Die Kunst des Träumens erleben

KI verwandelt Träume in Kurzfilme

Montag, 06. Oktober 2025 | 08:04 Uhr

Von: idr

Amsterdam – Wer kennt das nicht: Man wacht mitten in einem faszinierenden Traum auf, will ihn unbedingt festhalten, doch meistens rinnt er einem bereits in derselben Sekunde durch die Finger – zurückkommen geht nicht. Das niederländische Designstudio Modem will diesem Ärger ein Ende setzen: Mit dem Dream Recorder haben die Designer ein Gerät entwickelt, das Träume in kurze Videos verwandelt.

Das Prinzip ist kinderleicht: Nach dem Aufwachen, in den Minuten, in denen der Traum noch kurz zu fassen ist, erzählt ihr dem Gerät davon. Anschließend verwandelt eine KI dieses Material in körnige Bilder, die den Bildern und der Qualität des Geträumten verblüffend nahekommen. Bis zu sieben Träume kann das Gerät speichern – genug, um wiederkehrende Muster zu erkennen.

Die Idee, Träume sichtbar zu machen, ist nicht neu. Bereits 2013 gelang es japanischen Wissenschaftlern, Traumbilder mit etwa 60 Prozent Genauigkeit zu dekodieren – mithilfe von Hirnscans und maschinellem Lernen. Neueste Fortschritte bei Gehirn-Computer-Schnittstellen machen es zunehmend möglich, Hirnwellen ohne invasive Methoden in Bilder zu übersetzen.

Die Kunst des Träumens erleben

Die visuellen Welten, die der Dream Recorder erschafft, orientieren sich an den Arbeiten des Illustrators Alexis Jamet – bewusst verschwommen und künstlerisch verfremdet. Nutzer können durch zusätzliche Eingaben die Optik der Videos beeinflussen. Mit der Zeit soll die KI besser darin werden, noch realistischere Traumlandschaften zu erschaffen. Besonders interessant: Das Gerät ist Open Source. Jeder kann sich also seinen eigenen Dream Recorder bauen.

Anders als die meisten technischen Spielereien soll der Dream Recorder gerade nicht auffallen. Das Design ist bewusst ruhig und zurückhaltend gehalten, perfekt für den Nachttisch. Nachts sendet das Gerät ein sanftes Licht aus, das friedlich wirkt statt aufdringlich. Mitgründer Bas van de Poel erzählt, dass er das Schlafzimmer handyfrei halten will und dass der Dream Recorder alles ist, was man im Schlafzimmer braucht.

Science-Fiction wird Realität

Doch bei aller Faszination bleibt eine Frage: Wenn diese Technologie ausgereift ist, wollen wir wirklich jeden Traum zu jeder Zeit sehen können? Manches, was nachts durch unser Unterbewusstsein zieht, bleibt vielleicht besser verborgen. Die Meinung über die Bedeutung von Träumen geht bekanntlich stark auseinander. Ob der Dream Recorder zum alltäglichen Begleiter wird oder ein cleveres Nischenprodukt bleibt, wird die Zeit daher zeigen. So lange muss man auf altmodische Alternativen wie Traumtagebücher zurückgreifen.

 

Richtigstellung: In einer früheren Variante dieses Artikels haben wir angenommen, dass der Dream Recorder selbst Gehirnwellen aufzeichnet. Wir haben irrtümlich auf die Informationen einer eigentlich seriösen Quelle vertraut. Wir entschuldigen uns für die Missverständnisse.
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