Von: mk
Bozen – Der Juni ist der Monat der Einkommenserklärungen. Im Vorjahr hatten genau 430.960 Südtiroler dem Fiskus ihre Einkommen gemeldet. Zusammengekommen sind dabei 10,8 Milliarden Euro. Mit einem Schnitt von 24.969 Euro an erklärtem Einkommen pro Steuerzahler steht Südtirol im regionalen Vergleich italienweit an zweiter Stelle, gleich hinter der Lombardei. „Auffällig im Land sind die erheblichen Einkommensunterschiede zwischen Gemeinden und Bezirken, die darin Ausdruck finden, dass die verschiedenen Landesteile auch in unterschiedlichem Ausmaß die Staatskassen füllen“, sagt AFI-Direktor Stefan Perini.
Auch heuer wieder nimmt das AFI | Arbeitsförderungsinstitut die vom italienischen Ministerium für Wirtschaft und Finanzen veröffentlichten Daten der Einkommenssteuererklärungen unter die Lupe. Im Jahr 2020 haben genau 430.960 Südtirolerinnen und Südtiroler dem Fiskus ihre Einkommen aus dem Jahr 2019 gemeldet – in Summe 10,8 Milliarden Euro bzw. 24.969 Euro pro Steuerzahler im Schnitt. Im regionalen Vergleich reiht sich Südtirol an die zweite Stelle, übertroffen nur von der Lombardei (25.776 Euro).
Viele Gutverdiener, ungleich mehr Schlechtverdiener
„Durchschnittswerte sind eine Sache, Verteilungen eine ganz andere“, gibt AFI-Forscher Matteo Antulov zu bedenken. „In Südtirol gibt es 14.926 Personen, die mit Sicherheit mehr als 75.000 Euro brutto pro Jahr einstreichen, andererseits aber auch 111.248 Steuerzahler, die dem Fiskus weniger als 10.000 Euro brutto melden. Überlegungen zu einer größeren Steuergerechtigkeit auch im Land Südtirol seien angesichts dieser Ungleichgewichte bei den Einkommen angesagt, heißt es vom AFI.
Angedacht werden könnte eine Anhebung der regionalen Einkommenssteuer für „Besserverdiener“, sprich für Einkommensbezieher über 75.000 Euro brutto im Jahr, wie dies bereits in mehreren italienischen Regionen geschehen ist, vor allem im Latium, wo der Höchstsatz auf 3,33 Prozent gebracht wurde. „Wir sprechen hier immerhin von Personen, die mindestens 3.500 Euro netto im Monat verdienen und für welche ein solcher Solidaritätsbeitrag verschmerzbar sein dürfte“, ergänzt Perini. Die rechtlichen Voraussetzungen hierfür müssten allerdings für die Provinzen Bozen und Trient erst noch geschaffen werden. Im Unterschied zu den Regionen mit Normalstatut dürfen letz-tere den ordentlichen Hebesatz von 1,23 Prozent maximal um einen halben Prozentpunkt anheben. Um die Progression maximal auszureizen, ist diese Erhöhung bereits mit den Steuererklärungen 2021 vorgesehen, des Weiteren wird die No-Tax Area von derzeit 28.000 Euro auf 35.000 Euro ausgedehnt.
Landkarte zeigt auffälliges Ost-West-Gefälle
Die fünf Gemeinden mit dem höchsten durchschnittlichen Einkommen pro Steuerzahler sind Corvara (30.400 Euro), Pfalzen (29.340 Euro), Bruneck (29.332 Euro), Eppan a.d. Weinstraße (28.581 Euro) und Wolkenstein in Gröden (28.547 Euro). Die Hauptstadt Bozen (27.096 Euro) hat, im Vergleich zum Vorjahr, eine Position verloren und rutscht auf den dreizehnten Platz ab. Am un-teren Ende der Rangliste kommt der Westen ins Spiel. Steuerliche Schlusslichter sind die Vinschger Gemeinden Laas (13.993 Euro), Kastelbell-Tschars (14.135 Euro), Taufers im Münstertal (14.525 Euro), Martell (15.423 Euro) und Latsch (15.966 Euro) „Die erheblichen Unterschiede der Wohlstandsverteilung im Spiegel der Steuererklärungen erklären sich zu einem guten Teil durch die Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur, durch die steuerliche Sondersituation in der Landwirtschaft sowie dem Phänomen der Grenzpendler”, führt Perini aus.
Wer die Kassen klingeln lässt
Die Steuerzahler, die im Durchschnitt am meisten Nettosteuern abführen, wohnen in den Gemein-den Corvara (7.707 Euro pro Steuerzahler), Eppan a.d. Weinstraße (7.625 Euro), Pfalzen (7.588 Euro), Wolkenstein in Gröden (7.540 Euro) und Bruneck (7.535 Euro). Am anderen Ende stehen die Steuerzahler aus den Gemeinden Taufers im Münstertal (3.629 Euro), Martell (3.682 Euro), Schluderns (4.133 Euro), Altrei (4.214 Euro) und Unsere Liebe Frau im Walde-St. Felix (4.255 Eu-ro).
Wenn man die Steuereinnahmen in den einzelnen Bezirken analysiert, stellt man fest, dass die Stadt Bozen, die von allen Bezirken am zweitmeisten Steuerzahler hat, mehr als ein Fünftel (22,0 Prozent) des gesamten Steueraufkommens abführt. Auf Bozen folgen das Burggrafenamt (19,0 Prozent) und das Pustertal (16,2 Prozent). Als kleinster Bezirk trägt das Wipptal (3,7 Prozent) naheliegenderweise auch am wenigsten zu den Staatseinnahmen aus Einkommensteuern bei.