Die Sängerin ist gerade auf Tour

Billie Eilish begeisterte in Wien mit Show von der Stange

Samstag, 07. Juni 2025 | 09:11 Uhr

Von: apa

Das lang erwartete Billie Eilish-Konzert in der Wiener Stadthalle erinnert ein wenig an das Hauptabendprogramm im TV: Es beginnt um Punkt 20.15 Uhr, dauert 90 Minuten und ist wie erwartet. Zu dieser Erkenntnis kam man am Freitagabend, als die kürzlich bei den “American Music Awards” zum “Artist of the Year” gekürte 23-Jährige erstmals seit 2019 in Österreich gastierte. Im Rahmen ihrer “Hit me Hard and Soft”-Tour gab Eilish ein solides Best-of-Medley ohne persönliche Note.

Enormer Ansturm und Hoffnung auf Rest-Tickets

Schon der Weg zur Stadthalle gestaltete sich als Spießrutenlauf: “Kaufe Ticket”, hieß es auf von jungen Mädchen hochgehaltenen Pappkartons, A4-Zetteln und Handy-Displays. Die österreichischen Fans mussten immerhin lange auf ein Konzert von Billie Eilish warten, die sich hierzulande trotz mehrerer Tourneen bisher lediglich vor sechs Jahren beim Frequency Festival in St. Pölten blicken ließ. Entsprechend schnell waren die Tickets für das einzige Wien-Konzert ausverkauft. Wie groß (und ambitioniert) der Ansturm war, zeigte sich nicht zuletzt in Szenen im Foyer, in denen sogar Reinigungsmitarbeiter mit Warnweste von Security-Mitarbeitern herausgefischt wurden, um sich auszuweisen.

Seit Eilishs letztem Österreich-Auftritt ist einiges passiert: Zwei weitere Alben, unzählige Grammys und zwei Oscars später präsentiert sich hier eine junge Frau, die ihr Aufwachsen unter den Augen der Öffentlichkeit stets in ihren Songs thematisiert. Die übliche Bühnensituation der Stadthalle wird mithilfe einer zentral angeordneten, rechteckigen Bühne inmitten des Publikums aufgebrochen. Während Eilish 90 Minuten lang auf der mit LED-Boden ausgestatteten Bühne agiert, finden sich die Musiker der vierköpfigen Band in zwei Orchestergräben. Eilishs Bruder und Produzenten-Mastermind Finneas sucht man hier vergeblich: Er ist gerade mit eigenen musikalischen Projekten auf Tour.

Popcorn, Deo und Kaugummi

Und so steht Eilish, die bereits im Alter von 13 Jahren mit “Ocean Eyes” eine Fan-Community im Internet aufbaute, diesmal sichtlich allein auf der Bühne. Die Interaktion mit ihrem Wiener Publikum beschränkt sich dabei auf Sätze wie “Trinkt ihr wohl genug Wasser? Es tut mir leid, dass es so heiß ist”. Die frühere Nähe zu den Fans gerät vor einer Menge von rund 15.000 Menschen deutlich in den Hintergrund. Immerhin riecht es nach karamellisiertem Popcorn, Deo und vermeintlich jenem Kaugummi, den Eilish das gesamte Konzert über im Mund hat.

In ihrer durchchoreografierten Bühnenshow startet Eilish mit dem Opener “Chihiro” von ihrem aktuellen Album “Hit me Hard and Soft”. Obwohl die Sängerin über eine Bühnentechnik verfügt, von der die Beatles nur träumen konnten, ist in der ersten Viertelstunde kaum ein Song zu hören – so enthusiasmiert singen die Fans mit. Erst als Eilish ihre außer Rand und Band geratenen Anhänger vor ihrem 2018 veröffentlichten Song “When the Party’s over” dezidiert darum bittet, eine Minute still zu sein, um ihre Overdubs aufzunehmen, kommt die Menge (kurz) einigermaßen zur Ruhe.

“Bad Guy” ist noch lange kein Höhepunkt

Mit “NDA” folgt einer der Kracher aus Eilishs 2021 erschienenem zweiten Album “Happier Than Ever”, in dem sie sich mit den Schattenseiten der Berühmtheit auseinandersetzt. Eine Energie, die sie gleich in das beatlastige “Therefore I am” aus demselben Jahr mitnimmt, in dem sich Eilish den zahlreichen Zuschreibungen der Medien widmet.

Der Umstand, dass Billie Eilish bereits in der Mitte ihres Sets ihren Mega-Hit “Bad Guy” zum Besten gibt, verdeutlicht wohl am besten jenen Erfolgslauf, den die Sängerin seit der Veröffentlichung des Songs vor drei Jahren hingelegt hat. Was sie wenig später in den ersten Zeilen von “The Greatest” auf den Punkt bringt: “I’m trying my best to keep you satisfied” (Ich versuche mein Bestes, um dich zufrieden zu stellen).

Bevor die Halle bei Temperaturen von gefühlt 50 Grad überkochte, präsentierte Eilish, die sich auch immer wieder an der Akustik-Gitarre betätigte, ihren Oscar-prämierten “Barbie”-Song “What Was I Made For”, das bitter-böse “Happier Than Ever” und schließlich mit “Birds Of A Feather” ihren finalen Song. Das hauchzarte Liebeslied war der meistgestreamte Song auf Spotify im Jahr 2024. Und macht klar: “Bad Guy” war noch lange nicht Eilishs Karriere-Höhepunkt.

(Von Sonja Harter/APA)

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