Von: mk
Bozen – Die Senatskommission für Arbeit und Sozialfürsorge besucht derzeit Südtirol, um sich über das Lehrlingswesen zu informieren.
90 Prozent der Lehrlingsverträge werden italienweit in Südtirol abgeschlossen. Damit gilt das Südtiroler Modell der dualen Ausbildung als Vorbild für viele Regionen. Um vor Ort einen Einblick in die Lehrlingsausbildung zu erhalten, besuchen derzeit die Mitglieder der für Arbeit und Sozialfürsorge zuständigen elften Senatskommission auf Einladung von Senator Hans Berger Südtirol.
Auf dem Programm stand heute ein Besuch in der Landesberufsschule für Handwerk und Industrie, des Lehrbetriebes Kälte Klima Röhler sowie der Landesberufsschule für Handel und Grafik in Bozen. Begleitet wurde die Delegation von Bildungslandesrat Philipp Achammer, dem Direktor des Bereichs deutsche Berufsbildung, Hartwig Gersgtrasser, und der geschäftsführenden Direktorin des Amtes für Lehrlingswesen und Meisterausbildung, Gertraud Aschbacher, die unter anderem die Gelegenheit nutzten, um auf die Bedürfnisse des Lehrlingswesens hinzuweisen.
Auf die Tatsache, dass in jenen Ländern, die ein duales Ausbildungssystem besitzen, die Jugendarbeitslosigkeit bedeutend niedriger ist, wies Landesrat Philipp Achammer gleich nach der Begrüßung der Senatorinnen und Senatoren heute Morgen in der Landesberufsschule für Handwerk und Industrie hin. “Viele Jugendliche sind praktisch begabt und wünschen sich, eine Ausbildung zu beginnen, die die schulische Bildung und die Arbeitswelt miteinander verbindet”, betonte Landesrat Achammer, “für sie müssen wir die bestmöglichen Voraussetzungen schaffen, um sie auf ihrer Lebensplanung zu begleiten und sie auf den Einstieg ins Berufsleben vorzubreiten.”
Bei einer kurzen Präsentation erfuhren die Senatorinnen und Senatoren die wichtigsten Daten rund um das Südtiroler Bildungssystem sowie über die Ausbildungswege in der Berufsbildung, die den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gibt, sich zwischen einer Vollzeitausbildung und einer Lehre zu entscheiden.
Trotz aller Vorzüge, konnten bei dem Treffen auch einige Schwierigkeiten angesprochen werden, die sich zum Teil aus den staatlichen Rahmenbedingungen ergeben. Landesrat Achammer wies darauf hin, dass die strengen italienischen Jugendschutzbestimmungen den Unternehmen häufig Probleme bereiten. “Fünfzehnjährige Lehrlinge können in Italien höchstens sieben Stunden pro Tag und 35 Stunden pro Woche arbeiten”, berichtete Achammer, “dies stellt besonders bei Arbeiten außerhalb der Betriebe – etwa auf Baustellen – eine große Hürde dar, weil die Lehrlinge früher als alle anderen Beschäftigten die Arbeit beenden müssten. Als Folge dieser unterschiedlichen Arbeitszeiten bevorzugen viele Betriebe, Lehrlinge erst zu einem späteren Zeitpunkt einzustellen.” Außerdem gelten für jugendliche Arbeitnehmer zahlreiche Einschränkungen, was in einigen Berufen ebenfalls Nachteile für die Lehrlingsausbildung mit sich bringt: Bäckerlehrlinge können beispielsweise nur sehr eingeschränkt Nachtarbeit verrichten, dies sei aber in ihrem Beruf notwendig, um das Handwerk in seiner Gesamtheit zu erlernen.
Mit großem Interesse nahmen die Senatorinnen und Senatoren anschließend an einem Rundgang durch das Schulgebäude teil, bei dem sie die praktische Arbeit in den Schulwerkstätten kennenlernten. In zahlreichen Gesprächen erhielten sie dabei einen konkreten Einblick in die Ausbildung an den Südtiroler Berufsschulen.
Nach dem Besuch in der Landesberufsschule für Handwerk und Industrie fuhr die Delegation in Begleitung von Landesrat Achammer weiter zur Besichtigung der Firma Kälte Klima Röhler, wo sie auch die Ausbildung der Lehrlinge in den Betrieben kennenlernten.
Nach der Besichtigung in der Berufsschule für Handel und Grafik steht heute Nachmittag dann noch ein Gespräch mit den Vertretern der Berufsverbände auf dem Besuchsprogramm, bevor die Senatorinnen und Senatoren am Abend wieder die Rückreise nach Rom antreten werden.