Nägelkauen ist nicht nur ein optisches Problem

Fingernägel kauen: Gibt es Abhilfe?

Dienstag, 27. August 2019 | 08:34 Uhr

Die Hände sind die Visitenkarte von Frauen und Männern und doch richten manche Personen ihre Nägel arg zu: Fingernägel kauen ist ein heikles Thema und betrifft nicht nur Kinder und Jugendliche, auch Erwachsene sind von der unangenehmen Angewohnheit, ihre Nägel zu kauen (Onychophagie) betroffen.

Oftmals wird auch die Haut der Fingerkuppen abgebissen. In der Folge kann es hier durchaus zu bakteriellen oder viralen Entzündungen, Blutungen oder gar Fehlbildungen kommen. Durch diese ständige unnatürlich Reduzierung der Fingernägel wird die darunterliegende Haut des Nagelbetts freigelegt und beschädigt. Neben den gesundheitlichen Folgen bietet der Zustand der Finger auch optisch keinen schönen Anblick.

In vielen Fällen handelt es sich um eine Ersatzbefriedigung oder eine durch Nervosität bedingte Angewohnheit. Doch auch psychische Belastungen oder Störungen können dahinter verborgen sein. Bei Kindern stellen oft besonders einengende und unterdrückende Erziehungsmethoden eine Ursache dar. Auch mangelnde Liebe oder das Gefühl der Vernachlässigung entwickeln sich oft zu einer der Ursachen für dieses Verhalten. Die Gemütszustände wie Nervosität, Angst, Trauer und auch Langeweile lassen das lästige Nägelkauen im Laufe der Zeit zur Gewohnheit werden.

Fingernägel kauen bei Kindern

Das Fingernägelkauen bei Kindern tritt häufig nach dem vierten Lebensjahr auf. Die meisten von ihnen haben bereits vorher ständig am Daumen genuckelt. Mehr als 20 Prozent der sieben- bis zehnjährigen Kinder folgen dem Drang, in bestimmten Momenten an ihren Nägeln zu kauen – oft sogar völlig unbewusst. Bei Jugendlichen und Heranwachsenden geht man sogar von bis zu 45 Prozent aus. In einigen Fällen löst sich der Drang, an der Nägeln kauen zu müssen im Laufe der Zeit nach der Pubertät. Bei anderen jungen Menschen hingegen bleibt diese Gewohnheit auch danach noch bis ins Erwachsenenalter erhalten.

Fingernägel knabbern bei Erwachsenen

Das Nägelkauen bei Erwachsenen, egal welcher Altersgruppe, stellt ebenfalls eine große Problematik dar. In den meisten Fällen können die Betroffenen gar nicht so einfach mit dem Nägelkauen aufhören, da sich dieses Verhalten bereits seit Jahren eingeschlichen hat. Ein Unterschied in der Häufigkeit dieser Gewohnheit bei den Geschlechtern konnte bislang nicht festgestellt werden und ist bei Männern und Frauen in gleichem Maße vorhanden.

Den meisten Erwachsenen ist sehr wohl bewusst, dass dieses Verhalten nicht richtig ist, doch sie schaffen es trotzdem nicht, das Nägelkauen zu stoppen. Sofern keine psychischen Ursachen vorhanden sind, reicht häufig eine selbst durchgeführte Therapie in Form einer sehr übel schmeckenden Tinktur, die auf die Fingernägel aufgetragen wird und somit ein gutes Mittel gegen Fingernägelkauen ist.

Doch auch für diese Möglichkeit der Eigeninitiative muss die nötige Disziplin vorhanden sein, sich tatsächlich das Fingernägel kauen abgewöhnen zu wollen. Besonders bei erwachsenen Menschen hat sich in der Regel dieses Verhalten schon so gefestigt, dass nur allein der Wille, sich das Fingernägel kauen abgewöhnen zu wollen, oft nicht die erwünschte Wirkung zeigt.

Sollten jedoch tiefgründige psychische Ursachen vorhanden sein, kommt die betroffene Person nicht immer mit diesen herkömmlichen Mitteln aus dieser Situation heraus. Ungelöste Konflikte, Stress am Arbeitsplatz, Trennung vom Partner, Trauer durch den Verlust eine geliebten Menschen und noch weitere Lebenskrisen können hier zu dem unerwünschten Nägelkauen beitragen.
Viele Menschen sind Perfektionisten und unterliegen dem Drang, alles in ihrem Leben perfekt machen zu müssen. Alle Aufgaben und Herausforderungen in ihrem Berufs- aber auch im Privatleben sind bestmöglich zu bewältigen. Die oft zu hohen Anforderungen an die eigenen Leistungen kann Ungeduld, Frustration und Unzufriedenheit nach sich ziehen, was ebenfalls in der Folge zum Nägelkauen bei Erwachsenen führen kann.

Ursachen können sein:

  • große Herausforderungen
  • Berufsleben
  • Privatleben
  • gravierende negative Erlebnisse aus der Kindheit

Gegenmaßnahmen

Da es sich bei dem Kauen und Knabbern an den Nägeln und den Fingerspitzen um ein angelerntes Verhalten handelt, kann sich dieses auch wieder verlernen lassen. Ein potenzielles Mittel für alle Betroffenen gibt es nicht. Für fast Jeden ist ein passendes Mittel gegen das Fingernägelkauen dabei, doch hier muss jeder für sich entscheiden, welcher Lösungsweg ihn zum Ziel führt.

Wie bereits erwähnt ist eine verbreitete Maßnahme der Einsatz von Tinkturen beziehungsweise spezielle Nagellacke, die auf die Fingernägel aufgetragen werden. Diese teils widerlich schmeckenden Lacke verhindern zum einen das erneute Kauen an den Nägeln und erinnern den Anwender jedoch auch bewusst daran, seine Verhaltensweise zu ändern.

Eine weitere Möglichkeit, die auch in anderen gesundheitlichen Bereichen immer häufiger zum Einsatz kommt, sind Entspannungstechniken. Hier kann durch spezielle Atemübungen, Meditation oder Yoga ein sehr guter Ausgleich geschaffen werden, um die übermäßige Anspannung und Nervosität zu verringern und abzubauen.

Bei Kindern, die besonders impulsiv und hyperaktiv sind, hilft es häufig motorisch sinnvolle Aktivitäten zu integrieren. Regelmäßiger Sport und Bewegung bringt nicht nur weitere Vorteile für die Gesundheit des Kindes, sondern kann auch dabei helfen, den Drang an den Nägeln zu kauen zu beseitigen. Egal bei welcher Sportart wird die überschüssige Energie sehr gut abgebaut und die Nägel müssen nicht mehr als Ventil dafür hinhalten.

Das Fingernägel kauen ist eine lästige, unansehnliche Angewohnheit und keine Krankheit. Jedoch sollte man diese schlechte Verhaltensweise behandeln und wieder abstellen lernen. Es gibt verschiedene Methoden und Maßnahmen und es lohnt sich, zu testen und herauszufinden, welcher Weg der ist, der einen selbst zum Ziel führt.

 

Von: bba