Von: mk
Bozen – „Nach der Neubesetzung bot dieser Strategie-Workshop dem neuen AFI-Rat erstmals die Gelegenheit, zusammenzukommen und die Weichen für die kommenden drei Jahre zu stellen“, erklärt Präsident Stefano Mellarini. „In den vergangenen Jahren hat das Institut hervorragende Arbeit in sozialen und arbeitsbezogenen Fragestellungen geleistet. Zudem wurde ein starkes Netzwerk mit anderen Einrichtungen und Forschungszentren aufgebaut“, so Mellarini weiter. „Unser Ziel ist es, diese Kontinuität zu sichern und die zentrale Rolle des AFI in der Südtiroler Forschungslandschaft weiter zu festigen.“
Der jährliche Strategie-Workshop des AFI-Rates ist eine feste Größe im Kalender des Instituts und fand heuer zum zweiten Mal in Folge im Hotel Steiner in Leifers statt. Ziel des Treffens am 19. Juni 2025 war es zunächst, den neuen Mitgliedern des „AFI-Parlaments“ einen umfassenden Einblick in die Tätigkeiten des Instituts zu geben. Dabei wurden zentrale Handlungsfelder sowie Synergien aus drei Jahrzehnten Forschungserfahrung vorgestellt.
Im Anschluss daran folgte die strategische Ausrichtung: Gemeinsam definierten die Teilnehmenden die thematischen Schwerpunkte für das Jahr 2026 und legten die Leitlinien für die dreijährige Amtszeit des neuen AFI-Rates fest.
Ein zentrales Thema ist die Sicherheit am Arbeitsplatz – ein leider hochaktuelles Feld, da Südtirol innerhalb Italiens an der Spitze bei Arbeitsunfällen steht. Neben „technischen“ Aspekten wie der unzureichenden Zahl an Arbeitsinspektoren oder Mängeln in der Ausbildung wurde auch eine „kulturelle“ Dimension sichtbar: Der Thematik wird offenbar nicht die nötige gesellschaftliche Relevanz beigemessen. Das AFI wird daher zunächst erheben, welche Berufsgruppen am stärksten betroffen sind, um die Grundlage für einen möglichen „Pakt für Arbeitssicherheit“ zwischen Land, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden zu schaffen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Wohnungsproblematik. Die Stakeholder erwarten vom AFI fundierte Handlungsempfehlungen zur Linderung der Wohnungsnot. Vorgesehen ist eine Bedarfsanalyse zur Ermittlung des Wohnraumbedarfs (Eigentum und Miete), eine Untersuchung der wirtschaftlichen Folgen (etwa im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel) sowie die Entwicklung innovativer Modelle. Darüber hinaus soll das AFI die Funktion einer „Monitoring-Stelle“ für die Umsetzung und Evaluierung der Wohnreform 2025 übernehmen – aufbauend auf den Erfahrungen des bisherigen Arbeitstisches zur Wohnreform.
Als drittes Schwerpunktthema wurden die Niedriglöhne identifiziert. Zu untersuchende Aspekte sind hier unter anderem die unfreiwillige Teilzeitarbeit bei Frauen, die Integration ausländischer Arbeitskräfte – die mitunter gezwungen sind, nur um die Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten jede Beschäftigung zu beliebigen Bedingungen anzunehmen –, sowie problematische Praktiken wie „kostensparende“ öffentliche Ausschreibungen oder unzureichende Entlohnung von Praktikant:innen und Studierenden. Angeregt wurde zudem, dass das AFI – aufbauend auf die bestehenden Kontakte über den Lehrlingskalender – eine Vermittlerrolle übernimmt, um gewerkschaftliche Informationsangebote an Schulen zu ermöglichen. Ziel ist es, Schüler:innen vor dem Eintritt in die Arbeitswelt über Rechte, Vertragsformen, das Steuersystem und den Wohlfahrtsstaat aufzuklären.
Der AFI-Ausschuss wird im Herbst das Tätigkeitsprogramm für das Jahr 2026 auf Grundlage der Vorgaben des AFI-Rates ausarbeiten und verabschieden.
Das AFI | Arbeitsförderungsinstitut ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts, die größtenteils vom Land Südtirol finanziert wird. Getragen wird das Institut von den Südtiroler Gewerkschaften und den repräsentativsten Sozialverbänden für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Der Auftrag des AFI besteht darin, durch Forschung und Bildung die beruflichen, wirtschaftlichen und sozialen Interessen der Südtiroler Arbeitnehmerschaft wahrzunehmen.
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