Von: mk
Bozen – Eike Schmidt, der Direktor der Uffizien in Florenz, versteht etwas von Bildersprache. Um seinem Appell Nachdruck zu verleihen, hat er eine Schwarzweiß-Reproduktion des berühmten Bildes „Vase mit Blumen“ vom niederländischen Maler Jan van Huysum im Palazzo Pitti angebracht – dort, wo eigentlich das Original hängen sollte. Das Kunstwerk, das von Nazis im 2. Weltkrieg gestohlen wurde, befindet sich derzeit im Gewahrsam einer deutschen Familie. Ein Detail am Rande: Nach dem Diebstahl machte das Ölgemälde auch Halt in Südtirol.
Das Wort „Gestohlen“ in drei Sprachen – auf Italienisch, Englisch und Deutsch – begleitet die Schwarzweiß-Reproduktion im Palazzo Pitti, die ursprünglich von der „Gebrüder Alinari“ Aktiengesellschaft in Florenz angefertigt wurde – dem nach eigenen Aussagen ältesten noch bestehenden fotografischen Unternehmen der Welt.
Bis 1943 hatte sich das Original des Gemäldes dort befunden, bevor es von Soldaten der Wehrmacht entwendet wurde.
„Wegen dieses Vorfalls, der den Bestand der Uffizien schwächt, sind die Wunden des 2. Weltkriegs und des Terrors der Nazis noch immer nicht verheilt. Deutschland sollte das Recht auf Verjährung für Kunst, die im Krieg geraubt wurde, abschaffen und es auf diese Weise ermöglichen, dass die Werke zu ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgelangen“, eröffnet Schmidt seinen Appell. Er hofft, dass noch innerhalb dieses Jahres das Gemälde nach Florenz gebracht wird.
Jan van Huysum, der von 1682 bis 1749 lebte, war ein niederländischer Maler, dessen Werke im 18. Jahrhundert sehr gefragt waren. Im reiferen Alter fing er an, Blumen- und Fruchtstücke zu malen, und zwar – anders als bisher – auf hellem Grund.
Seine Blumenstücke zeichnen sich durch außerordentliche Feinheit und Schmelz der Pinselführung aus und übertrafen in dieser Beziehung alles bisher Geleistete. Van Huysum malte gewöhnlich mit Insekten und Schmetterlingen belebte Sträuße von Tulpen, Hyazinthen, Rosen, Nelken, Mohn, Primeln und anderen Gartenblumen in Vasen auf Marmortischen und dazu Trauben, Pfirsiche, Vogelnester mit Eiern und Ähnliches.
Das 47 mal 35 Zentimeter große Ölgemälde gehörte seit 1824 zur Sammlung des Palazzo Pitti, nachdem es der lothringische Großherzog Leopold II für die eben gegründete „Galleria Palatina“ erworben hatte.
Als das Bild im Jahr 1943 in die Villa Bossi Pucci, die sich ebenfalls in Florenz befindet, verlegt wurde, geriet es gemeinsam mit anderen Kunstwerken in die Hände der Nazis und wurde anschließend in die Jaufenburg oberhalb von St. Leonhard in Passeier gebracht. Die Truhe, in denen sich das Gemälde befand, wurde dort geöffnet. In Deutschland verloren sich dann die Spuren.
Erst im Jahr 1991 – kurz nach der deutschen Wiedervereinigung – tauchte das Bild erneut auf. Seitdem traten mehrere Vermittler mit den italienischen Behörden in Kontakt und versuchten, eine Entschädigung für die Aushändigung des Gemäldes auszuhandeln. Für die Verantwortlichen in den Uffizien kommt das laut einem Bericht des Alto Adige aber nicht in Frage. „Das Bild gehört bereits dem italienischen Staat und ist deshalb weder veräußerlich noch käuflich“, heißt es.
Auch der Direktor der Uffizien, Eike Schmidt, der selbst Deutscher ist, lässt keinen Zweifel an seiner Einstellung offen. „Deutschland hat eine moralische Verpflichtung, das Kunstwerk unserem Museum zurückzugeben und ich hoffe, dass der deutsche Staat in der Lage ist, dies sobald wie möglich zu tun – ebenso wie im Fall von anderen Kunstwerken, die von der Wehrmacht geraubt wurden“, betont Schmidt.