Große Namen und aufstrebende Talente

Zum 34. Mal: Festival Tanz Bozen

Freitag, 04. Mai 2018 | 16:58 Uhr

Bozen – Die 34. Ausgabe von Tanz Bozen vereint große Namen der internationalen Tanzwelt mit aufstrebenden Talenten und spiegelt in der Mischung aus unterschiedlichen Stilen die Rastlosigkeit unserer Zeit wider. Unter der künstlerischen Leitung von Emanuele Masi, präsentiert sich Tanz Bozen vom 12. bis 27. Juli als ein internationales, weltoffenes Festival, das die Grenzen der Kunstgattungen überschreitet und ein breites Publikum für den zeitgenössischen Tanz begeistern möchte. Das Spektrum reicht vom Ballett bis hin zu überraschenden, multisensorischen und multidisziplinären Performances.

Das Stadttheater, Museion, der NOI Techpark, die Laimburg, das Parkhotel Holzner sowie Parkanlagen und Hotspots der Stadt Bozen werden zu Schauplätzen für 35 Performances und Tanzaufführungen, davon sechs in italienischer Erstaufführung, zwei Uraufführungen und vier Koproduktionen.

Neben dem künstlerischen Leiter Emanuele Masi gibt es mit Michele Di Stefano zum ersten Mal einen Guest Curator. Di Stefano war bereits 2014 mit einem Projekt für die Museion Media Façade auf dem Festival zu Gast, in diesem Jahr kehrt er als Kurator für eine Reihe von Outdoor-Veranstaltungen, die er unter das Motto Vedute/Ansichten stellt, nach Bozen zurück. Zahlreiche Performer der italienischen Tanzszene, darunter Roberta Mosca, Canedicoda, Strasse, Maurizio Saiu, Fabrizio Favale und Claudia Castellucci folgten der Einladung Di Stefanos und lassen mit ihrem Blick auf die Stadt neue Ansichten entstehen.

Parallel dazu präsentieren Stars der internationalen Tanzwelt ihre Arbeiten auf der Bühne des Stadttheaters Bozen: Bill T. Jones, Michael Clark, Ohad Naharin, Helena Waldmann, Eric Gauthier, Marco Goecke und Boris Charmatz. Nicht zu vergessen, in dieser Reihe großer Namen, die italienischen Choreografen Roberto Zappalà und Alessandro Sciarroni, die Katalanin Lali Ayguadé, die Kanadierin Virginie Brunelle und die aus Serbien stammende Dunja Jocic.

Eröffnet wird das Festival am 12. Juli im Museion mit der ortsgebundenen Performance Argon. Das in drei Kapitel unterteilte Projekt, konzipiert vom italienischen Choreografen Fabrizio Favale und dem Künstlerkollektiv ZimmerFrei, spielt an drei Donnerstagabenden mit den Veränderungen von Aggregatzuständen: von flüssig zu fest zu gasförmig (12., 19. und 26. Juli, Museion, ab 22.00 Uhr).

Am Freitag, 13. Juli hebt sich dann im Stadttheater der Vorhang für den Tanz. Die renommierte Bill T. Jones/Arnie Zane Dance Company tourt mit ihrem umfangreichen Repertoire durch die ganze Welt. In Bozen wird die internationale Truppe von den Solisten des Haydn Orchesters begleitet. Zu den Klängen Schuberts und Mendelssohns treten die Tänzer in Play an Play: An Evening of Movement and Music (13. Juli, Stadttheater, 21.00 Uhr) in einen spannenden Dialog zwischen Musik und Tanz.

Keine Unbekannte für das Festivalpublikum ist hingegen Helena Waldmann. Die deutsche Choreografin zeigt ihr jüngstes Werk Good Passports Bad Passports und reflektiert darin brandaktuelle soziale und politische Themen: Was markieren Grenzen? Eine Performance, die mit einer zeitgenössischen Tanzkompanie, Akrobaten des Nouveau Cirque und vor Ort ausgewählten „Mauerbauern“ die Mechanismen von Abschottung und Ausgrenzung auf die Bühne bringt. (16. Juli, Stadttheater, 21 Uhr)

Darauf folgt die Uraufführung Liederduett der italienischen Kompanie Roberto Zappalà, eine Koproduktion mit Tanz Bozen. Der aus Catania stammende Choreograf behandelt in diesem Diptychon den “Bruderkonflikt”: Vier Tänzer, ein Sänger und ein Pianist bringen die biblische Geschichte von Kain und Abel sowie deren mögliche Versöhnung auf die Studiobühne des Stadttheaters. (18. Juli, Studio Stadttheater, 21.00 Uhr)

Michele Di Stefano, Kurator der Outdoor-Veranstaltungen, ist mit seinem jüngsten Werk Bermudas_Tequila Sunrise, einem abendfüllenden Stück (in Koproduktion mit Tanz Bozen) im Stadttheater zu Gast. Inspiriert von der Chaostheorie schafft Michele Di Stefano ein stark aufgeladenes Energiefeld auf der Bühne. Zehn Performer übertragen die daraus entstehende Energie in ein Tanzerlebnis von großer visueller Wirkung. (19. Juli, Stadttheater, 21.00 Uhr)

Die aus Serbien stammende und in Holland tätige Dunja Jocic beehrt Bozen in diesem Jahr zum ersten Mal. Sie präsentiert Don’t talk to me in my sleep, ein mitreißendes Duett über die einengende Beziehung eines Mannes zu seiner Mutter. Inhaltlich inspirierte sich die Choreografin an Andy Warhols innigem und schwierigem Verhältnis zu seiner Mutter. (20. Juli, Studio Stadttheater, 21 Uhr)

Nach Aufführungen in Paris, Berlin, London und Taipeh macht der unkonventionelle Choreograf Boris Charmatz, Direktor des Musée de la Danse von Rennes, mit seinem jüngsten Werk erstmals in Italien Halt. In 10000 Gestes schafft Charmatz zu Mozarts Requiem einen wilden Dschungel aus zum Teil gewaltsamen Bewegungen, wobei jede einzelne Geste nur einmal ausgeführt wird. 10000 Gestes ist ein hypnotisches Gewitter, eine Ode an die Flüchtigkeit des Tanzes. (23. Juli, Stadttheater, 21.00 Uhr)

Als Provokateur gilt auch Michael Clark, der schottische Choreograf wird seit den 1980-er Jahren als Ikone des Tanzes gefeiert. Er sprengt formale Grenzen und vereint in seinen spektakulären Produktionen Gegensätze: Ballett und Punkrock, formale Strenge und schillernde Extravaganz. Sein neuestes Werk to a simple rock’n’roll…song. ist eine Hommage an drei Größen der Musikgeschichte: Erik Satie, Patti Smith und David Bowie. (25. Juli, Stadttheater, 21.00 Uhr)

Die Katalanin Lali Ayguadé kommt mit einer italienischen Erstaufführung nach Bozen und zeigt iU an Mi: In dieser emotionsgeladenen Choreografie setzt sich ein Quartett mit den menschlichen Reaktionen auf ein tragisches Ereignis auseinander und entwickelt auf der Bühne eine poetische Reise in die menschliche Gefühlswelt. (26. Juli, Studio Stadttheater, 21.00 Uhr)

Der letzte Abend steht ganz im Zeichen des Stuttgarter Ensembles Gauthier Dance//Theaterhaus Stuttgart und das nicht ohne Grund: Die Kompanie, unter der Leitung des Choreografen Eric Gauthier, wurde für das kommende Triennium 2018–2020 zur associated company des Festivals ernannt. In Bozen zeigt Gauthier Dance im Vorprogramm die Kurzchoreografie Ballet 102, eine getanzte Satire auf die Paarbeziehung im akademischen Tanz (27. Juli, Studio Stadttheater, 20 Uhr). Im Großen Saal um 21.00 Uhr beeindruckt die Kompanie dann in Mixed Bill gleich in vier Stücken mit ihrem kreativen und tänzerischen Niveau (27. Juli, Stadttheater, 21.00 Uhr). Der Abend ist eine Hommage an zwei außergewöhnliche Choreografinnen, Virginie Brunelle und Pina Bausch, sowie an die Tänzerin Louise Lecavalier. Er endet mit dem Blockbuster Minus 16 von Ohad Naharin.

Für Kinder wird wieder eine Nacht im Theater angeboten, erstmals erhalten auch Erwachsene die Möglichkeit, daran teilzunehmen (20. und 21. Juli). Nach dem Zuspruch im Jahr 2014 und der großen Nachfrage wurde die multimediale Kinderaufführung JOSEPH_kids von Alessandro Sciarroni erneut ins Programm aufgenommen (20. Juli, 18.00 Uhr und 21. Juli, 10 Uhr, Stadttheater). In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Anticorpi XL werden im Vorprogramm um 20 Uhr wieder Kurzchoreografien vielversprechender junger Autoren aufgeführt: Siro Guglielmi (16. Juli, Kapuzinergarten, 20.00 und 20.30 Uhr), Diego Tortelli (23. Juli, Studio Stadttheater, 20 Uhr) und Luna Cenere (25. Juli, Handelskammer, 19.45 und 20.30 Uhr).

Für die Outdoor-Vorstellungen hat Guest Curator Michele Di Stefano eine heterogene Mischung aus multidisziplinären Performances gewählt: Sie sollen eine neue Sicht auf die Stadtlandschaft und den Tanz schaffen und spannen den Bogen von einer 24-stündigen Performance zwischen Musik und Tanz von Roberta Mosca und Canedicoda (Musica per un giorno, 14.–15. Juli, Museion, 14–14 Uhr) bis hin zum intensiven Solo dont’ be frightened of turning the page von Alessandro Sciarroni (24. Juli, Laimburg, 21 Uhr). Mit dem rituellen Charakter des Tanzes beschäftigen sich Claudia Castellucci in Verso la specie (14. Juli, Parkhotel Holzner, Oberbozen, 18.30 Uhr) und Maurizio Saiu in Flaming Doors (13. Juli, Kapuzinergarten, 23 Uhr), während Lorenzo Bianchi Hoesch in seiner interaktiven und partizipativen Audioinstallation Square über Klänge eine bewusst veränderte Wirklichkeit entstehen lässt (Opening: 16. Juli, NOI Techpark, 18 Uhr). Michele Di Stefano selbst hingegen zeigt den Tanz als Instrument, um sein Gegenüber kennenzulernen (Meteorologia, 17. Juli, Semirurali-Park, 21 Uhr) und setzt sich in Veduta mit dem Blick auf den urbanen Raum auseinander (23., 24. und 25. Juli, Sparkasse am Waltherplatz um 18.00, 18.45 und 19.30 Uhr). Neben einem site specific der Kompanie Strasse (The End, 18., 19., 26. und 27. Juli, Probebühne Statttheater, 17.30, 18.30 und 19.30 Uhr), das die Zuschauer einlädt, ein mögliches „Ende“ in der Stadt zu entdecken, wird in diesem Jahr auch wieder die Secret Performance, dessen Choreograf und Aufführungsort bis zuletzt geheim gehalten werden, angeboten.

Mit Unterstützung von Stiftung Südtiroler Sparkasse, Alperia
Mit Unterstützung von Stadtgemeinde Bozen, Autonome Provinz Bozen, Region Trentino-Südtirol und Ministerium für Kulturgüter, kulturelle Aktivitäten und Tourismus MIBAC.

www.tanzbozen.it

Von: mk

Bezirk: Bozen