Von: mk
Bozen – Menschen, die in Bozen arbeiten, leben nicht immer in der Stadt, sondern oft auch in deren Umfeld. Das ist an für sich nichts Neues. Was zunimmt, ist allerdings die Anzahl der Pendler aus dem Trentino. Immer mehr Menschen leben in Trient und haben ihren Job in Bozen. Das führt zu ungeahnten Konsequenzen für den Arbeitsmarkt.
Firmen haben immer öfter Schwierigkeiten Personal an Ort und Stelle zu finden. „Private Wachdienste, aber auch Unternehmen in anderen Sektoren haben viele Mitarbeiter aus Mittel- und Süditalien. Die Firmen stellen ihnen Unterkünfte im Trentino zur Verfügung, weil diese dort weniger kosten“, erklärt Mauro Baldessari, Sekretär der Gewerkschaft UIL, laut einem Bericht der italienischen Tageszeitung Alto Adige.
Andere Firmen organisieren täglich Shuttlebusse, um Mitarbeiter aus Trient abzuholen und nach Bozen oder ins Unterland zu bringen. Die Situation könnte für Betriebe im produzierendem Gewerbe, aber auch im Dienstleistungssektor zum Problem werden, denn: Wer hier in Südtirol nur arbeitet, seinen Lebensschwerpunkt aber woanders hat, wird seine Arbeit wechseln, sobald sich die erstbeste Gelegenheit ergibt.
Mitarbeiter von Firmen, die Filialen im Friaul, im Veneto oder in der Lombardei haben, bitten außerdem immer öfter um Versetzung. Grund ist vielfach derselbe: Der Lohn bleibt gleich, doch die Lebenshaltungskosten sind außerhalb von Südtirol deutlich niedriger.
Während sich Angestellte für den Kauf einer 60-Quadratmeter-Wohnung in der Peripherie in Bozen fast ein Leben lang verschulden, besteht in anderen Regionen die Chance, das Darlehen in einigen Jahrzehnten zurückzuzahlen und sich nebenbei auch ein noch ein paar Urlaube zu gönnen.
Unternehmer und Gewerkschaften appellieren an das Land und die Gemeinde, sich mehr für leistbares Wohnen einzusetzen. Den Unternehmern zufolge wird auch die Wohnbaureform von Landesrätin Waltraud Deeg, die erst kürzlich vom Landtag verabschiedet worden ist, nicht viel Änderung bringen. Das Gesetz trage der gestiegenen Inflation und den höheren Zinsen auf Darlehen nicht Rechnung. In Bozen verlangen die Unternehmer von der Gemeinde, vorhandenen Baugrund besser zu nutzen und weiteren zur Verfügung zu stellen.
Baugrund sei insgesamt in Südtirol zu teuer. Die Unternehmer fordern, dass alle Anwohner Anrecht auf den geförderten Wohnbau bei der Errichtung eines Eigenheims haben. Dasselbe sollte für Mietwohnungen gelten, die mindestens 20 Jahre lang zum Landesmietzins an Anwohner vermietet werden.