Von: stnews
Nach dem blutigen Attentat auf das jüdische Lichterfest mit mindestens 16 Toten am Strand von Sydney am Sonntag werden noch 27 Verletzte in den Krankenhäusern behandelt. Ein Vater und sein Sohn hatten am Bondi Beach das Feuer auf die Feiernden eröffnet. Ein Augenzeuge konnte sich von hinten an einen Attentäter anschleichen, er überwältigte und entwaffnete ihn. „Dieser Mann ist ein echter Held“, sagte der Premierminister des Bundesstaates New South Wales.
Als Reaktion auf den Anschlag auf ein jüdisches Fest in Sydney mit – nach aktuellem Stand – 16 Toten will die australische Regierung eine Verschärfung der Waffengesetze erreichen. Die Verantwortlichen bei Polizei und Staatsanwaltschaft seien aufgefordert worden, Optionen auszuarbeiten, sagte Premierminister Anthony Albanese am Montag nach einer Dringlichkeitssitzung seines Kabinetts. Konkrete Reformen seien aber nicht beschlossen worden, berichteten australische Medien.
Geprüft werden sollen demnach ein Verbot von Waffen, die mit 3D-Druckern hergestellt werden können, sowie eine Beschränkung der Zahl an Schusswaffen, die ein Bürger besitzen darf. Außerdem sei mit den Regierungschefs der Bundesstaaten besprochen worden, den Import von Waffen einzuschränken und Waffenlizenzen nur an australische Staatsbürger zu vergeben.
Die Ermittler hatten zuvor die beiden Angreifer als Vater und Sohn identifiziert. Der 50-jährige Vater war von Einsatzkräften am Tatort erschossen worden. Der 24-jährige Sohn wurde gefasst und liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Der Chef der Polizei von New South Wales, Mal Lanyon, erklärte, dass der Vater Mitglied in einem Jagdverein gewesen sei. Er habe über eine Waffenbesitzkarte verfügt, weswegen er Langwaffen besitzen durfte.
Nach einem Amoklauf 1996 in der tasmanischen Stadt Port Arthur waren in Australien strenge Waffengesetze eingeführt worden. Es gab jedoch in letzter Zeit Medienberichten zufolge Sorge über eine steigende Zahl an Waffen im Land.
Motiv noch weitgehend unklar
Die Behörden gehen bei der schrecklichen Tat vom Sonntag in Sydney von einem antisemitischen Terroranschlag aus. Das genaue Motiv der Angreifer ist aber noch nicht klar. Die beiden Schützen hatten am ersten Tag des achttägigen jüdischen Lichterfestes Chanukka mit Langwaffen am beliebten Strand Bondi Beach das Feuer auf eine feiernde Menschenmenge eröffnet. 16 Menschen wurden getötet.
27 Verletzte werden noch in Krankenhäusern versorgt. Sechs von ihnen seien in kritischem Zustand, sechs weitere in kritischem, aber stabilem Zustand, teilten die australischen Gesundheitsbehörden mit.
Medienberichten zufolge wurden inzwischen weitere der Todesopfer identifiziert. Unter ihnen sei auch der Holocaust-Überlebende Alex Kleytman, berichtete “The Australian”. Seine Frau, nach Angaben der Zeitung ebenfalls eine Holocaust-Überlebende, sagte dem Blatt, sie seien beide am Bondi Beach gewesen, um das jüdische Lichterfest Chanukka zu feiern. Sie seien seinerzeit von der Ukraine nach Australien ausgewandert und seit fast 60 Jahren verheiratet gewesen. Unter den Toten sind den Berichten zufolge auch ein zehnjähriges Mädchen und zwei Rabbiner.
Albanese bestätigte, dass der australische Inlandsgeheimdienst den Sohn vor sechs Jahren wegen Verbindungen zu einer in Sydney ansässigen Zelle der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) überprüft hatte. Örtliche Medienberichte, wonach in einem Auto der Angreifer auch zwei IS-Flaggen gefunden wurden, bestätigte die Polizei mit Verweis auf laufende Ermittlungen nicht.
Hat Australien den Schutz jüdischen Lebens vernachlässigt?
“Wir haben einen klaren Mangel an Führungsstärke beim Schutz jüdischer Australier gesehen”, kritisierte Oppositionsführerin Sussan Ley. Sie sagte weiter: “Wir haben eine Regierung, die Antisemitismus als ein Problem betrachtet, das gemanagt werden muss, und nicht als ein Übel, das ausgerottet werden muss”.
Premierminister Albanese wiederum sagte: “In unserem Land ist kein Platz für diesen Hass, diese Gewalt und diesen Terrorismus”. Ein Angriff auf jüdische Australier sei “ein Angriff auf alle Australier”. Er rief seine Landsleute auf, als Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinde zu Hause eine Kerze zu entzünden. “Wir sind stärker als die Feiglinge, die dies getan haben”, sagte er.
Flaggen auf halbmast
Albanese lehnte es vor der Presse ab, direkt auf Äußerungen des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu zu reagieren, der Australien vorgeworfen hatte, es habe nicht entschlossen gegen Antisemitismus gekämpft. “Dies ist ein Moment der nationalen Einheit”, sagte Albanese. “Dies ist ein Moment, in dem die Australier zusammenkommen müssen. Genau das werden wir tun”.
Der Premierminister legte am Bondi Pavilon an dem beliebten Strand Bondi Beach in Sydney Blumen nieder und gedachte der Opfer. Die Flaggen im ganzen Land wurden auf halbmast gesetzt. Zahlreiche Menschen spendeten Blut für die Verletzten.
Australien und andere Staaten hatten in diesem Jahr unter dem Eindruck des verheerenden Gaza-Kriegs einen Staat Palästina formell anerkannt. Netanyahu warf Albanese vor, damit “Öl ins antisemitische Feuer” gegossen zu haben.
Schwere Vorwürfe an die Regierung
Auch die jüdische Organisation Australian Jewish Association erhob auf X schwere Vorwürfe: “Wie oft haben wir die Regierung gewarnt? Kein einziges Mal hatten wir das Gefühl, dass sie zugehört hat.” Im Verlauf des Gaza-Kriegs geriet Israel international immer stärker in die Kritik. Parallel ist weltweit eine Welle von Antisemitismus zu beobachten, bei der Hass gegen Juden teils in Angriffe auf Menschen oder jüdische Einrichtungen wie Synagogen gipfelt.
In Australien hatte es im Dezember 2024 einen Brandanschlag auf eine Synagoge in Melbourne gegeben. Das Gotteshaus ging in Flammen auf. Albanese sprach von einer antisemitisch motivierten Schandtat, die Menschenleben in Gefahr gebracht habe. Die Behörden machten den Iran verantwortlich und wiesen den iranischen Botschafter aus. Trotzdem warfen israelische Politiker der Regierung Albanese vor, gegenüber Antisemitismus zu nachsichtig zu sein und nicht genug für den Schutz der lokalen jüdischen Gemeinde zu tun, die etwa 120.000 Menschen umfasst.



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