Eurac Research feiert Jubiläum

20 Jahre Institut für Erneuerbare Energie

Freitag, 06. Juni 2025 | 13:17 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Was vor 20 Jahren mit einem kleinen Team technischer Experten begann, ist heute das größte Institut von Eurac Research: 160 Mitarbeitende aus über 20 Ländern, elf hochmoderne Labore und mehr als 800 Projekte – alle mit einer Mission: Wie kommen wir weg von fossilen Energieträgern?

Am Anfang stand die Technik im Mittelpunkt. Heute ist klar: Neben der technischen Entwicklung braucht es auch einen gesellschaftlichen Wandel. Über 50 Prozent des fossilen Energieverbrauchs in Südtirol stecken im Verkehr – Autos, Tourismus, Warenströme prägen die Region. „Wir brauchen attraktive Alternativen, um die Menschen dazu zu bewegen, ihre Gewohnheiten zu ändern: effiziente öffentliche Verkehrsmittel, Verlagerung auf die Schiene, den Umstieg auf Elektrofahrzeuge“, so Institutsdirektor Wolfram Sparber. Gerade bei Fahrzeugen lässt sich schnell etwas bewegen, weil sie schneller ersetzt werden als etwa Heizsysteme oder Gebäudefassaden.

Das Bauwesen bleibt dennoch ein Sektor mit enormem Potenzial: In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Forschung des Instituts darauf konzentriert, wie man effizienter sanieren und bauen, Gebäude energiebewusst bewirtschaften und das zirkuläre Bauen stärker in den Fokus rücken kann. „Sanieren macht unabhängiger von Preisschwankungen, verbessert den Wohnkomfort und ist oft finanziell machbarer, als viele glauben“, betont Alexandra Troi, Vizedirektorin des Instituts. Das gilt auch für historische Gebäude: Wie man Denkmalschutz und Energieeffizienz miteinander verbinden kann, belegen zahlreiche Fallstudien, die das Institut in den vergangenen Jahren in ganz Europa begleitet hat. Doch für ein Gelingen der Energiewende werden viele Bausteine benötigt: Große Mengen an grünem Strom, erneuerbarer Wärme, komplexe aufeinander abgestimmte Energiesysteme; die Städte, in denen wir leben, müssen sich weiterentwickeln, um kühler, resilienter, grüner zu werden und für Wirtschaftsentwicklung und Innovation offen sein. So arbeitet das Institut an innovativen Photovoltaik-Lösungen, Fernheizsystemen, welche erneuerbare Quellen und lokale Abwärme intelligent miteinander verbinden, an zentralen und dezentralen Wärmepumpen-Lösungen, komplexen Gesamt-Energie-System Modellierungen. Es arbeitet eng mit Unternehmen zusammen, begleitet Städte und Regionen in ihrer Weiterentwicklung zu mehr Lebensqualität und weniger Abhängigkeit von importierten fossilen Rohstoffen.

Die Forschung zieht nicht nur internationale Experten nach Südtirol, sondern stärkt auch die lokale Industrie. Allein in den vergangenen fünf Jahren hat das Institut an über 300 Aufträgen von lokalen und nationalen Unternehmen gearbeitet: durch das Abwickeln von akkreditierten Tests von Wärmepumpen in den hauseigenen Labors, dynamischen Simulationen von aktiven vorgefertigten Bauteilen oder komplexen Fassaden, Entwicklung von Photovoltaikmodulen für neue Anwendungen im Bereich der Gebäude-Integration, Umsetzung von Demonstrationsanlagen und Vermessung von neuen Energiesystemen in Südtirol und Europa.

Seit seinen Anfängen ist das Institut in europäischen Projekten aktiv – in Zusammenarbeit mit Universitäten, Forschungseinrichtungen, führenden Unternehmen der jeweiligen Branchen und mit Gremien der Europäischen Kommission selbst. In diesen zwanzig Jahren hat das Institut auf der Grundlage einer Basisfinanzierung von rund 29 Millionen Euro, Aufträge und Fördermittel in Höhe von 90 Millionen Euro von Industriepartnern und öffentlichen Programmen erhalten. Heute wie damals gilt es Transformationsprozesse als Chance zu sehen und positive Entwicklungen anzustoßen: „Die Energiewende ist eine tiefgreifende Transformation unserer Gesellschaft. Mit vielen Herausforderungen aber auch vielen Chancen. Letztere gilt es zu nutzen für mehr Lebensqualität und eine dynamische wirtschaftliche Entwicklung“, so die Institutsleitung.

Bei der Jubiläumsfeier mit Vertreterinnen und Vertretern aus Industrie, Forschung und Institutionen stand daher nicht nur der Rückblick im Fokus, sondern vor allem der Ausblick: Die Gäste wurden eingeladen, aufzuschreiben, wie sie sich eine erneuerbare Zukunft in 20 Jahren vorstellen. Ihre Botschaften wurden in einer Zeitkapsel im Garten von Eurac Research vergraben – als kleiner Schatz für die nächste Generation, die sie in zwei Jahrzehnten öffnen wird.

Bezirk: Bozen

Kommentare

Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen