Er muss vor Gericht

Bürgermeister regt sich wegen 1,75 Euro auf – aus gutem Grund

Donnerstag, 06. September 2018 | 08:05 Uhr

Kurtinig – Kurtinigs Bürgermeister Manfred Mayr ist außer sich, weil er am 25. Oktober vor Friedensgericht in Trient erscheinen muss. Der Grund: Es geht um läppische 1,75 Euro, berichtet Trentino online. „Das ist skandalös. Wegen so einer lächerlichen Summe verliere ich einen halben Tag an wertvoller Zeit“, ärgert sich der Bürgermeister.

Dabei ist er sich sicher: Mit einem Telefonat oder einer E-Mail hätte man die Angelegenheit im Nu klären können.

Der Vorfall, der den Bürgermeister auf die Palme bringt, hat mit einem harmlosen Verkehrsunfall am vergangenen 31. Jänner angefangen. Keine Verletzte, nur Blechschaden. Das Fahrzeug eines gewissen M. G. war von Mayrs Wagen angefahren worden.

M. G. ließ sein Auto in einer Werkstatt in Trient reparieren und forderte über eine Anwaltskanzlei die Erstattung der Spesen in Höhe von 1.516,75 Euro von der Versicherung des Bürgermeisters ein. Nach einem Monat ist die Versicherung der Forderung auch nachgekommen, allerdings hat sie sich erlaubt, die Summe auf 1.515 Euro abzurunden – mit dem Ergebnis, dass 1,75 Euro fehlen.

Kurz darauf flatterte das Schreiben eines Anwalts ins Büro von Manfred Mayr. Der Bürgermeister wurde vor den Friedensrichter zitiert, weil die überwiesene Summe als „unangemessen und ungenügend“ betrachtet wurde, um den Schaden zu begleichen.

„Das ist die Haltung von Personen, die keinerlei Skrupel und Vernunft haben und sich nicht davor scheuen, Bürokratie und Kosten zulasten der Bürger zu verursachen. Das macht mich wütend. Es wird Zeit, mit dieser Art von Einstellung aufzuräumen“, wettert der Bürgermeister.

Mayr ist selbst gelernter Buchprüfer. Als Bürgermeister ist er es gewohnt, konkret zu sein. Er will ein Protestschreiben an die Anwaltskammer verfassen – und er feuert nach: „Ich wundere mich nicht, dass es mit Italien abwärts geht, wenn bestimmte Subjekte auf diese Weise arbeiten, indem sie einen bürokratischen Amtsweg ins Rollen bringen, die Kosten in die Höhe treiben und Personen sowie Institution darin verwickeln – und alles nur wegen einer derart lächerlichen Summe.“

Er bezeichnet so ein Verhalten skandalös – und er hält es vor allem auch für vermeidbar.

Von: mk

Bezirk: Überetsch/Unterland