Von: mk
Bozen – Nie hatten wir so viel Zeit. In den letzten 100 Jahren hat sich die Lebenserwartung verdoppelt. Gleichzeitig arbeiten wir durchschnittlich nur halb so viel. Der Trend wird sich fortsetzen. Trotzdem klagt jeder über Zeitknappheit, ganz nach dem Motto „Ich habe keine Zeit!“. Obwohl uns im Lockdown der Wert von Zeit besonders bewusst wurde, scheint weltweit der von Benjamin Franklin geprägte Leitsatz „Zeit ist Geld“, wieder vermehrt die Überhand zu gewinnen. Auch in Südtirol. Was ist eigentlich die Zeit? Wie gehen wir mit ihr um? Befinden wir uns im Wettlauf gegen die Zeit? Kann man Zeit mit Geld kaufen? Internationale Referenten gehen unter anderem diesen Fragen auf den Grund – beim zwölften Global Forum Südtirol (GFS) zum Thema „Zeit ist Geld – kollektives Burnout oder Paradigmenwechsel?“ am 25. September in der Eurac Research in Bozen.
Ein Virus, das keine Uhr-Zeiten kennt, zeigt uns gerade auf, wie fragil unsere postmoderne Tempokultur ist. Mit der Erfindung der mechanischen Uhr und spätestens seit der industriellen Revolution wird unser Leben nicht mehr vom Rhythmus der Natur-Zeit, sondern vom Takt der Uhr-Zeit bestimmt. Die Zeit wurde plötzlich mit einem neuen Kriterium besetzt und verrechnet: Geld. Seither wird auch nicht mehr zwischen Uhr und Zeit unterschieden. Unser Leben ist auf die Minute durchgetaktet: Schlaf, Arbeit, Essen und Freizeit.
Eine Dimension, die uns verloren gegangen schien, wurde uns im Lockdown aber besonders bewusst: der Wert von Zeit. Für uns selber, für unsere Familien, für unsere Unternehmen und unsere vielfältigen Aktivitäten.
“Die Zeit ist reifer denn je für neue bis gestern utopisch erscheinende Zukunftsbilder, denn Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien. Einige davon wurden binnen weniger Wochen Wirklichkeit, auch in Südtirol: vom Digitalisierungsschub bis hin zur Renaissance regionaler Kreisläufe. Darauf gilt es aufzubauen. Es ist Zeit für das Jetzt, für die Zukunft”, unterstreicht GFS Gründer und Organisator Christian Girardi.
Unter dem Titel „Time is honey – Vom klugen Umgang mit der Zeit“ wird der Münchner Zeitforscher Jonas Geissler das 12. GFS eröffnen und uns auf eine spannende Zeit-Reise mitnehmen. Im Anschluss wird der Impulsvortrag des Extrembergsteigers Simon Gietl folgen. Unter dem Titel „So viele Berge, so ein Glück – Leben im Rhythmus der Natur“ wird er uns aufzeigen, wie wichtig es ist – nicht nur in Extremsituationen – nach dem Rhythmus der Natur anstatt dem Takt der Uhr zu leben. Den zweiten Teil der Veranstaltung wird der Hotelier und Naturmensch Michil Costa eröffnen. Unter dem Titel “The Times They Are a-Changin’ – Tempo. Tourismus. Achilles Intuition und die Geduld Odysseus” wird er uns wichtige Impulse zur Bedeutung des “sich-Zeit-Nehmens” im Unternehmen, aber auch im Umgang mit der Natur geben. Abschließend werden das neuseeländische Unternehmerpaar und Erfinder der 4-Day-Week-Bewegung, Charlotte Lockhart & Andrew Barnes, unter dem Titel “The 4 Day Week – The benefit of a productivity focused and reduced hour workplace” erläutern, wie man trotz Reduzierung der Arbeitszeit und bei gleichbleibenden Lohn die Zufriedenheit und Produktivität am Arbeitsplatz erhöhen kann.
Ein besonderer Dank gilt allen unseren Partnern, Sponsoren und Unterstützern. Insbesondere unserem Supporter, der Eurac Research und unserem Partner der ersten Stunde, der Südtiroler Volksbank, sowie der ITAS Mutua, die mit unserer 12. Auflage als neuer Partner unsere Denkfabrik unterstützt.
“Bewusst im Hier und Jetzt zu leben, aber auch Entscheidungen zu treffen und dabei an die zukünftigen Auswirkungen zu denken, ist eine stetige private und unternehmerische Herausforderung. Eine achtsame Lebensweise und nachhaltiges Wirtschaften sind ein Herzensanliegen. Als Bank verdienen wir mit dem Faktor „Zeit“, aber Zeit ist nicht nur Geld, sondern auch Risiko. Gerade deshalb sind wir besonders interessiert an langfristigen Entwicklungen, um somit Chancen und Risiken besser abzuwägen und darauf einzugehen”, unterstreicht Martin Schweitzer, Vizegeneraldirektor und CFO der Volksbank.
“Wir freuen uns besonders, zum ersten Mal als Partner des Global Forum Südtirol dabei zu sein – unterstreicht Alessandro Molinari, geschäftsführendes Verwaltungsratsmitglied und Generaldirektor von ITAS. Wie das GFS legen wir seit unserer Gründung ein besonderes Augenmerk auf die Entwicklung globaler Themen, die das gesellschaftliche Leben in naher Zukunft prägen. Als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit sind wir besonders sensibel für alle Fragen, die das Leben der Menschen eng berühren. Deshalb gilt unsere Unterstützung seit jeher Initiativen die darauf abzielen, Ideen und Lösungen für ein langfristig soziales, kulturelles, wirtschaftliches und nachhaltiges Wachstum zu entwickeln.”
Das zwölfte GFS wird von Dorotea Mader moderiert.
Die rund 160 erwarteten Forumteilnehmer werden die Möglichkeit haben sich an einer spannenden Debatte zu beteiligen.
„Zeit ist Geld – kollektives Burnout oder Paradigmenwechsel?“
am 25. September 2020
von 14.00 – 19.30 Uhr
an der Eurac Research in Bozen