Gedreht wurde an mehreren Orten in Südtirol

“Wilhelm Tell”: Blutige Kämpfe vor malerischer Bergkulisse

Freitag, 13. Juni 2025 | 15:05 Uhr

Von: dpa

Ein Apfel, ein Pfeil, ein Kopf: Diese Szene von Friedrich Schiller hat Literaturgeschichte geschrieben. Auch die neuste Verfilmung von “Wilhelm Tell” beginnt mit dem Apfelschuss. Der blutige Streifen des nordirischen Regisseurs Nick Hamm (“Driven”) weicht in einigen Stellen aber von der Vorlage ab – zu sehen Donnerstag im Kino.

Im Jahr 1307 besetzt der Habsburgerkönig Albrecht (etwas unterfordert: Ben Kingsley) die angrenzenden Schweizer Kantone. Er hat keine Probleme damit, wenn seine Steuereintreiber die Bürgerinnen und Bürger vergewaltigen und töten. Doch dann tritt – eher widerwillig – der Bauer und Meister der Armbrust, Wilhelm Tell (Claes Bang, “Mother’s Baby”), auf den Plan. Er legt sich mit den Handlangern des Königs an, um die Unterdrückung der Bevölkerung zu beenden. Gegenspieler des Schweizer Freiheitskämpfers ist Landvogt Gessler (Connor Swindells, “Sex Education”). Er ist es auch, der Tell zwingt, mit seiner Armbrust einen Apfel vom Kopf seines Sohnes zu schießen – aus einer Entfernung von 20 Schritten.

Malerisch und blutig

Wie die Szene ausgeht, dürften die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer schon vorher wissen. Dennoch ist “Wilhelm Tell” spannend inszeniert und zeigt teils übermäßig blutige Kämpfe vor der malerischen Kulisse der Schweizer Alpen. Gedreht wurde an mehreren Orten in Südtirol. “Ich wollte eine gewisse Realität abbilden, so wie ich sie mir vorgestellt habe. Ich konnte nichts beschönigen. Aber ich wollte dieser Realität auch diese Art der ländlichen Schönheit gegenüberstellen”, sagte Regisseur Hamm dem US-Magazin “Variety”.

Der dänische Schauspieler Bang spielt den Titelhelden wider Willen nordisch-kühl. Er habe jemanden für die Rolle gesucht, der eine brutale Präsenz habe, aber auch den Raum füllt, wenn er in einer Szene nur schweigend am Rand steht. “Es gibt nur wenige Schauspieler, die das können”, erklärte Hamm.

Film weicht an einer Stelle stark vom Original ab

In der Filmversion hat der Schweizer Nationalheld eine arabische Frau und einen Adoptivsohn, die er als Kreuzritter in Jerusalem kennenlernte und vor dem Tod rettete. Es ist die wohl krasseste Abweichung vom literarischen Original.

“Wilhelm Tell” war Schillers letztes vollendetes Bühnenwerk, bevor er 1805 im Alter von 45 Jahren starb. Es wurde im Frühjahr 1804 am Hoftheater in Weimar von Johann Wolfgang von Goethe uraufgeführt. Die Sage um den Schweizer Freiheitskämpfer verbreitete sich bereits ab dem 15. Jahrhundert. Dass sie auf wahren Begebenheiten beruht, gilt heutzutage unter Historikern als ausgeschlossen. Dennoch entwickelte sich die Figur in der Schweiz zum Nationalhelden.

An den Kinokassen bisher eher ein Flop

Die britisch-schweizerisch-italienische Koproduktion erinnert teilweise an “Braveheart” (1995) mit Mel Gibson, kommt aber nicht an den Oscar-prämierten Klassiker heran. Außerdem ist das historische Filmepos mit einer Länge von über zwei Stunden etwas zu lang geraten.

In Nordamerika und Großbritannien startete “Wilhelm Tell” bereits vor mehreren Monaten. Das Ende lässt zwar eine Fortsetzung offen, doch ist diese recht unwahrscheinlich. Denn laut Branchenseiten hat der 45-Millionen-Dollar teure Streifen bisher lediglich rund 700.000 Dollar (612.262,75 Euro) weltweit eingespielt.

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