Elisabeth Orth wurde 89 Jahre alt

Schauspiellegende Elisabeth Orth gestorben

Samstag, 17. Mai 2025 | 21:16 Uhr

Von: apa

Sie war eine der Theatergrößen des 20. Jahrhunderts, nun ist die Burgtheater-Schauspielerin Elisabeth Orth im Alter von 89 Jahren am Samstag in der Früh verstorben. Dies teilte ihre Lebensbühne, das Burgtheater, mit. “Das Haus trauert um Elisabeth Orth, eine der prägendsten Stimmen unseres Ensembles. Sie war nicht nur eine großartige Künstlerin, sondern auch in ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement eine Instanz”, zollte Direktor Stephan Bachmann Orth den höchsten Respekt.

Bürde des Namens entledigt

Geboren wurde Elisabeth Orth am 8. Februar 1936 in Wien als älteste jener drei Töchter (neben Christiane und Maresa Hörbiger), die allesamt erfolgreich in die Fußstapfen ihrer prominenten Eltern Paula Wessely und Attila Hörbiger treten sollten. Adolf Hitler schickte ein Glückwunschtelegramm “zur Geburt des Stammhalters”.

In ihrem Buch “Märchen ihres Lebens” (1975) arbeitete Orth auch die NS-Vergangenheit ihrer Eltern auf. Sie selbst hatte sich der Bürde des großen Namens der Schauspielerdynastie Hörbiger entledigt und benutzt den Familiennamen ihrer Großmutter mütterlicherseits.

Nach ihrer Ausbildung am Wiener Max-Reinhardt-Seminar war sie unter anderem am Ulmer Theater engagiert, später auch an den Bühnen der Stadt Köln und am Bayerischen Staatsschauspiel München (1964-68 und 1971). Seit 1973 war sie dann festes Ensemblemitglied des Burgtheaters. Nur in einer kurzen Zwischenphase war sie von 1995 bis 1999 an der Berliner Schaubühne engagiert, kehrte dann aber wieder an “ihr” Haus am Ring zurück. An der Burg, wo sie in rund 80 Produktionen zu erleben war, brillierte sie in Inszenierungen von Achim Freyer, George Tabori, Peter Zadek oder Andrea Breth und beeindruckte stets mit ihrer Sprachkunst sowie der großen Wahrhaftigkeit ihrer Rollengestaltungen.

Neben ihrem Bühnenengagement war die Schauspielerin, deren 1969 in der Ehe mit dem Schauspieler Hanns Obonya geborener Sohn Cornelius Obonya ebenfalls erfolgreicher Darsteller wurde, auch immer wieder für Film und Fernsehen tätig: So spielte sie in Michael Hanekes Zweiteiler “Lemminge” (1978) wie 2004 an der Seite von Ruth Drexel in “Die Heilerin”. Im Kino war sie unter anderem in Klaus Maria Brandauers “Georg Elser – Einer aus Deutschland” (1989), Stefan Ruzowitzkys preisgekröntem Heimatdrama “Die Siebtelbauern” (1997) und in der Komödie “Über-Ich und Du” (2014) zu sehen.

Zivilgesellschaftliches Engagement

Aber auch abseits des künstlerischen Scheinwerferlichts erhob Orth, die von 1979 bis 2000 als Kolumnistin für die Wochenzeitung “Die Furche” tätig war, immer wieder ihre Stimme und engagierte sich vor allem gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit. Nicht zuletzt hierfür erhielt sie 2009 das Bundes-Ehrenzeichen für Toleranz und Menschenrechte. Gemeinsam mit dem Ensemble nahm sie 2022 nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine auch an einem Benefizabend im Haus am Ring teil.

Zu den weiteren Auszeichnungen der Künstlerin gehören die Kainz-Medaille, der Grillparzer- wie der Liselotte-Schreiner-Ring, die Wiener Ehrenmedaille, das Wiener Goldene Ehrenzeichen und 2015 der Nestroy als beste Schauspielerin. Sieben Jahre später folgte schließlich der Nestroy für das Lebenswerk.

Aber die große Schauspielerin hat nicht nur Preise erhalten, es wurde auch einer nach ihr benannt: 2022 vergab die Gesellschaft der Freunde des Burgtheaters erstmals den Elisabeth-Orth-Preis an Birgit Minichmayr. Seitdem ging die Auszeichnung auch an Michael Maertens sowie Mavie Hörbiger.

Mit Elisabeth Orth verliere das Haus nicht nur “seine Doyenne, eine großartige Künstlerin, eine Kollegin, einen Menschen mit Zivilcourage”, hieß es seitens des Burgtheaters, “sondern auch eine feine Beobachterin der Zeit und eine wirklich gute Freundin”.

ORF ändert in memoriam Programm

In memoriam Elisabeth Orth ändert der ORF sein Programm und bringt am 19. Mai auf ORF 2 im “Kulturmontag” (23.05 Uhr) einen Nachruf sowie anschließend den Krimi “Polt” mit Orth in einer Nebenrolle. Am 22. Mai folgt um 0.05 Uhr “Clara Immerwahr”.

Und auch Ö1 widmet sich ausführlich der großen Schauspielerin, etwa mit “Lieblingsgedichten” in “Du holde Kunst” am morgigen Sonntag oder “Bühnenleidenschaft und Mitleidenschaft” im Rahmen der “Menschenbilder” (14.05 Uhr). Am 29. Mai sowie 31. Mai steht das zweiteilige Hörspiel “Das Gemeindekind” am Programm, bei dem Orth als Erzählerin fungiert.

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