Von: ka
Bozen – Der gerade erst 80 gewordene Reinhold Messner ist seit Jahrzehnten eine Legende. Er hat nicht nur das Höhenbergsteigen revolutioniert und sich zum Wohle und Fortschritt Südtirols politisch und gesellschaftlich eingebracht, sondern auch viele Mittel und Wege ersonnen, den Menschen die Berge näherzubringen.
Angesichts seiner vielen Verdienste und insbesondere seiner 80 Lenze könnte er sich eigentlich gemütlich zurücklehnen und sich ins Privatleben zurückziehen, aber jemandem wie Messner, der alle Härten des Lebens erfahren und dabei selten gezögert hat, auch eine unbequeme Meinung zu sagen, steht Alterszorn viel besser zu Gesicht als Altersmilde.
Zu Milde besteht auch kaum Anlass. Mit Sorge blickt der König der Achttausender, der der wilden Bergnatur ausgesetzt oft – zu oft – für die “Eroberung des Nutzlosen” sein Leben riskiert hat, auf ein verweichlichtes und selbstbequemes Europa. Unfähig, für einen Innovationsschub zu sorgen, unfähig, auf die überbordende Migration und die damit verbundenen Probleme eine gemeinschaftliche Antwort zu finden, und trotz des immer noch vorhandenen Reichtums unfähig, sich selbst zu verteidigen, riskiert unser Kontinent den Anschluss zu verlieren. Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass zwischen dem aggressiven Russland, dem rasch aufsteigenden China und den Vereinigten Staaten, die sich zunehmend isolieren und auf den Pazifik blicken, das alternde Europa immer stärker an Bedeutung und Wehrhaftigkeit verliert.
Reinhold Messner, der sich im Leben fast alles selbst erarbeitet hat, ist weise genug, um zu erkennen, dass sich Leistung lohnen soll und auch entsprechend belohnt werden muss. Arbeiten und Nichtstun dürfen nicht über den gleichen Kamm geschoren werden und schon gar nicht denselben Lebensstil ermöglichen. Der König der Achttausender erkennt, dass es gerade diese Missstände sind, die viele Wähler verärgern, aber dass auch die Schreier, die heute Wahlerfolge feiern, diese kaum zu beheben vermögen. Bedenklich ist, dass am Horizont niemand zu erkennen ist, der das Ruder herumreißen könnte.
Die 80 Jahre alte Ikone weiß, dass sein Ende näherrückt, aber der sorgenvolle Gedanke an ein Europa, das der Bedeutungslosigkeit entgegentreibt und riskiert, zum Spielball fremder Mächte zu werden, lässt ihn keine Ruhe. Sein Alterszorn ist gerechtfertigt, aber es sei seinem Alter geschuldet, dass die geballte Faust im Hosensack bleiben sollte.
Herzlichen Glückwunsch Reinhold zu Deinem 80. Geburtstag. Mögen Dir in den Bergen noch viele schöne Jahre vergönnt sein.
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