Lösung gegen Overtourism weiter offen

Wanderweg zur Seceda: Land prüft Rechtmäßigkeit des Drehkreuzes

Dienstag, 29. Juli 2025 | 08:57 Uhr

Von: luk

Gröden – Der Streit um das umstrittene Drehkreuz auf dem beliebten Wanderweg zur Seceda spitzt sich weiter zu. Wie nun bekannt wurde, hat die Gemeinde St. Ulrich alle Unterlagen an die zuständigen Landesämter übermittelt. Das Amt für Naturparke prüft derzeit, ob für die Installation eine bauliche und landschaftsrechtliche Genehmigung vorliegt – beides scheint bislang nicht der Fall zu sein. Ein behördlich angewiesener Rückbau könnte damit unmittelbar bevorstehen, schreibt die Zeitung Alto Adige.

Das Drehkreuz war Anfang Juli von vier privaten Grundeigentümern installiert worden, um gegen die massiven Besucherströme auf ihrem Grund zu protestieren. Nach einer Pause wurde das Drehkreuz nun wieder aktiviert. Erwachsene Touristinnen und Touristen müssen fünf Euro zahlen, um das berühmte Aussichtsplateau mit Blick auf die Geislergruppe in den Dolomiten zu erreichen. Kinder sowie Einheimische sind von der Gebühr ausgenommen. Auch wenn die Maßnahme auf Kritik stößt, gilt sie als deutliches Zeichen gegen den zunehmenden Overtourism in gewissen Gegenden in Südtirol.

Alto Adige

Die betroffenen Grundbesitzer zeigen sich frustriert: Trotz politischer Bekundungen sei bisher keine konkrete Unterstützung erfolgt, wie einer der Beteiligten gegenüber der Zeitung Alto Adige erklärte. Man sehe sich allein gelassen mit den Folgen des Massentourismus: zertretene Wiesen, liegen gelassener Müll und ein ständiger Strom an Menschen auf der Suche nach dem perfekten Urlaubsfoto.

Landesrat für Tourismus Luis Walcher hat für den 8. August ein Treffen mit Vertretern der Gemeinden und der Tourismusbranche in Gröden angekündigt. Ziel sei es, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Denkbar sei etwa eine Besucherlenkung über ein Reservierungssystem, wie es bei anderen Sehenswürdigkeiten bereits üblich sei. Auch Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider wird an dem Treffen teilnehmen, da der Fall Seceda aus seiner Sicht ein Symptom eines übergeordneten Problems sei.

Bürgermeister Christoph Senoner (St. Christina) verweist darauf, dass es auch einen alternativen Wanderweg ohne Drehkreuz gebe. St. Ulrichs Bürgermeister Tobia Moroder wiederum warnt vor Präzedenzfällen: Würde man den betroffenen Grundbesitzern eine Entschädigung zahlen, könnten zahlreiche andere folgen. Angesichts von Tausenden Touristen, die täglich auf die Seceda strömen, sei die Situation jedoch unhaltbar: Parkplatzprobleme, Verkehrsstaus und zunehmender Druck auf die Infrastruktur seien mittlerweile Alltag.

Auch Lukas Obletter, Präsident der Seceda AG, sieht Handlungsbedarf. Die Tourismusregion habe jahrelang Hotellerie und Neubauten gefördert, ohne die Infrastruktur – insbesondere Parkmöglichkeiten – anzupassen. Die Folge sei ein touristisches Chaos, das sich nicht allein durch Drehkreuze oder Gebühren regeln lasse.

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Bezirk: Salten/Schlern

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