Einkommenssteuer betrifft Bürger am meisten

AFI: IRPEF-Rucksack tragen Arbeitnehmer und Rentner

Dienstag, 21. November 2017 | 10:47 Uhr

Bozen – Arbeitnehmer und Rentner zahlen zusammen 78,8 Prozent der gesamten Einkommenssteuer in Südtirol. Im Jahr 2016 wurden in unserem Land insgesamt 1,8 Milliarden Euro an Einkommenssteuern bezahlt. Davon kommen von den Arbeitnehmern 59,2 Prozent und von Rentenbeziehern 19,6 Prozent. Unterhalb der Einkommensschwelle von 35.000 Euro brutto pro Jahr liegen 93 Prozent der Renteneinkünfte und 86,2 Prozent der Einkommen aus lohnabhängiger Arbeit. Bei den Einkommen aus selbstständiger Arbeit („Partite IVA“) hingegen liegen nur 36,6 Prozent unter dieser Schwelle. „Diese Zahlenverhältnisse zeigen, dass es eine Steuerflucht bzw. Steuerhinterziehung auch auf lokaler Ebene gibt, die gestoppt werden muss“, mahnt AFI-Präsidentin Christine Pichler.

Die Einkommenssteuer ist jene, welche die Bürger am meisten betrifft und die den Kassen der öffentlichen Hand die größten Erträge einbringt: 155 Milliarden Euro in ganz Italien, davon 1,8 Milliarden Euro allein in der Provinz Bozen. Wer aber zahlt die Einkommenssteuer in Südtirol auf und von welchen Beträgen sprechen wir? Das AFI | Arbeitsförderungsinstitut ist der Frage nachgegangen, auf wessen Schultern die größte Steuerlast drückt.

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„Unsere Analyse bezieht sich auf das Haupteinkommen, sprich den höchsten Betrag, der in einer Steuererklärung unter all den gemeldeten Einkommensarten aufscheint. Dabei ist zu sagen dass das Einkommen aus lohnabhängiger Arbeit oder aus Rente bei Arbeitnehmern und Rentnern vielfach auch das einzige ist“, schickt AFI-Forscher Luca Frigo voraus. Die meisten Südtiroler Steuerzahler haben ein Haupteinkommen aus Lohnarbeit oder Rente und zwar jeweils 61,6 Prozent (248.807 Personen) und 28,2 Prozent (113.652 Personen). Diese zwei Haupteinkommensarten allein vereinen bereits 89,8 Prozent der Südtiroler Steuerzahler.

„Wenn wir die bezahlten Einkommenssteuern unter dem Gesichtspunkt des Haupteinkommens analysieren, ergibt sich ein klares Bild: Von den im Jahr 2016 in Südtirol eingenommenen 1,8 Milliarden Euro an Einkommenssteuern kommen 59,2 Prozent oder 1,1 Milliarden Euro von den Arbeitnehmern – das ist mehr als die Hälfte. Rund ein Fünftel der eingehobenen Einkommensteuer in Südtirol bezahlen die Rentner (19,6 Prozent, das entspricht 356 Millionen Euro). Die zwei Steuerzahlertypen Arbeitnehmer und Rentner kommen also für 78,8 Prozent des Nettoeinkommenssteuer auf“, erklärt Frigo.

„Die IRPEF wird hauptsächlich von den Arbeitnehmern und den Rentnern gezahlt. Einmal, weil es sich um die auszahlmäßig größten Kategorien handelt, zweitens, weil für diese beiden die Steuer bereits an der Quelle abgeführt wird und man so gewissermaßen gezwungen ist, die Steuerbeträge zur Gänze zu entrichten“, erklärt AFI-Direktor Stefan Perini. In Italien sei das Problem der Steuerhinterziehung besonders stark auf jene Kategorien von Steuerpflichtigen konzentriert, die potentiell die Möglichkeiten zur Hinterziehung oder Umgehung der IRPEF nutzen können, so Perini.

Um die „Steuerloyalität“ der Bürger zu steigern, braucht es laut AFI eine bessere Vernetzung der verfügbaren Datenbanken mit entsprechenden Kreuzkontrollen, ein gerechteres Steuersystem und die Vereinfachung der Steuergesetze.

Im jüngsten nationalen Haushaltsgesetz für 2018 ist keine umfassende Steuerreform erkennbar, sieht man von einigen positiven Ansätzen wie die Absetzbarkeit von Umbauarbeiten oder der Energiespar-Bonus ab. „Heute mehr denn je ist es an der Zeit, das System der Einkommensteuer so zu reformieren um es sozial gerechten zu gestalten“, erklärt AFI-Präsidentin Christine Pichler abschließend.

Von: luk

Bezirk: Bozen