Von: bba
Bozen – Das Blau des Buchcovers erinnert an die Kälte, der Menschen auf der Straße ausgesetzt sind, ein illustrierter Rucksack an ihre Lebensgeschichten: 84 Seiten umfasst das Buch über das Winterhaus, das im Winter 2019/2020 mehr als vier Dutzend Menschen ohne Dach über dem Kopf in Bozen eine Unterkunft bot. Möglich wurde dies anhand zahlreicher Freiwilliger, die ohne die Unterstützung der öffentlichen Hand aktiv wurden.
Eine ähnliche Geschichte erzählt das Sozialprojekt Straßenzeitung „zebra.“ und der aktuelle zebra.Lesekalender. Seit mehr als sechs Jahren bietet zebra. wohnungs- und arbeitslosen Menschen die Möglichkeit, sich durch den Straßenverkauf ein kleines Einkommen und ein würdigeres Leben zu realisieren. Da es im Jänner keine eigene zebra.Ausgabe gibt, überbrücken die rund 60 Männer und Frauen den Straßenverkauf derzeit mit dem zebra.Lesekalender und ab sofort mit dem Verkauf des Winterhausbuches: fünf Euro pro Buch gehen an das Projekt „Dorea“ für obdachlose Frauen in Bozen, die andere Hälfte bleibt den Verkäufer.
21 Geschichten und Zeichnungen erzählen im Winterhausbuch von einem warmen Platz im Winter. Vier Freiwillige haben die Erfahrungen aus dem Obdachlosenhaus gesammelt und in einem Buch gebündelt, Sponsoren haben die Grafik- und Druckkosten übernommen. Das Bozner Winterhaus hat im vergangenen Jahr aufgezeigt, was möglich ist, wenn Menschen über ihre Schatten springen und Vorurteile überwinden, wenn Solidarität über Egoismus gestellt wird. Das Engagement der Südtiroler Zivilgesellschaft sollte ein Weckruf für die politischen Verantwortungsträger sein und öffentlich machen, dass die Situation von wohnungs- und obdachlosen Menschen nicht einfach stillschweigend hingenommen wird. In Südtirol darf niemand frieren oder gar erfrieren. Das Bozner Projekt Winterhaus, schreiben die Herausgeber Caroline von Hohenbühel, Maria Lobis, Marion Maier und Rudolf Nocker in ihrem Buch, habe Hoffnung und Mut geschenkt. Es sei ein Beleg dafür, dass unternehmerische Verantwortung verbunden mit freiwilligem Engagement und eigenverantwortlichem Handeln Unmögliches möglich macht.
Wie wichtig es für eine Gesellschaft ist, obdachlosen und armutsgefährdeten Menschen ein selbstbestimmtes und menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, thematisiert auch der zebra.Lesekalender 2021. Für die Gestaltung konnte die Herausgeberin OEW-Organisation für Eine solidarische Welt Architektin Stefanie Hausdorf und Fotograf Jörg Oschmann gewinnen. Sie schreiben: „Um die Distanz trotz der derzeit bestehenden Barrieren zu überwinden, bedarf es neuer Ideen und Wege in eine gemeinsame Zukunft. Die Geschichten zeigen, dass viele davon bereits dabei sind zu entstehen.“ In zwölf Bildern und Texten portraitieren sie dabei Menschen hinter den Fensterfassaden ihres Zuhauses, die sich trotz der neuen Distanz stark machen für die Gemeinschaft.
Seit 2014 gibt die OEW-Organisation für Eine solidarische Welt aus Brixen die Straßenzeitung zebra. heraus. 60 Verkäufer*innen aus neun Nationen sind bei der OEW registriert und an ihren zebra.Ausweisen erkennbar. Da die Jänner-Ausgabe entfällt, kommt für sie neben dem zebra.Kalender das Buch zum Winterhaus als zusätzliche Einnahmemöglichkeit gerade recht.