspekte zusehends auch in westlichen Demokratien erodieren.”

Sie fügen hinzu: “Diese müssen daher von politischen Entscheidungsträgern und von der Gesellschaft insgesamt geschützt werden, was uns alle in die Verantwortung zieht. Jede und jeder kann dazu beitragen – durch Abonnements, politisches Engagement und andere Formen der Unterstützung. Darüber hinaus aber brauchen Journalisten heute mehr denn je Mut und Idealismus, wie viele Redner der Toblacher Gespräche unterstrichen, besonders im investigativen Journalismus.”

In den vielen lebhaften Diskussionen mit dem Publikum wurde zudem deutlich, dass wir einen kulturellen Wandel brauchen: die Gesellschaft muss qualitativ hochwertiger Informationen einen deutlich höheren Stellenwert beimessen, dazu gehört ein Bewusstsein für die Grenzen KI-generierter Antworten zu schaffen, die Entstehung und Verbreitung von Desinformation zu verstehen und zu lernen, wie man vertrauenswürdige Quellen erkennt. Andererseits sollten Medienarbeitende sich stärker in Richtung konstruktiven Journalismus orientieren, das erleichtert es Bürger in die Handlung zu kommen und lindert zugleich die psychische Belastung durch anhaltend negative Nachrichten.

Bezirk: Pustertal

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