EWCS-Umfrage

AFI: “Befristung plus Teilzeit ist gleich Zeitbombe”

Freitag, 01. März 2019 | 11:17 Uhr

Bozen – Befristete Arbeitsverträge bringen Nachteile, je länger diese währen – insbesondere in Verbindung mit Teilzeitarbeit. Das könnte gerade für die vielen weiblichen Teilzeitbeschäftigten eine Zeitbombe sein, warnt das AFI | Arbeitsförderungsinstitut. Die jüngste Auswertung der EWCS-Umfrage zu den Arbeitsbedingungen in Südtirol bietet aber auch Lichtblicke: Die Qualität der Arbeitsbedingungen von befristeten bzw. in Teilzeit Beschäftigten ist in Südtirol vielfach gleich gut wie die der fest bzw. in Vollzeit Beschäftigten. AFI-Direktor Stefan Perini: „Das Problem sind die negativen Langzeitfolgen“.

Der Blick des AFI geht diesmal auf die atypische Beschäftigung in Südtirol, genauer auf die Qualität der Arbeitsbedingungen von befristet Beschäftigten und Teilzeitarbeitenden. „Vor allem aber wollen wir die gesellschaftliche Dimension erläutern und vor gefährlichen Entwicklungen warnen“, so AFI-Präsidentin Christine Pichler.

Dass die Qualität der Arbeitsbedingungen von befristeten oder teilzeitbeschäftigten Personen in Südtirol in vielerlei Hinsicht der von vollzeiterwerbstätigen Fixangestellten entspricht, zeigt AFI-Forscher Tobias Hölbling in seiner aktuellen Auswertung der EWCS-Umfrage zu den Arbeitsbedingungen in Südtirol auf.

Allerdings haben befristete Arbeitsverhältnisse tatsächlich eine geringere Qualität der Arbeitsbedingungen zur Folge, wenn sie in Kombination mit Teilzeitarbeit über längere Perioden laufen. Auf dem Karriereindex haben unbefristet Vollzeitbeschäftigte mit 67 Punkten die besten Aussichten, befristet Teilzeitbeschäftigte mit 52 Punkten hingegen die schlechtesten“, so Hölbling. In Südtirol arbeiten Frauen viermal öfter in befristeter Teilzeit als Männer, heißt es im AFI-Zoom.

„Wir freuen uns über die relativ hohe Arbeitsplatzqualität in Südtirol. Was uns Sorgen bereitet, sind mehr die Langzeitfolgen der befristeten Beschäftigung“, betont AFI-Direktor Stefan Perini. Wissenschaftliche Studien belegten eine erschwerte Lebensplanung – „Denken wir nur an den Zugang zum Kredit für den Erwerb des Eigenheims“, so Perini. An Befristungen würden Partnerschaften aufgrund häufiger Arbeits- und Ortswechsel leiden: „Belegt ist, dass befristet Beschäftigte im Schnitt weniger Kinder bekommen als unbefristete“, so das AFI. Längere Phasen von Nicht-Erwerbstätigkeit wirkten sich negativ auf die Rentenposition aus, Ähnliches gelte für die Teilzeitarbeit. Diese „Frauendomäne“ sei ein Mitfaktor für die weibliche Altersarmut, resümiert der AFI-Direktor.

Von: luk

Bezirk: Bozen