Von: luk
Bozen – Vor 18 Monaten hatten sie ihr Allzeithoch erreicht, nun flachen die Erwartungen der Arbeitnehmer betreffend Südtirols Wirtschaftsentwicklung zusehends ab. Nichtsdestotrotz bleiben sie noch knapp im positiven Bereich. Die Eintrübung zieht sich durch alle sieben Wirtschaftssektoren. Optimistisch bleibt die Einschätzung des lokalen Arbeitsmarkts: Das Risiko, den eigenen Job zu verlieren, wird von Südtirols Arbeitnehmern als sehr gering empfunden.
Im zweiten Quartal 2019 arbeiteten durchschnittlich genau 209.597 Arbeitnehmer für die Südtiroler Wirtschaft. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist das ein Zuwachs von +4.546 Einheiten (+2,2 Prozent). Derzeit beobachtet man einen Umkehrtrend bei den Anstellungen. Wie bereits im Quartal davor sind befristete Verträge erneut rückläufig. Bezogen auf das Vorjahresquartal sind -2.539 Arbeitnehmer weniger mit befristeten Vertrag eingestellt (-4,4 Prozent). Diese Vertragsform macht immer noch 26,4 Prozent aller Verträge aus. Zurückzuführen ist diese Entwicklung auf die Einschränkungen und Steuerbegünstigungen des „Dekrets der Würde“ (Decreto Dignità), aber auch auf die natürliche Stabilisierung jener Arbeitnehmer, die in den starken Wirtschaftsjahren 2017 und 2018 mit einem befristeten Vertrag eingestellt wurden, und die in erster Linie als Probezeitersatz diente.
Aussichten für Südtirols Wirtschaft verhaltener
Das Stimmungsbild der Arbeitnehmer unterscheidet sich zum Teil deutlich nach Branche. Mit Blick auf die erwartete Entwicklung für die Südtiroler Wirtschaft in den nächsten zwölf Monaten sehen sechs Sektoren von sieben einer positiven Entwicklung entgegen. Vor einem Jahr präsentierte sich das Bild noch wesentlich optimistischer. Die Einschätzungen der Arbeitnehmer aus allen sieben Sektoren fallen heute zurückhaltender aus. Besonders stark ist der Stimmungseinbruch im Baugewerbe und in der Landwirtschaft (-16 Indexpunkte) sowie im Verarbeitenden Gewerbe (-13) (vergleiche mit Grafik)
Wissenswertes aus den Branchen
In der Landwirtschaft hat sich die Stimmung der Arbeitnehmer deutlich verschlechtert. Von 8 Stimmungsindikatoren liegen fünf im negativen Bereich, vier davon erreichen sogar die Tiefstwerte aller Branchen.
Im Verarbeitenden Gewerbe spüren offensichtlich selbst die Belegschaften den Rückgang der Exportdynamik, bedingt durch die Abkühlung der wichtigsten Märkte für Südtiroler Produkte, sprich Italien, Deutschland und Österreich.
Im Baugewerbe neigt sich der Boom zwischenzeitlich dem Ende zu. Der Indikator, der die Wirtschaftsaussichten wiedergibt, sinkt von hohem Niveau von 23 vor einem Jahr auf nun sieben.
Im Handel stufen die Arbeitnehmer die Möglichkeiten, in den nächsten zwölf Monaten Geld auf die hohe Kante legen zu können, derzeit als verhältnismäßig hoch ein. Nirgendwo anders ist dieser Indikator besser als im Handel.
Im Hotel- und Gastgewerbe sind die Erwartungen an den weiterhin guten Verlauf der Südtiroler Wirtschaft vergleichsweise die besten. Ebenfalls optimistisch sind jene der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung der finanziellen Situation der eigenen Familie.
Im Öffentlichen Sektor tauen die Bediensteten so langsam auf. Selbst hier wird ein Jobwechsel von immer mehr beamteten Arbeitnehmern für möglich gehalten bzw. immer weniger als problematisch empfunden.
Im Sektor der Privaten Dienstleistungen schwindet die Scheu vor einem Jobwechsel. Seit geraumer Zeit steigt hier leicht die Quote derer, die sich nach einem neuen Job umsehen: Vor einem Jahr waren es noch 15 Prozent, im letzten Quartal waren es bereits 18 Prozent.