Von: APA/AFP
Es gibt ein Foto von Gudrun Landgrebe, das wohl den ganzen Frust über ihre Reduzierung auf ihren ersten Erfolgsfilm ausdrücken soll. In dem Bild, 2020 im “SZ Magazin” erschienen, hängt der Schauspielerin die Zunge aus dem Mund, die Augen sind verdreht, und die Knie scheinen wegzusacken. Die Frage lautet: “Die flambierte Frau: Was, wenn Ihnen heute jemand damit kommt?”
“Flambierte Frau” als Fluch und Segen
In dem 1983 erschienenen Film spielt Landgrebe eine Frau, die aus ihrer bürgerlichen Ehe ausbricht, um als Domina zu arbeiten, und die sich in einen Callboy verliebt. Der Film machte Landgrebe über Nacht berühmt und verschaffte ihr Rollen in zahlreichen Fernseh- und Kinofilmen. Aber er zementierte auch ihr Image als erotische, kühl kalkulierende Frau. Am Freitag wird Landgrebe 75 Jahre alt.
Geboren am 20. Juni 1950 in Göttingen und aufgewachsen in Bochum, begann Landgrebes Karriere als Schauspielerin zunächst am Theater, wurde 1977 Ensemblemitglied bei den Städtischen Bühnen Dortmund. Während der Theaterferien 1981 gab sie mit der Hauptrolle in der Kinokomödie “Dabbel Trabbel” ihr Leinwanddebüt, verkörperte ein Jahr später das Klärchen in Edgar Reitz’ “Heimat” und wurde 1983 von Regisseur Robert Van Ackeren als “flambierte Frau” besetzt.
Überforderung durch Popularität
Die plötzliche Popularität habe sie damals überfordert, sagte Landgrebe 2013. Sie habe sie nicht genießen können und als beängstigend empfunden. “Irgendwann war ich an einem Punkt, an dem ich es angenehm fand, erkannt zu werden – aber erst, als man sich nicht mehr im Pulk auf mich gestürzt hat.”
Ihre Rolle als Domina hatte zur Folge, dass sie viele Angebote für die Darstellung von Prostituierten bekam. Doch Landgrebe lehnte nach eigener Aussage alles ab, weil sie sich nicht abstempeln lassen wollte. Stattdessen spielte sie in “Oberst Redl” 1985 die Geliebte von Klaus Maria Brandauer, in “Die Katze” 1988 die Partnerin von Götz George oder 1997 die begehrte Valerie in Helmut Dietls “Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief”.
Ein Leben zwischen “Tatort” und “Donna Leon”
2001 war Landgrebe erneut an Georges Seite in “Viktor Vogel – Commercial Man” zu sehen, 2010 in einer Nebenrolle in “Jud Süss – Film ohne Gewissen”. Auch in zahlreichen Fernsehproduktionen spielte sie mit, etwa im “Tatort” oder in Filmen wie “Donna Leon – Vendetta” 2000 oder “Alles Samba” 2003.
Angebote bekomme sie viele, sagte Landgrebe einst der “Bild am Sonntag”. “Aber es wird sehr viel produziert, wozu ich keine Lust habe.” Sie wolle nur in Filmen mitspielen, die sie sich auch freiwillig ansehen würde. “Ich fange nur Feuer, wenn mich ein Drehbuch überzeugt, wenn ich Dialoge lese, die nicht vorhersehbar sind.”
Die Frequenz von Landgrebes Auftritten nimmt seit einigen Jahren ab, nur noch selten ist sie in Film und Fernsehen zu sehen. Sie geht mittlerweile lieber zum Malunterricht oder reist mit ihrem Mann Ulrich von Nathusius. Auf der Kinoleinwand war Landgrebe zuletzt 2023 in “Die drei ??? – Erbe des Drachen” zu sehen. Darin spielte sie Cordina – eine geheimnisvolle transsilvanische Gräfin.
Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen