Von: mk
Nals – Wenn ältere Menschen einen runden Geburtstag feiern, dann blicken sie auf ein erfahrungsreiches Leben zurück. Die Seniorenvereinigung in Südtiroler Bauernbund geht zu ihrem 30-jährigen Bestehen darüber hinaus: Bei der heutigen Landesversammlung in Nals machte sie sich intensiv Gedanken über ihre Zukunft.
Im Jahr 1988 wurde die Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund gegründet – als letzte der vier bäuerlichen Organisationen. Ein wichtiges Motiv für die Gründung damals war, den Altbauern zu ihrer Rente zu verhelfen. Gottfried Oberstaller, der Präsident der Seniorenvereinigung, blickte auf die Anfänge zurück: „Damals war die Seniorenvereinigung eng mit dem Patronat im Südtiroler Bauernbund verbunden. Es ging darum, die älteren Menschen am Hof über ihre Rechte zu informieren.“
Bei der Gründung als Bauernbund-Mitarbeiter mit dabei war auch Moritz Schwienbacher, der jetzt als Vereinsberater tätig ist und bei der Jubiläums-Versammlung den Festvortrag hielt. Er spannte den Bogen von den Anfängen der Vereinigung bis in die heutige Zeit: „Mit 13.900 Mitgliedern und über 400 Funktionärinnen und Funktionären hat sich die Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund prächtig entwickelt. Ihr seid eine wichtige Anlaufstelle für die älteren Menschen auf unseren Höfen“, betonte Schwienbacher.
Von der Information zur Unterhaltung
Zurück zur historischen Entwicklung: Mit der Zeit war das anfängliche Informationsdefizit gedeckt und der Vereinigung ging es mehr darum, den Altbäuerinnen und Altbauern eine Alternative zum Alltag auf dem Hof zu bieten, damit sie sich unter Gleichgesinnten unterhalten, austauschen und weiterentwickeln konnten. „Dieser Schwerpunkt hat sich bis heute gehalten – wenn sich auch die Inhalte laufend ändern und an die wechselnden Bedingungen anpassen“, erzählte Oberstaller.
Die steigende Lebenserwartung bringe es mit sich, dass die Senioren längst keine homogene Gruppe mehr sind, sondern sich in „jüngere“ und „ältere“ Senioren mit unterschiedlichen Bedürfnissen gliedern. „Wer jetzt ins Seniorenalter kommt, ist zwar aktiver als früher, aber auch noch stark ins Familienleben und in die Arbeit am Hof eingebunden. Viele tun sich auch schwer mit dem Gedanken, schon zur Gruppe der Senioren zu gehören“, betonte Oberstaller.
Moritz Schwienbacher teilte die Zielgruppe der Seniorenvereinigung in drei Altersgruppen ein: „Die 65- bis 75-Jährigen sind zum Teil noch sehr in die Arbeit am Hof eingespannt und aktiv, die Gruppe der 75- bis 85-Jährigen bildet heute die Stütze der Vereinigung und trägt sie weiter, jene über 85 Jahren brauchen oft die Unterstützung der Jüngeren, um die Angebote in Anspruch nehmen zu können“, erklärte Schwienbacher. Es sei wichtig, für jede Altersgruppe Anreize und Programmangebote zu schaffen, damit alle einen Nutzen aus der Mitgliedschaft in der Vereinigung ziehen können.
Spagat zwischen Erneuern und Bewahren
Oberstaller rief die Funktionäre auf, sich aktiv Gedanken über die Zukunft der Vereinigung zu machen: „Wir sind es, die die neuen Mitglieder verstehen und unsere Inhalte und unsere Ziele an ihre Möglichkeiten anpassen müssen. Gleichzeitig wollen wir natürlich die älteren Senioren nicht vergessen. Es geht darum, das Bestehende zu bewahren und gleichzeitig Neues zu gestalten.“ Dieser Wandel zeige sich auch bei der Schwierigkeit vieler Ortsgruppen, neue Mitglieder oder gar Ausschussmitglieder zu finden. Gerade in solchen Situationen sei es wichtig, sich mit den Interessen und Bedürfnissen derer zu beschäftigen, die als neue Mitglieder in Frage kommen könnten. „Wir müssen die Menschen direkt ansprechen und sie einladen. Wenn dann ein paar zu den Veranstaltungen kommen und sehen, dass ihnen die Gemeinschaft guttut, dann haben wir schon gewonnen“, schlug Oberstaller vor. Wichtig sei es, dass diese jüngeren Senioren auch im Ausschuss vertreten sind, um über ihre Wünsche Bescheid zu wissen.
Auch Schwienbacher unterstrich die Wichtigkeit einer ständigen Verjüngung der Gremien: „Es ist wichtig, jene Leute zu finden, die den Drang haben, sich ehrenamtlich zu engagieren. Sie und ihre Ideen muss man ernst nehmen, nur so schafft man es auch, dass sie sich engagieren“, betonte Schwienbacher.
Oberstaller verglich die Arbeit in einem Ausschuss mit der Arbeit auf einem Hof: „Ich muss die nächste Generation früh genug in die Arbeit einbinden und dabei die Fähigkeiten und vor allem die Begeisterung für diese wecken. Außerdem muss ich den rechten Zeitpunkt erkennen, wann ich mich zurücknehmen und den Platz freimachen soll.“ Am Ende liege die Entscheidung, wie es mit einer Vereinigung weitergehe, bei den Menschen, die sie jetzt gestalten: „Wir sind es, die die Zukunft der Seniorenvereinigung in der Hand haben, und dieser Verantwortung müssen wir uns laufend bewusst sein und dieser laufend stellen!“, betonte Oberstaller.
Traditionen bewusst weiterleben
Grußworte sprachen bei der Versammlung zahlreiche Ehrengäste, die mit ihrer Anwesenheit den Senioren ihre Wertschätzung ausdrückten. Landeshauptmann Arno Kompatscher bedankte sich bei den Senioren für ihre großartige Aufbauarbeit: „Südtirol ist ein bäuerlich geprägtes Land, ihr habt den Grundstein gelegt, dass es uns heute gut geht! Wir sollten Gutes bewahren und motiviert Neues wagen. Wir haben die Verantwortung, aber auch die Freiheit, unsere Traditionen weiter zu pflegen und weiter zu leben.“
EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann rief die Senioren zur Teilnahme an den Wahlen zum EU-Parlament am 26. Mai auf: „Wir müssen uns in turbulenten Zeiten wieder auf den Wert Europas besinnen und den Weg der Zusammenarbeit und Öffnung weitergehen. Damit das gelingt, ist es wichtig, dass alle an der Wahl teilnehmen und jene unterstützen, die Europa auf vernünftige Art und Weise weiterentwickeln wollen.“ Auch Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler und Präsident Gottfried Oberstaller riefen die Senioren auf, die Chance zur Mitbestimmung zu nutzen und an der Wahl teilzunehmen.
Helmut Kritzinger, Obmann des Tiroler Seniorenbundes, gratulierte der Seniorenvereinigung zu ihrem Jubiläum und rief sie auf, diese schöne Gemeinschaft weiter zu pflegen. Die Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer wünschte den Senioren, dass sie das Heute ganz bewusst leben können und sich keine allzu großen Sorgen über das Morgen machen. Landesrätin Waltraud Deeg rief dazu auf, die Senioren in die Mitte der Gesellschaft zu nehmen und wertzuschätzen.