Ratschläge gegen Hitze sind nicht immer faktenbasiert

Achtung vor diesen “Sommermythen”

Mittwoch, 25. Juni 2025 | 08:05 Uhr

Von: apa

Helfen scharfes Essen oder heiße Getränke bei Sommerhitze, ersetzen Nahrungsergänzungsmittel Sonnenschutz und braucht der Mensch bei hohen Temperaturen automatisch isotonische Getränke? Im Sommer kursieren viele gut gemeinte Ratschläge, längst nicht alle lassen sich mit Fakten belegen. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat deshalb solchen “Sommermythen” auf den Zahn gefühlt.

Isotonische Getränke bei großer Hitze?

“Für den Alltag und bei normaler sportlicher Betätigung reichen – auch bei schweißtreibenden Sommertemperaturen – die bewährten Klassiker Wasser, Mineralwasser und ungesüßter Tee”, sagte VKI-Ernährungswissenschafterin Teresa Bauer. Bei intensiver körperlicher Belastung, die länger als eine Stunde dauert, verliert der Körper neben Flüssigkeit aber auch Mineralstoffe, etwa bei längeren Wanderungen oder Radtouren. “Isotonische Getränke können hier helfen, diesen Verlust rasch auszugleichen”, so Bauer.

Teure Sportdrinks sind dafür nicht nötig: “Ein einfaches Hausrezept besteht aus einem Teil Apfelsaft, zwei bis drei Teilen Wasser und einer Prise Salz. Der im Apfelsaft enthaltene Zucker liefert zudem schnell Energie, ohne den Magen zu belasten”, empfiehlt die Expertin.

Besser warm statt kalt trinken?

Kühle Getränke können für Erfrischung sorgen, eiskalt kann aber auf den Magen schlagen oder Kreislaufbeschwerden auslösen. Auch alkoholische Getränke belasten den Kreislauf und seien grundsätzlich nur in Maßen zu empfehlen. “Der Konsum von heißem Tee ist in manchen Ländern zwar kulturell verbreitet, aber für unsere Breitengrade an Sommertagen nicht ideal: Denn heiße Getränke regen die Schweißproduktion bei Hitze zusätzlich an”, sagte Bauer. “Kühle oder lauwarme alkoholfreie Getränke sind für den Sommer – und bei großer Hitze – die beste Wahl.”

Erwachsene sollten täglich 30 bis 40 Milliliter Wasser pro Kilogramm Körpergewicht aufnehmen, die Flüssigkeit aus Lebensmitteln ist da schon enthalten. Je nach Ernährungsstil werden bereits 500 bis 1.000 Milliliter pro Tag über Lebensmittel aufgenommen. Der tatsächliche Bedarf hängt von Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand, Körpergröße und Bedingungen wie Hitze und körperlicher Aktivität ab. Am besten verteilt man die Flüssigkeitsmenge über den Tag, auch beim Ausdauersport: Wird literweise Wasser innerhalb kurzer Zeit getrunken, bringt das den Elektrolythaushalt aus dem Gleichgewicht, was ernste Folgen haben kann.

Kühlt scharfes Essen?

Capsaicin, der scharfe Wirkstoff in Chilis, regt die Schweißbildung an. “Das hat grundsätzlich einen kühlenden Effekt, zusätzliches Schwitzen bedeutet bei hohen Außentemperaturen aber auch eine zusätzliche Belastung für den Kreislauf”, erläuterte Bauer. Wer scharfes Essen mag, müsse im Sommer nicht darauf verzichten, sollte jedoch auf die Signale seines Körpers achten. Menschen mit empfindlichem Magen “tun generell gut daran, stark gewürzte Speisen nur in Maßen zu genießen”.

Kapseln statt Sonnencreme?

Beta-Carotin wird mitunter als natürlicher Sonnenschutz angepriesen. Bei hoher Zufuhr kann sich ein Überschuss an Carotinoiden in Leber, Fettgewebe und Haut ablagern, was zu einer orangen bis bräunlichen Hautverfärbung führen kann. “Diese Farbveränderung hat jedoch nichts mit einer echten Sommerbräune zu tun, die durch die Bildung des Hautpigments Melanin entsteht”, betonte Bauer. “Nahrungsergänzungsmittel wie Beta-Carotin-Kapseln bieten keinen verlässlichen Schutz vor UV-Strahlung.” Es gilt weiterhin: Sonnencreme großzügig auftragen, regelmäßig erneuern und die direkte Sonne während ihrer intensivsten Stunden möglichst meiden.

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