Branchenspiegel Frühjahr 2018

AFI: “Erste Lichtblicke für Arbeitnehmer”

Freitag, 11. Mai 2018 | 11:01 Uhr

Bozen – Zieht der wirtschaftliche Aufschwung an Südtirols Arbeitnehmern vorbei? In der Frühjahrsausgabe des AFI-Barometer hat sich nur einer von sieben Stimmungsindikatoren signifikant aufgehellt. Das im Branchenspiegel differenzierte Stimmungsbild nach Sektoren zeigt erste positive Signale im Hotel- und Gastgewerbe an.

Nun liegen die Ergebnisse der Frühjahrsumfrage im AFI-Barometer aufgeschlüsselt nach Wirtschaftssektoren vor. In der Langzeitbetrachtung zeigt dieser Branchenspiegel, dass sich die Stimmung quer durch alle Sektoren aufgehellt hat. Weniger gut schätzen Arbeitnehmer die wirtschaftlichen Situation der eigenen Familie ein. „Mit der Südtiroler Wirtschaft geht es zwar aufwärts, aber nach wie vor spüre ich wenig davon“, fasst AFI-Direktor Stefan Perini das Stimmungsbild der Arbeitnehmer aus fast allen Branchen zusammen. Eine Ausnahme stelle das Gastgewerbe dar: „Hier hebt sich die persönliche Situation der Arbeitnehmer positiv ab, sowohl gegenüber anderen Sektoren als auch im einsetzenden positiven Trend der letzten Quartale“, so Perini.

Landwirtschaft – Eher zufrieden

Arbeitnehmer in der Landwirtschaft geben im AFI-Baromter die besten Urteile ab auf die Frage, ob sie mit dem Lohn über die Runden kommen. Zudem haben sie wenig ‚Schwierigkeiten, einen gleichwertigen Arbeitsplatz zu finden‘ – der entsprechende Indikatorenwert ist in letzten zwölf Monaten um 26 Punkte angestiegen. Andere Indikatoren, die sich aufgehellt haben, sind die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz (+12 Indexpunkte) und die eigenen Sparmöglichkeiten (+10).

Verarbeitendes Gewerbe – Weniger Angst um den Arbeitsplatz

Die Urteile der Arbeitnehmer im verarbeitenden Gewerbe bleiben im Zeitverlauf relativ stabil. Positiv ist die Einschätzung, einen gleichwertigen Job finden zu können. Dieser Indikator hat in nur zwölf Monaten elf Indexpunkte zugelegt, wobei die positive Tendenz schon seit Dezember 2016 anhält. Den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren wird als weniger riskant eingestuft (+ 5 Indexpunkte), obschon das verarbeitende Gewerbe zusammen mit dem Handel zu jenen Sektoren zählt, in denen dieses Risiko als verhältnismäßig hoch gilt.

Baugewerbe – Drei Indikatoren sind rückläufig

Die Arbeitnehmer in der Bauwirtschaft sehen die allgemeine Wirtschaftsentwicklung Südtirols heute wesentlich optimistischer, denn der entsprechende Indikator steigt im langen Beobachtungszeitraum besonders stark. Dafür zeigen drei andere Indikatoren seit rund einem Jahr eine rückläufige Tendenz, und zwar stärker als in anderen Sektoren. Es handelt sich um die Einschätzung des Risikos, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren (-5 Punkte in den letzten 12 Monaten), die Sparmöglichkeiten (-12) und die Suche nach einem gleichwertigen Arbeitsplatz (-9).

Handel – Arbeitslosigkeit in Südtirol wird weiter sinken

Im Handel deckt sich das Stimmungsbild der Arbeitnehmer am ehesten mit jenem der Gesamtwirtschaft. Von den Einschätzungen aus anderen Sektoren sticht besonders die hohe Erwartung eines Rückgangs der Arbeitslosigkeit in Südtirol hervor. Die Arbeitnehmer im Handel haben die gedämpftesten Einschätzungen in Bezug auf ihre Sparmöglichkeiten (5 Indexpunkte unter dem Wert für die Gesamtwirtschaft). Der Indikator ‚Schwierigkeiten bei der Suche nach einem gleichwertigen Job‘ bremst sich ein, nachdem er zwischen 2015 und 2017 gut 30 Indexpunkte zugelegt hatte.

Hotel- und Gastgewerbe – Bessere Perspektiven, Geld auf die hohe Kante legen zu können

Im Gastgewerbe verbessern sich zwei von sieben Indikatoren nennenswert über die letzten zwölf Monate. Es betrifft die Einschätzung der Sparmöglichkeiten (+18 Indexpunkte) und die Einschätzung, mit dem Lohn über die Runden zu kommen (+ 5). Die Suche nach einem gleichwertigen Arbeitsplatz wird aufgrund der aktuell hohen Nachfrage am Arbeitsmarkt als unproblematisch empfunden – der entsprechende Indikator liegt 33 Indexpunkte über dem für die Gesamtwirtschaft.

Öffentlicher Sektor – Probleme für jene, die Job wechseln wollen oder müssen

In diesem Bereich der Südtiroler Wirtschaft ist die Sorge der Arbeitnehmerschaft um den eigenen Arbeitsplatz am geringsten, aber auch jener, in welchem es die Mitarbeiter als besonders schwierig ansehen, einen anderen, gleichwertigen Job zu finden´, wenn dies notwendig wäre (10 Indexpunkte unter dem Niveau der Gesamtwirtschaft).

Private Dienstleistungen – Zuversicht in die allgemeine Wirtschaftsentwicklung, doch die Sorgen der Arbeitnehmer bleiben

Nirgendwo klaffen die Einschätzungen zum wirtschaftlichen Umfeld und zur persönlichen Situation so stark auseinander wie im Wirtschaftszweig der privaten Dienstleistungen. Überdurchschnittlich positiv schneidet die erwartete Entwicklung am Arbeitsmarkt ab (+13 Indexpunkte innerhalb eines Jahres), gleichzeitig ist die Sorge verhältnismäßig groß, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren (der Indikator liegt 8 Punkte unter dem Wert für die Gesamtwirtschaft). Die Einschätzung der persönlichen Situation lässt sich bestenfalls als stabil bezeichnen, zumal sich seit 2017 ein Indikator auch noch leicht verschlechtert hat. Besonders in diesem Wirtschaftszweig haben die Arbeitnehmer den Eindruck, vom allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung selbst nicht profitieren zu können.

 

Der Branchenspiegel erscheint als Vertiefung einige Wochen nach Veröffentlichung der Gesamtergebnisse des AFI-Barometers. Das AFI-Barometer wiedergibt das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeitnehmerschaft. Die telefonisch geführte Umfrage betrifft 500 Arbeitnehmer und ist für Südtirol repräsentativ. Das AFI-Barometer erscheint vier Mal im Jahr (Winter, Frühjahr, Sommer, Herbst). Die nächsten Umfrage-Ergebnisse werden Mitte Juli 2018 vorgestellt. Der Branchenspiegel Frühjahr 2018 kann hier abgerufen werden.

Von: luk

Bezirk: Bozen