Fresko im Landtag

Würdigung Plattners vor seinen Töchtern

Donnerstag, 19. Dezember 2019 | 16:53 Uhr
1052667_DSC02768

Bozen – Zum hundertsten Geburtsjahr von Karl Plattner erläuterte Kunsthistoriker Andreas Hapkemeyer vor dessen Töchtern Anna Silvia und Patrizia das große Fresko im Sitzungssaal des Landtags. „Ein großes Werk, an dem wir ständig neue Details entdecken“, meinte Landtagspräsident Josef Noggler.

Zur Würdigung von Karl Plattner, der heuer 100 geworden wäre, konnte Landtagspräsident Josef Noggler ein besonderes Publikum begrüßen: Neben den Abgeordneten und anderen Gästen waren auch Anna Silvia und Patrizia Plattner gekommen, die Töchter des Künstlers, der das große Fresko im Sitzungssaal geschaffen hat. Wie Noggler eingangs betonte, sind sich die Abgeordneten durchaus bewusst, bei jeder Landtagssitzung ein großes Werk vor sich zu haben. „Wer hier vor diesem Bild sitzt, entdeckt immer wieder neue Details und stellt sich neue Fragen.“ Auf dieses Fresko weise man auch alle Besucher – darunter Landtagsdelegationen und über 4.000 Schüler – hin und erkläre ihnen etwas zu seiner Entstehung und Bedeutung.

Karl Plattner hat 1954 vom damaligen Landeshauptmann den Auftrag für dieses Fresko bekommen, nachdem ihn eine Fachkommission einhellig zum Sieger eines Wettbewerbs bestimmt hat. Der Auftrag lautete: „den wirtschaftlich-kulturellen Fortschritt sowie auch die einzelnen Landschaften Südtirols darstellen“.

„Für den Künstler war in erster Linie nicht das Thema wichtig, sondern Formen und Farben, aus denen sich dann der Gegenstand bildet“, erklärte Kunsthistoriker Andreas Hapkemeyer, der das Werk vor den Gästen – darunter auch Landeshauptmann Arno Kompatscher und Karin Dalla Torre, Leiterin der Abteilung Denkmalpflege – in seinem kunsthistorischen Kontext erläuterte. Das Landtagsfresko stammt aus der brasilianischen Epoche Plattners und ist stark von kubistischen Elementen geprägt –auch viele andere Künstler des deutschen Sprachraums suchten in jener Zeit eine Anknüpfung an die Stile vor der NS-Zeit.

Anna Silvia und Patrizia Plattner – letztere ist selbst eine Künstlerin von Ruf – haben heute das Fresko zum ersten Mal aus der Nähe gesehen. „Beim Eintritt in den Saal war ich erschrocken über die Ausmaße dieses Werks“, sagte Anna Silvia, „es ist wunderschön und aktuell, und ich hoffe, dass es dazu beiträgt, die Erinnerung an unseren Vater lebendig zu halten.“ Heute hat sie auch erfahren, dass der Entwurf, den Karl Plattner damals für den Wettbewerb einreichte, mit dem Kennwort „Anna Silvia“ versehen war.

Von: mk

Bezirk: Bozen