Von: mk
Bozen – Befristete Verträge sind vor allem im Tourismus und in der Landwirtschaft aufgrund der Saisonalität die typischen Arbeitsverhältnisse. Die aktuelle Arbeitsmarkt-News des Arbeitsmarktservice (AMS) gibt erstmals Auskunft darüber, wie viele der befristeten Arbeitsverhältnisse in unbefristete umgewandelt werden und in welchen Sektoren der Anteil der Stabilisierungen besonders hoch ist.
Unterschiede nach Sektoren
“Die Arbeitsmarktbeobachtung hat ihre vorhandenen Datenbestände ausgewertet und errechnet, dass insgesamt 46 Prozent aller befristeten Arbeitsverhältnisse mit einer Dauer von mindestens einem Jahr stabilisiert, also in unbefristete Arbeitsverhältnisse überführt werden”, gibt Stefan Luther, Direktor des Arbeitsmarktservice, bekannt. “Wer länger als ein Jahr befristet die selbe Stelle besetzt, hat also eine recht hohe Wahrscheinlichkeit, stabilisiert zu werden.” Luther weist darauf hin, dass es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren gibt: Im Tourismus, im Handel und im verarbeitenden Gewerbe werden jeweils zwei von drei befristeten Arbeitsverträgen mit einer Dauer von mehr als zwölf Monaten stabilisiert. Im Bereich Bildung sowie in der Landwirtschaft ist die Wahrscheinlichkeit einer Stabilisierung dagegen geringer.
Bemerkenswert: Vergleich nach Geschlecht
Bemerkenswert ist der Vergleich nach Geschlecht: In allen Sektoren werden befristete Arbeitsverträge von Frauen eher umgewandelt als von Männern. Insgesamt sind Frauen aber überproportional in den umwandlungsresistenten Bereichen wie Bildungswesen und Öffentliche Verwaltung beschäftigt. Deshalb schneiden sie insgesamt betrachtet mit 43 Prozent schlechter ab als die Männer, deren Verträge zu 49 Prozent stabilisiert werden. Die Analyse der Arbeitsmarktbeobachtung fördert einen weiteren interessanten Befund zu Tage: Mit Ausnahme des Bildungssektors ist die Wahrscheinlichkeit, einen unbefristeten Vertrag zu erhalten – sofern das Arbeitsverhältnis um mindestens zwölf Monate verlängert wird – für befristet Beschäftigte in den letzten mehr als 20 Jahren tendenziell gestiegen.
“Unsere Analyse zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur Bestandsdaten, also die Entwicklung der Anzahl der Vertragsformen, sondern auch Bewegungsdaten – die Veränderung der Vertragsformen pro Person – bei der Einschätzung der Arbeitsmarktlage zu berücksichtigen. Wir haben in den letzten Monaten in diese Auswertungsmethode investiert und können daher in Zukunft noch detaillierter über die Entwicklung des Südtiroler Arbeitsmarktes informieren”, führt AMS-Direktor Luther aus. Nur auf Basis gesicherter Informationen sei es möglich, geeignete arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zu konzipieren und umzusetzen.
Weiterführende Informationen und Schaubilder befinden sich im Arbeitsmarkt-News 8/2023, zusätzliche Informationen und Daten zum tagesaktuellen Monitoring finden sich auf der Homepage der Südtiroler Landesverwaltung.