Unterschiedliche Systeme für unterschiedliche Anforderungen

ÖAMTC: Kindertransport am Fahrrad – nur mit Helm und Gurt

Freitag, 14. Juni 2019 | 08:09 Uhr

Bozen – Für den Transport von Kindern am Fahrrad gibt es unterschiedliche Systeme. “Der Kindersitz ist die günstigste Variante, er erlaubt aber nur den Transport eines Kindes und macht das Rad instabil. Am sichersten sind Kinder in einem Anhänger mit Überrollbügel, im Lastenfahrrad hat man die Kleinen meist im Blick, auch können mehrere Kinder mitgenommen werden”, umreißt ÖAMTC-Techniker Dominik Darnhofer das Potpourri an Angeboten für unterschiedlichste Anforderungen. Die Unterstützung durch einen Elektromotor bietet durchaus Vorteile, gerade wenn das Gefährt selbst schon schwer ist und dann noch das beförderte Gewicht dazukommt.

Für alle Varianten gilt: Für jedes Kind muss ein eigener Sitzplatz mit Gurtesystem vorhanden sein, die Konstruktion muss so angelegt sein, dass Hände und Füße nicht in die Räder bzw. Speichen kommen können. Besonders bei längeren Touren sollten die Systeme gut gefedert sein. Wichtig ist: Für die kleinen Passagiere gilt auch beim Transport am Fahrrad gilt die Helmtragepflicht für Kinder unter zwölf Jahren. Der Fahrer muss mindestens 16 Jahre alt sein.

ÖAMTC-Juristin Eva Unger hat die gesetzlichen Bestimmungen sowie die Vor- und Nachteile der verschiedenen Systeme zusammengefasst: Ein Kindersitz darf in Österreich nur hinter dem Fahrradsattel angebracht werden und er muss fest mit dem Rahmen verbunden sein. Es darf nur ein Kind befördert werden. Verstellbare Fußstützen, Speichenschutz und Gurtesystem sind verpflichtend vorgeschrieben. “Ein Kindersitz ist günstig, Platz sparend, einfach zu transportieren und zudem bleibt man wendig. Allerdings wird das Fahrrad durch den höheren Schwerpunkt instabil, das Kippverhalten ist deutlich verändert”, fasst die ÖAMTC-Juristin die Vor- und Nachteile zusammen. Ein robuster Fahrradständer, z. B. ein Mittelbauständer, verbessert die Stabilität im Stand, z. B. beim Aufsitzen. Wichtig ist, den Helm schon vor dem Aufsitzen aufzusetzen. Das Kind sollte zudem stabil sitzen können.

Anhänger: Ein guter Anhänger verfügt über Gurtsystem, Überrollbügel und Wetterschutz. “Kinder sind im Anhänger am besten geschützt. Sogar Babys können mit einem geeigneten Einsatz sicher und komfortabel transportiert werden”, so Unger. Vor Ort angekommen, können die meisten Anhänger in einen Kinderwagen umgebaut werden. Gewöhnungsbedürftig ist, dass man die Kinder nicht im Blick hat. Eventuell negativ ist die Gesamtlänge von Fahrrad und Anhänger. Mit dem Fahrrad darf nur ein einziger einachsiger Anhänger gezogen werden, in dem bis zu zwei Kinder sitzen dürfen. Der Anhänger muss über eine unabhängige Lichtanlage, eine Feststellbremse oder über eine Radblockiereinrichtung verfügen, die auf beide Räder wirkt. Reflektoren müssen wie beim Fahrrad vorhanden sein. Anhänger, die breiter als 60 cm sind, brauchen sogar zwei weiße und zwei rote Rückstrahler. Am Anhänger muss eine 1,5 m hohe, biegsame Fahnenstange mit leuchtfarbenem Wimpel montiert sein.

Lastenfahrrad: Ein Lastenfahrrad verfügt über eine Transportkiste, die vor oder hinter Lenker angebracht sein kann. Sie muss vom Hersteller für den Kindertransport freigegeben und mit Gurten ausgestattet sein. “Mit einem Lastenrad kann man mehrere Kinder transportieren und hat zusätzlich Platz für Einkäufe. Bei Frontmontage hat man die Passagiere auch immer im Blick”, betont die ÖAMTC-Juristin die Vorteile. Die Nachteile: Meist sind Lastenfahrräder teurer als Anhänger und Kindersitz. Auch der Transport mit U-Bahn, Zug oder Auto ist schwierig.

Fahrverhalten ändert sich – unbedingt Probefahrt ohne Passagiere machen

Wer das erste Mal mit einem oder mehreren Passagieren an Board unterwegs ist, sollte außerdem bedenken, dass sich das gewohnte Fahrverhalten im Vergleich zum herkömmlichen Fahrrad stark ändert. Daher sollte man vor der Personenbeförderung ein paar Kilometer ohne Kind, aber mit etwa gleich schwerer Ladung üben.

Weitere Infos findet man online unter www.oeamtc.at/fahrrad.

Von: mk