Von: mk
Bozen – Landeshauptmann Arno Kompatscher hat angekündigt, die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung für Pflegekräfte verbessern zu wollen. Trotzdem zeigt sich der ASGB wenig begeistert. Was dabei herauskomme, seien „leere Versprechen, rechtliche Unmöglichkeiten und eine auffallende Ignoranz gegenüber anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen“, kritisiert die Gewerkschaft.
Der Vorschlag, denselben Kollektivvertrag für Krankenpfleger in Seniorenwohnheimen und Krankenhäusern einzuführen, zeige eine fundamentale Unkenntnis der rechtlichen Rahmenbedingungen. „Es ist schlichtweg nicht möglich, einen einheitlichen Kollektivvertrag auf Bereiche anzuwenden, die staatlich unterschiedlich geregelt sind. Das Land kann nicht einfach eine Vereinheitlichung verordnen – das müsste die öffentliche Verhandlungsdelegation eigentlich wissen“, sagt Tony Tschenett, Vorsitzender des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes (ASGB).
Seit der Gründung des einheitlichen Sanitätsbetriebes Südtirol im Jahr 2007 weise der ASGB beharrlich auf die notwendige Harmonisierung der Betriebsabkommen, die in den ursprünglichen Sanitätsbetrieben ausgehandelt wurden, hin. Denn dies habe beispielsweise zur Folge, dass Pfleger in gewissen Sprengeln Zulagen erhalten, in anderen nicht. Leider sei das ständige Drängen auf diese Reform bislang stets mit dem Argument der fehlenden Finanzierbarkeit abgeschmettert worden, so der ASGB.
„Diese Rechtfertigung kann nicht länger aufrechterhalten werden“, unterstreicht Tony Tschenett. „Es ist an der Zeit, in unsere Pflegekräfte zu investieren und dafür Sorge zu tragen, dass die Arbeitsbedingungen in allen Bereichen des Sanitätsbetriebes gerecht geregelt sind. Die jährlich eingeplanten zehn Millionen Euro sind angesichts der Herausforderungen, vor denen wir stehen, schlichtweg unzureichend. Sie gleichen einem Tropfen auf den heißen Stein.“
Zudem habe der Landeshauptmann laut ASGB eine erhebliche Ungleichbehandlung übersehen: „Nicht nur Krankenpfleger benötigen eine Aufbesserung ihrer Arbeitsbedingungen. Unzählige andere Berufsgruppen im Gesundheitssektor sind gleichermaßen betroffen. Es wird höchste Zeit, dass auch diese in den Fokus der Politik rücken.“
Darüber hinaus müsse der Sozial- und Behindertenbereich in den Sprengeln berücksichtigt werden. Auch hier seien höhere Finanzmittel versprochen worden. „Wo sind diese Gelder heute? Es wird Zeit, Taten statt Worte zu zeigen. Anstatt mit großem Trallala unrealistische Ankündigungen zu machen, sollten konkrete, machbare und vor allem nachhaltige Maßnahmen ergriffen werden, um die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen und Sozialbereich zu verbessern“, fordert der ASGB-Chef. „Unsere Pflegekräfte, die tagtäglich einen unverzichtbaren Dienst für die Gesellschaft leisten, haben mehr verdient als leere Versprechen.“