Von: apa
Amy Macdonald hält nichts von der neuen Normalität in der Musikindustrie: “Wer versucht, beim Songschreiben einen Algorithmus zu bedienen, sollte aufgeben. Weil das nicht echt ist und keine Bedeutung hat. Das würde ich nie tun”, versichert die schottische Sängerin im APA-Interview. Am Freitag erscheint ihr neues Album “Is This What You’ve Been Waiting For?”, am 16. Februar 2026 gastiert Macdonald im Wiener Gasometer.
Auch dem konstanten Veröffentlichen von Songs kann die Sängerin und Songschreiberin nichts abgewinnen: “Masse frisst die Kunst auf.” Sie nehme sich stattdessen Zeit, “eine tolle Kollektion an Songs zu präsentieren, die Geschichten erzählen und zusammenwirken”, betont Macdonald, die am 25. August 38 Jahre alt wird. “Egal, wie sich die Musikindustrie ändert, ich kann mir nicht vorstellen, jemals anders zu denken.” Aus der aktuellen Kollektion wurden der Titelsong und “Forward” als Singles ausgekoppelt.
Neue Erfahrung
Einen Teil des Albums hat Macdonald in einem Berliner Studio mit dem Produzenten Nicolas Rebscher aufgenommen, den Rest in London mit Jim Abbiss (Adele, Arctic Monkeys). Letzterer produzierte bereits den Vorgänger “The Human Demands” (2020). “Das war damals die beste Zeit, ich hatte so schöne Erinnerungen daran, ich wollte deshalb wieder mit ihm arbeiten”, so Macdonald. Berlin und Rebscher (Alice Morton, Sarah Connor, Aurora) waren dagegen für den Popstar eine ganz neue Erfahrung.
“Ich komponiere normalerweise alles selbst”, erzählt Macdonald. “Wenn ich mit anderen zusammenarbeite, ist das immer mit jemandem aus meiner Band, also mit Leuten, die ich sehr gut kenne. Das war seltsam, mit jemandem zu schreiben, den ich vorher noch nie getroffen habe. Zum Glück sind wir gut miteinander ausgekommen, und Nico hat großes Talent.” Von den Demos, die letztlich entstanden, war Macdonald so angetan, dass sie Rebscher für einen Teil des Albums als Produzent haben wollte.
Markante Stimme
Seit ihrem Debüt- und Durchbruchsalbum “This Is The Life” (2007) hat Amy Macdonald ihr Soundspektrum konstant erweitert. In Sachen dessen Anerkennung stehe ihr manchmal ihre unverkennbare Stimme im Weg, meint sie. “Ich könnte etwas ganz Unerwartetes tun – und es würde immer noch Leute geben, die sagen würden, es klinge gleich wie immer, weil meine Stimme immer alles zusammenbringt. Ich könnte Experimentalmusik veröffentlichen und wieder würde ich das hören. Wegen der Stimme. Ich klinge eben wie sonst niemand.”
Der Unterschied zwischen Amy Macdonald früher und heute sei nicht so groß, betont sie: “Meine ersten Songs habe ich als Teenager herausgebracht. Man wird älter, da beschäftigen einen natürlich andere Dinge als damals. Aber als Person, denke ich, habe ich mich nicht so sehr verändert. Ich konnte ein relativ normales Leben führen, hatte nie das Verlangen, berühmt zu sein. Dass ich das geworden bin, bringt mich manchmal in Verlegenheit.” Sie wäre ohne diesen Aspekt ihres Berufes auch zufrieden, sagt sie.
Keine Tournee mit 70
In der Hektik des Musikbusiness habe sie sich öfter die Frage gestellt, warum sie sich das weiter antue, gesteht Macdonald freimütig. Die in einem Glasgower Vorort geborene Schottin lebt weiter in der Gegend, wo sie aufgewachsen ist. “Ich bin gerne zu Hause, gehe gerne in der Früh mit dem Hund auf einen langen Spaziergang. Ich besuche Freunde, trainiere im Gym – alles ganz durchschnittliche Dinge. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber ich werde definitiv nicht mehr in meinen 70ern wie Bruce Springsteen auf Tour gehen.” Auf Wien freue sie aber: “Ich bin meinen treuen Fans dort sehr dankbar.”
(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)
(S E R V I C E – www.amymacdonald.co.uk)
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