Anna Buchegger definiert Heimat neu

Anna Buchegger streut “Soiz” in die heimische Popsuppe

Samstag, 18. Oktober 2025 | 07:01 Uhr

Von: apa

Rund ein Jahr nach ihrem viel beachteten Debüt “Windschatten” hat Anna Buchegger am Freitag im Wiener WUK den Nachfolger “Soiz” präsentiert. “Ich hatte schon lange die Vision von konzeptmäßiger Dialektmusik, und dabei die Art von Heimat, die ich kenne, zu überdenken, und kritisch und politisch zu sein. Es hat gedauert, bis ich mich das getraut habe”, sagte die 26-Jährige im APA-Interview. Mit “Soiz” macht sie nun den nächsten Schritt.

Die Überschreitung von Stilgrenzen, die Kombination von Tradition und avantgardistischen Strukturen und die Direktheit ihrer Texte kommen auf dem aktuellen Werk noch kompromissloser zur Geltung. “Das war das Ziel”, so Buchegger. “Nach ‘Windschatten’ dachte ich, da würde ich gerne weitergehen, das könnte man vielleicht noch anders angehen, etwas anderes probieren. Darum ist das zweite Album so schnell passiert.” Der Gedanke, sich mehr Zeit zu nehmen, sei ihr durchaus gekommen. “Aber ich habe jetzt schon wieder neue Ideen. Also vielleicht geht es beim dritten auch wieder so schnell.”

“Wow, da habe ich mich Sachen getraut”

Erstmals einem größerem Publikum wurde die mittlerweile in Wien lebende Salzburgerin aus Abtenau als Gewinnerin von “Starmania21” bekannt. Mittlerweile schätzt man ihre frische Art von Popmusik, die etwa auf dem Schaffen von Hubert von Goisern aufbaut, auch im Ausland. Der Sender Arte widmete ihr einen Beitrag, Konzerte in Deutschland folgten. An Mut soll es nicht mehr mangeln: “Ich dachte mir beim ersten Album noch: Wow, da habe ich mir Sachen getraut, die sind vielleicht fast schon ein bisschen drüber. Aber es ist ein natürlicher Prozess.”

Sie schaffe gerne mit einem Musikstück “eine Welt oder einen Raum”, erzählte sie. “Immer wenn ich einen Song schreibe, beginnt dieser zum Beispiel mit etwas Räumlichen – einem Möbelstück – oder mit einem Geruch.” Stilistisch will sie sich erst gar nicht einschränken: “Ich bin sehr offen, jeder Musikstil hat seine Berechtigung. Musik verbindet, egal, um welches Genre es sich handelt.”

Konservieren, aber auch weh tun

Bis auf zwei Lieder stellte Buchegger ihr gesamtes neues Werk live im WUK vor. Warum das Lied “Soiz” zum Albumtitel und Leitmotiv wurde, erklärte sie im Interview vor dem Auftritt: “Mit Salz kann man konservieren, es aber auch in Wunden streuen. Diese Gegensätzlichkeit finde ich cool. So möchte ich es auch mit meiner Musik halten. Es gibt ja viele Redewendungen wie ‘das Salz in der Suppe’. Ich möchte mit meiner Musik etwas konservieren, aber auch ein bisschen weh tun, salzig sein, sodass nicht immer alles neutral und leicht daherkommt.”

Schon als Kind besuchte Buchegger, die nicht nur singt, sondern auch Klavier und Hackbrett spielt (“aber nicht alles gleichzeitig”) mit ihrer Familie gerne Bergwerke. “In einen Berg hineingehen und sich vorzustellen, dass man dort auch arbeiten und Material abbauen kann, das hat mich fasziniert. Ich würde so gerne in einem Salzbergwerk ein Konzert geben. Das wurde schon fast konkret, hat aber mein Budget überschritten und bleibt ein Traum.” Ab 23. Jänner 2026 hat man zumindest in traditionellen Konzertstätten zahlreiche Möglichkeiten, Anna Buchegger auf der Bühne zu erleben.

(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)

(S E R V I C E – www.annabuchegger.com)

Kommentare

Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen