Großbritannien und USA an der Spitze

Tod durch hochverarbeitete Lebensmittel? – Studie berechnet Risiko

Dienstag, 20. Mai 2025 | 07:01 Uhr
Softdrinks Chips

Von: mk

Rio de Janeiro – Ein Forscherteam aus Brasilien kommt zum Schluss, dass der zunehmende Verzehr industriell hergestellter Nahrungsmittel für 3,9 bis 13,7 Prozent aller vorzeitigen Todesfälle verantwortlich ist. Die Studie wurde im American Journal of Preventive Medicine veröffentlicht, acht Länder wurden unter die Lupe genommen.

Ein immer größerer Anteil der Nahrungsmittel wird industriell hergestellt. Eine Tiefkühlpizza und Tütensuppen sorgen für ein Mittagsessen, das rasch auf den Tisch kommt. Kekse und Kartoffelchips eignen sich als Snack für zwischendurch, während Softdrinks als Durstlöscher gepriesen werden.

Ernährungswissenschaftler, die vor hochverarbeiteten Lebensmitteln bereits seit Längerem warnen, betrachten den hohen Gehalt an Kalorien in Form von Zucker und Fetten allerdings kritisch. Darauf lässt sich die die Zunahme von Adipositas und Typ-2-Diabetes zurückführen.

Das Forscherteam aus Rio de Janeiro hatte zunächst die Ergebnisse aus sieben prospektiven Beobachtungsstudien mit 230.982 Teilnehmern ausgewertet, von denen 14.779 gestorben waren. Jede Zunahme im Verzehr von hochverarbeiteten Nahrungsmitteln um zehn Prozent war mit einem Anstieg des Sterberisikos um 2,7 Prozent assoziiert.

Dieses Risiko wurde dann mit dem Anteil der hochverarbeiteten Nahrungsmittel an der allgemeinen Ernährung in acht Ländern verglichen – darunter in Ländern mit einem relativ niedrigen Anteil (Kolumbien und Brasilien), mit mittlerem Anteil (Chile und Mexiko) und hohem Anteil, wie Australien, Kanada, Großbritannien und die USA.

Wie das deutsche Ärzteblatt berichtet, stehen den Berechnungen zufolge in Kolumbien 3,9 Prozent aller Todesfälle mit dem Verzehr von hochverarbeiteten Nahrungsmitteln in Verbindung. In Mexiko sind es 6,3 Prozent, während in Kanada 10,9 Prozent der Todesfälle auf hochverarbeitete Nahrungsmittel zurückzuführen sind. An der Spitze steht Großbritannien mit 13,8 Prozent – dicht gefolgt von den USA (13,7 Prozent).

In Großbritannien würden jährlich im Schnitt 17.781 Todesfälle von 128.743 auf den Verzehr von hochverarbeiteten Nahrungsmitteln zurückgehen, in den USA seien es 124.107 von 906.795 Todesfällen.

Nimmt man die Studie ernst, würde das im Umkehrschluss bedeuten, dass die Lebenserwartung höher, wenn Supermärkte keine hochverarbeiteten Nahrungsmittel mehr verkaufen würden. Stattdessen sollte die Bevölkerung sich das Essen aus den Grundnahrungsmitteln wieder selber herstellen.

Abgesehen davon, dass dies in naher Zukunft wohl nicht geschehen wird, gibt es an der Studie auch methodische Kritik. Nita Forouhi, die an der Universität Cambridge einen Lehrstuhl für „Population Health and Nutrition“ hat, bemängelt, dass die Länder, in denen die meisten Studien zur Risikoberechnung durchgeführt wurden (etwa Frankreich, Italien, Spanien), nicht in die Berechnungen der Sterberisikos einbezogen wurden, schreibt das deutsche Ärzteblatt.

Mehrere methodische Einwände brachte der Statistiker Kevin McConway von der Open University vor. So bemängelte er die fehlende Vergleichsgruppe von Menschen, die keine hochverarbeiteten Lebensmittel verzehren. In der Tat existieren solche Menschen in Industrienationen praktisch nicht.

Außerdem wundert sich McConway, dass die Forscher zu anderen Zahlen kommen als in einer früheren Publikation im American Journal of Preventive Medicine.

Das bedeutet allerdings noch lange nicht, dass eine Tiefkühlpizza, Tütensuppen, Kekse, Kartoffelchips und Softdrinks unschädlich oder gar gesund sind. Die Ernährungswissenschaftlerin Nerys Astbury von der Universität Oxford weist darauf hin, dass andere Studien, etwa durch das Global Burden of Disease Consortium, gezeigt hätten, wie der Verzehr von hochkalorischen Nahrungsmitteln mit viel Fett und Zucker nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit habe. Dazu gehört auch ein erhöhtes Risiko auf einen vorzeitigen Tod.

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